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Der hannoversche Altbischof Horst Hirschler wird 85 Jahre alt
Die Begeisterung für die evangelische Kirche ist bei Horst Hirschler ungebrochen. Am 4. September feiert der Altbischof der hannoverschen Landeskirche, der auch Abt des evangelischen Zisterzienser-Klosters Loccum bei Nienburg ist, seinen 85. Geburtstag. Doch von einem traditionellen Ruhestand ist er weit entfernt. "Ich will es nicht Arbeit nennen, ich bin einfach ununterbrochen tätig", beschreibt er sein vielfaches Engagement. Gerade treibt ihn ein riesiges Bauprojekt um: Das Kloster wird entkernt und bis 2020 grundlegend saniert. "Das soll für die nächsten 250 Jahre halten, da kümmere ich mich natürlich drum."
Vor 18 Jahren hat der evangelische Theologe von seinem Vorgänger Eduard Lohse das Amt übernommen, das für Hirschler die schönste Aufgabe ist, die er sich vorstellen kann: "Dieses wunderbare Kloster mit Leben zu füllen, das ist das Beste." Und das tut er mit all seinen Kräften. Mehr als 15.000 Besucher kommen jährlich in die ehemalige Abtei zwischen Weser und Steinhuder Meer, erleben Führungen, Andachten und Konzerte oder genießen einfach die Stille in den altehrwürdigen Mauern. Die Feiern zum 850-jährigen Jubiläum vor fünf Jahren haben das Kloster noch einmal bekannter gemacht, sagt Hirschler: "In Deutschland und Niedersachsen wurde Loccum ganz neu wahrgenommen."
Heute werden in dem früheren Zisterzienserkloster angehende Pastorinnen und Pastoren ausgebildet. Ihnen allen ist Hirschler ein Vorbild. Der frühere Bischof sei ein leidenschaftlicher Prediger, der es verstehe, seine Zuhörer anzusprechen, sagt der heutige Landesbischof Ralf Meister. "Wer so denkt und redet wie Sie, der inspiriert und bewegt Menschen." Hirschler predige von einem "heißen Glauben" und setze sich für ein lebendiges Christentum ein.
Energie und Tatkraft zeichnen Hirschler schon seit seiner Jugend aus. Der älteste von drei Brüdern ist kaum zehn Jahre alt, als sein Vater 1943 mit 36 Jahren an Lungenkrebs stirbt. Als Elfjähriger erlebt er im März 1945 den Bombenangriff auf Hildesheim, der die Stadt vernichtet. Den Anblick der verkohlten, zusammengeschrumpften Menschen vergisst er nie.
Schon mit 15 Jahren leitet der Heranwachsende die ersten Schülerbibelkreise. Doch bis zum Theologiestudium ist es noch ein weiter Weg. Weil seine Mutter das Schulgeld nicht aufbringen kann, absolviert er eine Elektriker-Lehre bei Bosch in Hildesheim und macht nebenbei das Abitur am Abendgymnasium.
Das Handwerkliche prägt ihn bis heute. Auch die biblische Botschaft will er stets konkret und praxisnah vermitteln. "Es geht darum, alte Bibel-Erkenntnisse mit dem Leben der Menschen zusammenzubringen - und zwar so, dass sie etwas zum Lachen, zum Staunen und zum Weinen haben", erläutert er. Wichtigstes Handwerkszeug für den Pastorenberuf sei die Neugier: "Wer nicht neugierig auf Menschen ist, kann den Beruf fast seinlassen."
Diese Neugier hat den Vater von vier Söhnen immer angespornt: als Schüler- und Gemeindepastor, als Konventual-Studiendirektor des Predigerseminars in Loccum, als Regionalbischof in Göttingen und schließlich von 1988 an als Landesbischof der größten evangelischen Landeskirche. Elf Jahre später ging Hirschler in den Ruhestand und reichte das Bischofskreuz 1999 an seine Nachfolgerin Margot Käßmann weiter. Bis dahin stand der überzeugte Lutheraner außerdem sechs Jahre an der Spitze der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).
Seit mehr als 50 Jahren prägt der glaubensstarke Unruheständler das Leben seiner Landeskirche nun schon unverdrossen - und gern auch eigenwillig - mit. Ein Aufhören kommt ihm nicht in den Sinn: Er sei nach wie vor mit Freude dabei. "Weil es meistens Spaß macht."
Ulrike Millhahn und Michael Grau (epd)