Mehr (Gott-) Vertrauen wagen
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Andacht zum 9. Sonntag nach Trinitatis
Wenn ich einen Satz gar nicht mochte als Kind, dann war es dieser: Dafür bist Du noch zu klein. Heute sage ich genau diesen Satz zu meiner Tochter. Und wahrscheinlich habe ich früher ähnlich die Augen verdreht wie sie heute.
Klar, es gibt immer Dinge, für die Kinder in den unterschiedlichen Altersstufen wirklich noch zu klein sind. Und es ist Aufgabe der Eltern, einzuschätzen, was ein Kind kann und was nicht. Das ist manchmal eine ziemliche Herausforderung und bringt die ein oder andere Diskussion mit sich.
Aber in diesen Diskussionen ertappe ich mich dabei, dass ich den verhängnisvollen Satz mehr aus einem Reflex heraus ausgesprochen habe als dass er wirklich begründet war. Entweder weil das allein zum Bäcker gehen oder selbst den Koffer für den Urlaub zu packen bis vor kurzem wirklich noch nicht geklappt hätte. Oder weil es einfach bequemer war, es selbst zu machen. Dann muss ich mir keine Sorgen wegen der Straßenüberquerung machen oder kann sicher sein, dass wirklich alles Notwendige eingepackt ist.
Es geht also bei diesem Satz im Kern um Vertrauen und Bequemlichkeit. So ist es auch in der biblischen Erzählung über die Berufung des Propheten Jeremia - und gleichzeitig auch ganz anders. Hier ist es der junge Jeremia, der angesichts des Auftrags, den Gott ihm gibt, antwortet: Ich bin zu jung. Jeremia hat (noch) nicht das Vertrauen in sich selbst, um als „Prophet für die Völker“ zu predigen. Und wahrscheinlich ahnt er auch, dass da eine sehr schwierige Aufgabe vor ihm liegt.
Doch Gott lässt diesen Einwand nicht gelten. Er hat einen klaren Auftrag für Jeremia, er vertraut ihm und gibt ihm eine entscheidende Zusicherung mit auf den Weg: Fürchte dich nicht […] denn ich bin bei dir.
Wie würde unser Leben aussehen, wenn wir auch öfter so handeln würden? In der Familie, in unserer Gesellschaft und Kirche? Wenn wir Bedenken und Bequemlichkeit ersetzen würden durch Vertrauen und Gottvertrauen? Es wäre dann nicht alles wie immer. Vielleicht würde auch mal etwas nicht klappen. Aber es wäre Raum für Überraschungen und Herausforderungen. Und in der Brötchentüte würde sich dann das ein oder anderen Gummibärchen finden und im Koffer vielleicht nicht alle Hosen und T-Shirts, aber dafür jede Menge Spielzeug.
Pastor Benjamin Simon-Hinkelmann