14. Was war vergeblich in den letzten sieben Jahren?
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Diese Liste ist lang. Denn natürlich gab es auch durch mich Fehleinschätzungen, Missverständnisse und Scheitern. Es gab kommunikative Pannen.
Nur zwei seien genannt: Zwei Briefe mit großem Aufwand und umfangreichen Überlegungen verschwanden im Nirgendwo. Das heißt, es gab nicht eine einzige Reaktion darauf. Weder, als ich allen Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen des Landes Niedersachsen die Wertschätzung ihrer außerordentlich engagierten Arbeit durch die Evangelische Kirche mitteilte. Noch, als ich allen Kirchenvorständen einen – vielleicht zu deutlichen – Hinweis gab, die Diakoniekassen offensiver und zweckbestimmt auszukehren.
Und es gab manchen Tonfall und manche Strenge in meinem Reden und die –
pastoral nicht unübliche – Verlockung, anderen zuzumuten, was einem selbst
am meisten Spaß und Freude macht, die nicht gut ankam.
Es gab Veränderungen, die mich selbst überraschten und manch frühes Wort, das sich später als frommer Wunsch entlarvte. Z.B. niemals politisch zu predigen, weil die Medien ja nur diese Sätze zitieren würden und an einer klassischen Auslegung kein Interesse zeigen. Bin ich nun doch manchmal medialen Interessen gefolgt und habe mich verführen lassen?
Es gab manche Versuche, in Think Tanks und Diskussionsrunden Türen für die zukünftige Gestaltung zu öffnen oder neue Ideen zu realisieren, die gescheitert sind oder zumindest nicht so erfolgreich wurden, wie ich und andere es sich gewünscht hatten. Dazu gehörten spannende Gespräche über die Zukunft der kirchlichen Berufsgruppen. Für einige Augenblicke dachte man, es könnten Schritte folgen zu einer Überwindung des Säulenmodells der Berufe. Doch wie soll das gehen? Geschehen ist so gut wie nichts. Wir haben großartige Standesvertreterinnen der Berufsgruppen, wir schaffen Gesprächsmöglichkeiten, bauen Kleinstelemente der veränderten Kommunikation zwischen Diakonenschaft, Pfarrerschaft, Kirchenmusikerschaft, Küsterschaft, Gemeindesekretärinnen ein, aber das war es auch schon. Mir scheint manchmal, dass es sich dabei auch um ein sehr deutsches Problem handelt. Und ein Problem, welches immer noch durch eine gut hauptamtlich versorgte Kirche entsteht. Wo entstehen die innovativen Modelle für eine spannende Projektphase?
Und ein zweiter Think Tank, in der Debatte außerordentlich ambitioniert, war das Projekt Dialog-Forum. Die Vorstellungen, mit denen wir angetreten waren, waren andere als die, die wir realisieren konnten. Das war und ist deshalb sensibel, weil es der Versuch sein sollte, in dialogischer Weise mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die mit der Kirche nicht mehr viel am Hut haben, aber sich gegen die offene Gesellschaft wenden. Vielleicht war der Fokus zu eng, und in dem breiten Spektrum einer Gemeinwesendiakonie gelingen solche Beispiele besser. Doch tröstlich schrieb mir der Superintendent i. R. Heinz Behrends zu Pfingsten: „Ich werde übrigens immer noch eingeladen von Kirchenkreisen, Vorträge im Kontext meines Auftrags von Dir (in 2015/16) zu halten. Mein Text ändert sich von Mal zu Mal, weil die Entwicklung so rasch vorangeht. Insofern war unsere Arbeit nachhaltig.“