Startseite Archiv Tagesthema vom 31. Mai 2018

Kirchliche Hochschularbeit im Wandel

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Kirchliche Hochschularbeit ist vielfältig!

Kirchliche Hochschularbeit hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. Oberlandeskirchenrätin Dr. Kerstin Gäfgen-Track und Oberkirchenrat Dr. Marc Wischnowsky aus der Bildungsabteilung der Landeskirche erzählen im Interview, was die Herausforderungen sind und was sie sich für die Zukunft der kirchlichen Arbeit mit Studierenden und Dozentinnen und Dozenten wünschen.

Ein Format der kirchlichen Hochschularbeit war im Februar und März dieses Jahres die Spring School, ein vierwöchiges Studienprogramm im Heiligen Land für Lehramtsstudierende im Fach Evangelische Theologie. In Exkursionen, Vorträgen und gemeinsamen Studieneinheiten lernten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Land der Bibel intensiv kennen, erwarben vertiefte Kenntnisse über Christentum, Judentum und Islam und gewannen Einblicke in die heutige Situation in Israel und Palästina aus erster Hand.

Während der Spring School haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einem Blog über ihre Erlebnisse berichtet. Beispielhaft veröffentlichen wir den Bericht vom Tag 16
 

Gruppenbild in Talitha Kumi mit Zakki Issa. Bild: Spring School

Um 07:45 Uhr begann der Tag mit einer Andacht in der anliegenden Kirche bei Abrahams Herberge. Nach dem Frühstück trafen wir uns zu einem Gespräch mit dem Direktor Naim Muallem. In diesem berichtete er über die Arbeit in und um Abrahams Herberge. Neben dem Gästehaus existiert das sogenannte „Abrahams Zelt“. In diesem werden benachteiligte Kinder unterstützt. So können sie jeden Tag nach der Schule gemeinsam Hausaufgaben erledigen und erhalten in einigen Fächern, beispielsweise in Mathe oder Arabisch extra Nachhilfe. Am Samstag werden verschiedenste Aktivitäten angeboten. Dort können sie miteinander in Kontakt treten und gemeinsam Fußball spielen, tanzen, Theater spielen und vieles mehr, dabei sind die Gruppen heterogen was das Geschlecht und die Religion der Kinder angeht.

Am Vormittag besuchten wir die Talita Kumi Schule, welche zum Bezirk Bethlehem gehört. Talita Kumi bedeutet übersetzt: „Mädchen steh auf“, was in Mk 5,41 steht. Den Namen trug schon das im Jahre 1851 gegründete christliche Mädchenwaisenheim in Jerusalem, welches sich rasant zur ersten Mädchenschule im Nahen Osten entwickelte. Diese erlangte schnell einen guten Ruf, wurde allerdings 1947 zerstört. Anfang der 60er wurde das heutige 90.000m^2 große Gelände gekauft. Heute befindet sich dort das Bildungs- und Begegnungszentrum. Dies umfasst einen Kindergarten, ein Umwelterziehungszentrum (das einzige in Palästina), ein Mädcheninternat, ein Gästehaus und eine Grund— und Oberschule. Die Schule ist eine deutsche, palästinensische, koedukative, interreligiöse, evangelisch lutherische private Gesamtschule. Der Tärger der Schule ist das BMW– Berliner Missionswerk. Die Schüler können ein regionales Abitur erhalten, welches auch in Deutschland anerkannt ist. Zudem wird Deutsch von deutschen Lehrern unterrichtet.

Trotz des evangelisch-lutherischen Leitbildes werden neben Christen auch Muslime aufgenommen. Drei mal pro Woche findet Religionsunterricht statt, wobei in christliche und muslimische Klassen aufgeteilt wird. Zum Abbau von Vorurteilen gegenüber der anderen Religionen findet aber einmal pro Wochen ein gemeinsamer Religionsunterricht statt. Die Friedenserziehung ist eines der wichtigsten Leitbilder der Schule. Nach dem Gespräch mit Zaki Issar zeigte er uns in einem Rundgang das Gelände.

Besuch von Talitha Kumi. Bild: Kirche und Schule

Nach der Mittagspause am späten Nachmittag besuchten uns Herr Zoughbi und Frau Kaiser. Diese führten uns in den Palästina/Israel-Konflikt ein und brachten uns das Program EAPPI (The Ecumenical Accompainment Programme in Palestine and Israel) näher.

Herr Zoughbi spricht sich für eine gewaltfreie Lösung des Konflikts aus und zieht eine zwei Staaten Lösung in Erwägung. Seiner Meinung nach gibt es folgende Probleme: Das Problem der Besetzung und gegen das gesamte System — wobei er betont, dass sich der Unmut nicht gegen die Juden richtet. Er plädiert für eine Koexistenz zwischen Palästinensern und Israelis, wobei alle an einer Lösung mitarbeiten müssen und eine Lösung nur gefundenen werden kann, wenn eine Veränderung stattfindet. Ein Lösungsansatz stellt die wiederherstellende Gerechtigkeit dar. In dem Zuge erwähnte er, dass das palästinensische Gebiet nur noch 17% des ursprünglichen Gebietes beträgt.

Um eine Lösung des Konfliktes zu erzielen, sollten sich die Menschen — laut Herrn Zoughbi — mit Respekt und Toleranz gegenübertreten.

Herr Zoughbi erklärte uns zudem das EAPPI. Dies ist ein vom Weltkirchenrat koordiniertes Programm. Ihre Vision beinhaltet eine Zukunft, in der die Besatzung des palästinensischen Gebietes aufgelöst wird und ein friedliches Zusammenleben basierend auf internationalem Recht geschaffen wird.

Das Programm setzt Begleitpersonen vor Ort ein, die die Gewalt der Besatzung und die Menschenrechtsverletzungen aufzeigen und sich für die Beendigung derer einsetzen. Sie setzen sich für Schutz, Solidarität und Fürsprache der dort lebenden Menschen ein.

Zu den Aufgaben der Begleitpersonen gehört das Begleiten von Schulkindern, Schäfern oder Landwirten sowie Frauen-, Jugend- und Beratungsprogramme in christlichen Gemeinschaften vor Ort und Arbeit in Flüchtlingslagern.

Das Gespräch hat die Gruppe zum Nachdenken über die lokale politische Situation angeregt. Wir sind sehr gespannt, in den nächsten Tagen noch weitere Informationen zu diesem Thema erfahren zu dürfen.

Gespräch mit Naim Muallem. Bild: Kirche und Schule

Hochschularbeit im Jahr 2019

Die kirchliche Hochschularbeit hat sich in den vergangenen Jahren nachhaltig verändert. Im Interview erzählen Anna-Sophie Wiemke, Lehramtsstudentin an der Universität Hannover, und die Pastoren Angelika Wiesel und Dr. Niclas Förster, was für sie das Besondere an kirchlicher Hochschularbeit ist.