"Die Bewahrung der Schöpfung ist unser Ur-Auftrag"
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Klimaschutz zwischen Generationengerechtigkeit und Ökonomie - Fachabend mit Ulrich Kasparick
"Unsere Kinder und Enkel brauchen Unterstützung. Denn der mensch-gemachte Klimawandel wird ihre Zukunft schwer beeinträchtigen - wenn wir nicht handeln."
Ulrich Kasparick, Pastor i.R. und Staatssekretär a.D. engagiert sich seit Jahren für den Klimaschutz. Im September 2017 gründete er das Netzwerk "Für unsere Enkel.org" nach dem Modell "The Elders" von Kofi Anan.
Am 16. Mai wird er seine Initiative im Haus kirchlicher Dienste in Hannover vorstellen und über den Zusammenhang von Klimaschutz, Generationengrechtigkeit und Ökonomie mit den Gästen ins Gespräch kommen.
Wir haben vorab mit ihm gesprochen - über das Netzwerk die Zukunft und was auf uns zukommt.
Sie haben das Netzwerk "Für unsere Enkel" gegründet - um was geht es da und wie kam die Idee?
Das Netzwerk folgt einer Initiative des früheren UN-Generalsekretärs Kofi Annan, der nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst das Netzwerk "The Elders" gegründet hat. Es geht darum, dass politisch Erfahrene mit ihren Netzwerken aktiv werden zugunsten der Enkel-Generation.
Warum ist Ihnen das Engagement so wichtig?
Wenn wir jetzt nicht energisch handeln, hat die Generation der Enkel eine Zukunft, die ich mir nicht wünschen möchte.
Einige Menschen mögen sagen: "Ach, das geht mich doch nichts mehr an. Wenn es soweit ist, dann bin ich längst nicht mehr da." Was antworten Sie da?
An so einem Zynismus beteilige ich mich nicht. Nach uns wollen auch noch Menschen auf dieser Erde leben können. Es ist unverantwortlich, deren Ressourcen zu verbrauchen.
Der Titel der Veranstaltung lautet "Klimaschutz zwischen Generationengerechtigkeit und Ökonomie". Generationengerechtigkeit - was ist das? Und was verbirgt sich hinter dem Titel?
Ökologisch gesprochen haben wir die Ressourcen, die eigentlich unseren Enkeln zustehen, bereits verbraucht. Wir haben ihnen zusätzlich ein extrem teures Rentensystem aufgebürdet und noch eine Menge anderer gewaltiger Lasten zugemutet (Atommüll zum Beispiel).
All das ist äußerst ungerecht. Unsere Generation entzieht den nach uns Kommenden die Lebensgrundlagen. Das ist ungerecht und muss verändert werden.
Was können wir unseren Kindern und Enkelkindern mitgeben, damit sie sich Ihre Welt bewahren können?
Möglicherweise übergeben wir ihnen nur Atommüll und eine Atmosphäre mit einer CO2-Konzentration, wie sie zum letzten mal vor 60 Millionen Jahren (das war die Zeit der Dinosaurier) herrschte. Gegenwärtig haben wir 110 ppm CO2 in der Luft, das ist eine Atmosphäre, wie sie der Mensch nicht kennt. Sie herrschte zum letzten Mal vor 15 Millionen Jahren. Das (!) ist unsere Hinterlassenschaft.
Welche Rolle spielt die Religion, spielt die Kirche, spielt der Glaube mit Blick auf den Klimaschutz?
Die Kirchen sind sehr wichtig. Seit Franziskus mit "Laudato Si" in die Weltöffentlichkeit getreten ist, hat sich - insbesondere in der katholischen Welt - sehr viel getan. Die Evangelische Welt könnte weitaus mehr tun und sehr viel aktiver werden. Gerade weil wir wissen, dass wir nicht "die Herren der Welt" sind, können sich glaubende Menschen engagieren. Die "Bewahrung der Schöpfung" ist ein Ur-Auftrag an uns.
Was möchten Sie den Besuchern der Veranstaltung mitgeben?
Wenn ich nach der Veranstaltung 5 aktive (!) Mitstreiter gewonnen habe für das europäische Netzwerk Fuer-unsere-Enkel.org, das ja schon in Deutschland, Österreich und der Schweiz aktiv arbeitet, dann bin ich zufrieden.
Unzufrieden wäre ich, wenn sich nach dem Vortrag nichts verändert.