Startseite Archiv Tagesthema vom 09. Mai 2018

Jugendandachtspreis 2018

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"Dein Wort in Gottes Ohr"

Nach der Premiere vor zwei Jahren geht der Jugendandachtspreis der Landeskirche Hannovers in die zweite Runde. Bis zum 31. Oktober 2018 können Schülerinnen und Schüler sich mit ihren Andachten um die Auszeichnung bewerben. Vorgegeben wird nur der Bibelvers, der über eine Abstimmung bei Instagram ermittelt wurde: „Wo der Geist Gottes ist, da ist Freiheit.“ (2. Korinther 3,17). 

Die Jurymitglieder Prof. Dr. Jochen Arnold vom Zentrum für Gottesdienst und Kirchenmusik und Pastor Andreas Behr vom Religionspädagogischen Institut in Loccum sprechen im Interview darüber, was eine gute Andacht ausmacht.

Die Landeskirche veranstaltet zum zweiten Mal einen Jugendandachtspreis. Aber lassen sich Andachten aus Ihrer Sicht überhaupt objektiv „bewerten“?

Jochen Arnold: Wir versuchen unter sprachlichen, dramaturgischen und musikalischen Aspekten und natürlich im Blick auf die Zielgruppe Jugendliche durchaus Kriterien zu formulieren, auch wenn das schwer „überprüft“ werden kann. Das ist es hilfreich, dass wir in der Jury ein gemischtes Team aus unterschiedlichen Fachrichtungen in Aus- und Fortbildung bzw. Jugendarbeit sind.

Andreas Behr: Soweit ich mich erinnere, habe ich im Examen zweimal eine Gottesdienstarbeit geschrieben - und dafür auch eine Note bekommen… Aber im Ernst: Natürlich lassen sich Kriterien finden, nach denen entschieden werden kann, ob eine Andacht besser ist als die Andere. Das schöne ist ja, dass Gottes Geist zuzutrauen ist, dass er auch weht, wenn eine Andacht mal nicht so toll ist. Und trotzdem können wir Menschen uns ja Mühe geben, dem Geist Gottes oder auch dem Wort Gottes Raum zu verschaffen. Das ist dann auch eine Qualitätsfrage.

Welche Rolle spielen Andachten heute bei Jugendlichen und in der Kirche überhaupt?

Andreas Behr: Viele Konfis sagen: Das Beste an der Konfer-Zeit war der Gottedienst beim Konfi-Camp. Und meine Konfis sagen immer: Das Beste war der Gottesdienst, den wir selber gemacht haben. Das hat Spaß gemacht. Andacht und Gottesdienst klingt etwas verstaubt, aber, wenn man einmal mit dem richtigen Tuch drüber geht, dann glänzen auch alte Formen so, dass Jugendliche was damit anfangen können.

Jochen Arnold: Kleine Formen in Schule und Gemeinde spielen nach wie vor eine wichtige Rolle. Ich denke, dass Jugendliche am Lagerfeuer besser hören und feiern können als am Sonntagmorgen und dort auch ihre Lieder gesungen werden.

Was macht für Sie eine gute Andacht aus?

Jochen Arnold: Eine gute Andacht hat ein klares Thema, einen biblischen Bezug, berührende Gebete und gute Musik. Und nicht zu vergessen den Segen, der auch einmal persönlich zugesprochen werden kann, etwa mit Handauflegung.

Andreas Behr: Für mich ist eine gute Andacht mindestens so fromm wie frech - oder umgekehrt, sie bewegt sich zwischen Humor und Ernsthaftigkeit. Nein, sie ist voller Ernst humorvoll oder auch voller Humor in aller Ernsthaftigkeit dem Wort Gottes auf der Spur.

Gibt es eigentlich einen großen Unterschied zwischen einer Andacht und einer Predigt? Predigten werden ja nicht selten als eher kompliziert empfunden – nicht nur von Jugendlichen, sondern auch von Erwachsenen. Brauchen wir also mehr Andachten als Predigten?

Jochen Arnold: Eine Andacht bezieht sich nicht zwingend auf den Predigttext des Sonntags. Sie hat in der Regel einen kürzeren Bibeltext. Wie beim Jugendandachtspreis: Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Bilder oder Lieder können auch zum Thema einer Andacht werden oder schlicht ein Thema. Aber das gilt für Predigten in besonderen Gottesdiensten ja auch.

Andreas Behr: Ich würde sagen, dass eine Predigt immer Teil einer Andacht ist. Und eine Andacht ist eine kurze Form des Gottesdienstes. Dabei kommt eine Andacht auch mal ohne Predigt aus, aber eine Predigt nie ohne Andacht drumherum. Eine Predigt ohne Andacht ist wie ein Gebet ohne Hände falten oder wie ein frommes Lied ohne Text oder wie ein Brief des Paulus ohne den Kontext der Bibel.

Frage zum Schluss: Fällt Ihnen ein Thema für eine Andacht ein, zu dem Sie aber noch nie eine Andacht gehört haben?

Jochen Arnold: Mir fällt gerade spontan nichts ein. Ich würde anregen mal über die verschiedenen Bedeutungen von Pneuma, was u.a. Geist oder Wind bedeuten kann, nachzudenken: Was für eine Art Freiheit schenkt denn jetzt der Heilige Geist…

Andreas Behr: Ich will nicht angeben, aber ich habe schon Gottesdienste zu einem Doors-Song, Pulp Fiction und Quentin Tarantino und zu der Farbe Grün gemacht - insofern gibt es vermutlich kein Thema, zu dem man keine Andacht machen kann. Was ich aber manchmal vermisse, ist, dass bei der Suche nach kreativen Andachtsideen oft übersehen wird, dass die Bibel meist die besten (und kreativsten) Ideen liefert. Deshalb freue ich mich, dass für den Jugendandachtspreis ein Bibeltext als Grundlage ausgewählt wurde. Und ich bin sicher: Die Jugendlichen werden daraus Andachten machen mit Themen, die wir noch nie gehört haben.

Themenraum
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Pastor Andreas Behr. Bild: RPI Loccum

Informationen und Teilnahme

Ziel ist es, die Sprachfähigkeit von Schülerinnen und Schülern hinsichtlich ihrer Rede von Gott zu fördern und einzuladen, eine eigene Sprache zu entdecken. Zugleich versteht sich der Wettbewerb als eine Würdigung der kreativen und vielfältigen Andachten, die Jugendliche etwa im Rahmen der Jugend- und Konfirmandenarbeit überall in der Landeskirche gestalten. 

Rückblick auf den Jugendandachtspreis 2016