Startseite Archiv Tagesthema vom 28. April 2018

In der Arbeit selbst wirklich werden

Die Darstellung der Archivmeldungen wird kontinuierlich verbessert. Sollten Sie Fehler bemerken, kontaktieren Sie uns gerne über support@systeme-e.de

Andacht zum Sonntag Kantate

„Spare, lerne, leiste was – dann haste, kannste, biste was“: So war die „Generation Golf“ der zwischen 1965 und 1975 Geborenen zum beständigem Klettern auf der Karriereleiter angefeuert worden.

Eine makellose Arbeitsbiografie gab festen Halt auf dem Weg nach „oben“. Ein guter Job ermöglichte Konsum und Anerkennung. Ein noch besserer Job, die Beförderung oder Gehaltserhöhung sicherten den sozialen Status.

Karriere: Laufbahn zum Ich – Du – Wir

Zukünftig werden immer weniger Erwerbstätige leben, um zu arbeiten. Sie sind dem ursprünglichen Wortsinn von Karriere wieder näher gekommen. Das französische „carrière“ ist vom lateinischen Wort für „Karren“ entlehnt und meint „Fahrstrecke“ oder schlicht „Laufbahn“.

Wer Karriere macht, ist unterwegs. Manchmal geradeaus und mit hohem Tempo; manchmal finden Zwischenhalte statt, befahren Menschen Spielstraßen oder finden aus Sackgassen heraus. Das alles ist Karriere im wahrsten Sinne des Wortes.

Bild: pixabay.com

Sinnvoll Arbeiten

In der Apostelgeschichte wird erzählt, wie ein ausländischer Verwaltungsbeamter einen Karrierekick erhält. Auf einem Karren sitzend und unterwegs zu einem Termin liest er vom Propheten Jesaja und versteht kein Wort. Das wird ihm durch die Frage seines Reisegefährten klar. Den hatte ihm der Heilige Geist kurzerhand mit auf den Bock gesetzt. „Verstehst du auch, was du liest?“, fragt der ihn.

Nichts ist in der Karriere ein solcher Makel wie Unkenntnis. Eigentlich. Indem die beiden ins Gespräch kommen - der eine sein Nichtwissen zugibt und der andere dem Gelesenen Sinn gibt - entfaltet sich die Perspektive: Der Beamte wünscht sich, getauft zu werden. Und nach seiner Taufe heißt es: „Er zog aber seine Straße fröhlich.“

Da entdeckt ein Mensch Sinn – in seinem Leben, der Arbeit, im Alltag. Nicht mehr der Blick nach oben treibt ihn an, sondern das Wissen um das, was Arbeit auch ist: Dass ich selbst wirklich werde. Näher zu mir komme. Erfüllt bin vom Wissen, dass ich wichtig bin. Das lässt leichter und unbeschwerter auf der Laufbahn unterwegs sein. Zufriedener arbeiten.

Generation Y: Arbeit als Selbstverwirklichung

Gute Konjunktur und Fachkräftemangel rücken den Mensch an eine neue Position in der Kette der Wertschöpfung. Digitalisierung und die Herausforderungen durch globale Märkte scheinen von einem anderen Thema abgelöst.

Karriere machen bedeutet für jüngere Arbeitnehmer nicht mehr sozialen Aufstieg, ein Sich-Durchsetzen gegen andere.

Die Generation Y setzt Sinn an die Stelle von Status und das Gestalten von Netzwerken an die Stelle von Eigensinn. Unternehmen und Betriebe kriegen es mit Mitarbeitenden zu tun, für die Arbeit vor allem Sinn und Spaß machen soll.

Immer mehr Erwerbstätige lesen einen Satz wie: „Er zog aber seine Straße fröhlich“ als Leitbild für gute Arbeit. Gut, wenn die Arbeitswelt diesem Bedürfnis nach persönlicher Wertschöpfung Rechnung trägt: Durch neue Modelle zur Arbeitszeit, in der innerbetrieblichen Organisation und der Wertschätzung individueller Biografien. 

Pastorin Nicole Beckmann, Theologische Referentin im Fachbereich Kirche, Wirtschaft, Arbeitswelt
Bild: pixabay.com

Der Bibeltext

Aber der Engel des Herrn redete zu Philippus und sprach: Steh auf und geh nach Süden auf die Straße, die von Jerusalem nach Gaza hinabführt und öde ist. 
Und er stand auf und ging hin. Und siehe, ein Mann aus Äthiopien, ein Kämmerer und Mächtiger am Hof der Kandake, der Königin von Äthiopien, ihr Schatzmeister, war nach Jerusalem gekommen, um anzubeten. 
Nun zog er wieder heim und saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja. Der Geist aber sprach zu Philippus: Geh hin und halte dich zu diesem Wagen! Da lief Philippus hin und hörte, dass er den Propheten Jesaja las, und fragte: Verstehst du auch, was du liest? Er aber sprach: Wie kann ich, wenn mich nicht jemand anleitet? Und er bat Philippus, aufzusteigen und sich zu ihm zu setzen. Die Stelle aber der Schrift, die er las, war diese (Jesaja 53,7-8): »Wie ein Schaf, das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Lamm, das vor seinem Scherer verstummt, so tut er seinen Mund nicht auf. In seiner Erniedrigung wurde sein Urteil aufgehoben. Wer kann seine Nachkommen aufzählen? Denn sein Leben wird von der Erde weggenommen.« Da antwortete der Kämmerer dem Philippus und sprach: Ich bitte dich, von wem redet der Prophet das, von sich selber oder von jemand anderem? Philippus aber tat seinen Mund auf und fing mit diesem Schriftwort an und predigte ihm das Evangelium von Jesus. Und als sie auf der Straße dahinfuhren, kamen sie an ein Wasser. Da sprach der Kämmerer: Siehe, da ist Wasser; was hindert's, dass ich mich taufen lasse? Und er ließ den Wagen halten und beide stiegen in das Wasser hinab, Philippus und der Kämmerer, und er taufte ihn. Als sie aber aus dem Wasser heraufstiegen, entrückte der Geist des Herrn den Philippus und der Kämmerer sah ihn nicht mehr; er zog aber seine Straße fröhlich. Philippus aber fand sich in Aschdod wieder und zog umher und predigte in allen Städten das Evangelium, bis er nach Cäsarea kam.

Apg 8,26-40

bibel_blumen
Bild: Wiebke Ostermeier/lichtemomente.net

Die Autorin

Pastorin Nicole Beckmann