Startseite Archiv Tagesthema vom 26. April 2018

"Unsere Hilfe ist wichtig!"

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Tschernobyl-Hilfe der Landeskirche seit 28 Jahren aktiv

Vor 32 Jahren erschütterte die Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl die Welt. Die Auswirkungen der radioaktiven Strahlungen sind auch heute noch deutlich spürbar.

Regelmäßig fliegt Lars Torsten Nolte nach Weisrussland. Als Referent für die Kinderhilfe Tschernobyl will er wissen, wie es den Menschen geht und sich selbst ein Bild von der Situation vor Ort machen. Auch jetzt ist er in der Region Gomel unterwegs.

"Noch immer wirken radioaktive Substanzen wie Cäsium-137, weil sie über die Nahrungskette in den Körper gelangen und sich dort anreichern. Das führt unmittelbar zur Schädigung von Körperzellen und damit zu Erkrankungen. 

Darüber hinaus machen unsere regelmäßigen Besuche in der Gomeler Region und die Gespräche, die wir dort mit Ärzten führen, deutlich, dass inzwischen auch immer stärker genetische Ursachen für das Aufkommen bestimmter Krankheiten verantwortlich sind. So steigen z. B. im Moment die Schilddrüsenkrebserkrankungen bei jungen Menschen spürbar an, obwohl das bei der Katastrophe zu Beginn freigesetzte radioaktive Jod schon lange zerfallen ist. Ihre Eltern waren aber als Kinder und Jugendliche dieser radioaktiven Belastung ausgesetzt und sind offensichtlich nachhaltig geschädigt worden.

Diese und ähnliche Erfahrungen zeigen uns, dass die Menschen im Gebiet Gomel und vor allem die Kinder auch weiterhin unter den gesundheitlichen Folgen der Reaktorkatastrophe leiden müssen, und dass unsere bescheidene Hilfe auch künftig wichtig ist."

Lars Torsten Nolte
Lars Torsten Nolte, Referent für die Kinderhilfe Tschernobyl

Am 26. April 1986 ereignete sich der schwere Reaktorunfall im Block 4 des Atomkraftwerks von Tschernobyl und erschütterte die Menschen in aller Welt. Eine atomare Wolke breitete sich über weiten Teilen Europas aus. 

Die Folgen dieser atomaren Katastrophe werden niemals verschwinden.

Dies gilt vor allem für die Tschernobyl umgebenden Länder Russland, Ukraine und Weißrussland. 65-70% der ausgetretenen radioaktiven Stoffe gingen auf dem Gebiet von Weißrussland nieder, 22% der Fläche, auf der etwa ein Fünftel der Einwohnerschaft lebt, wurden langfristig radioaktiv verseucht.

Besonders belastet von der radioaktiven Verstrahlung ist das Gebiet Gomel im Südosten Weißrusslands, in unmittelbarer Nähe zu dem an der weißrussisch-ukrainischen Grenze gelegenen Atomkraftwerk Tschernobyl. Deshalb wird den Menschen und vor allem den Kindern in diesem Gebiet seit 1991 die Hilfe und Unterstützung seitens der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, vor allem von zahlreichen ehrenamtlich aktiven Frauen und Männern aus den Kirchengemeinden und Kirchenkreisen unserer Landeskirche zuteil.

Die Tschernobyl-Hilfe der Landeskirche ist seit 1994 in Form einer Arbeitsgemeinschaft organisiert, in der mittlerweile 28 Kirchenkreise Mitglied sind. Die sich Jahr für Jahr verstärkenden negativen gesundheitlichen Folgen der Reaktorkatastrophe für die Menschen in Weißrussland und die anhaltenden wirtschaftlichen und sozialen Probleme in Weißrussland machen unsere Hilfe vor allem für die Kinder im Oblast Gomel weiterhin dringend erforderlich.

Bild: Andrea Horn

Erholung für die Kinder aus Gomel

Kinder aus dem verstrahlten Gebiet kommen jedes Jahr nach Niedersachsen, um sich hier vier Wochen lang von den anhaltenden gesundheitlichen Folgen des Reaktorunglücks zu erholen. Der Aufenthalt in gesunder Umwelt und bei guter Ernährung kann die radioaktive Belastung der Kinder bis um die Hälfte reduzieren. 

Aus der zunächst singulären Ferienaktion im Jahr 1991 wurde ein fester Bestandteil kirchlicher Arbeit. Seither sind mehr als 25.000 Kinder aus der Gomel-Region zur Erholung nach Niedersachsen gereist. 

Ein Pageflow zeigt die Erlebnisse aus 25 Jahren, fragt bei den Gasteltern und erzählt die Geschichte des Projekts.

Stiftung "Kinder von Tschernobyl" hat ein neues Kuratorium

Die niedersächsische Landesregierung hat ein neues Kuratorium der Stiftung "Kinder von Tschernobyl" berufen. Mitglieder des neunköpfigen Gremiums sind unter anderem Landtagspräsidentin Gabriele Andretta, Sozialministerin Carola Reimann (beide SPD) sowie der Leiter des Hauses kirchlicher Dienste der evangelischen hannoverschen Landeskirche, Pastor Ralf Tyra. Die 1992 gegründete Stiftung hilft Kindern aus Belarus, der Ukraine und Russland, die an den Folgen des Atomunfalls von Tschernobyl im Jahr 1986 leiden.

Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Früherkennung und Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen. Die Stiftung liefert etwa Ultraschallgeräte an bedürftige Krankenhäuser und bildet Ärztinnen und Ärzte an diesen Geräten aus. Eine neue Aufgabe ist die Unterstützung des einzigen Kinderhospizes in Belarus. Seit ihrem Bestehen hat die Stiftung nach eigenen Angaben 69 Reisen in die Tschernobyl-Region organisiert, etwa 350 Ultraschallgeräte für mehr als elf Millionen Euro zur Verfügung gestellt und 58 Fortbildungskurse mit mehr als 4.900 Ärztinnen und Ärzten veranstaltet. 

epd