Startseite Archiv Tagesthema vom 03. April 2018

Ein wichtiges Bindeglied auf dem Weg zur Integration

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Die Geschichte von Rosalie Madika scheint auf den ersten Blick die von tausenden anderer zu sein und doch ist sie eine besondere: 2013 aus dem Kongo nach Südafrika geflohen, ist sie jetzt als Pastorin der St. Peter´s- Gemeinde in Pretoria eingeführt worden.

Ihre Einführung markiert einen wichtigen Schritt eines Projekts der Evangelisch-lutherischen Kirche im südlichen Afrika: Es geht um Integration von MigrantInnen und Geflüchteten in die südafrikanische Gesellschaft. Dafür steht auch die Geschichte der ausgebildeten Krankenschwester und studierten Pastorin in besonderer Weise.

Ihre Familie musste infolge des politischen Engagements ihr Land verlassen. Durch glückliche Umstände schaffte sie es, sich zunächst allein mit ihrem einjährigen Baby nach dreimonatiger Flucht nach Südafrika durchzuschlagen. Erst ein Jahr später gelangten ihr Ehemann und die anderen beiden Kinder ebenfalls nach Südafrika.

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Pastorin Rosalie Madika. Bild: J. Lüdemann/ELM

Erste Anlaufstation für Rosalie Madika und ihr Baby war damals das Beratungsangebot für MigrantInnen und Geflüchtete der ebenfalls von der ELCSA-NT betriebenen Outreach Foundation im Johannesburger Stadtteil Hillbrow. Erst im vergangenen Jahr hat die Outreach Foundation mit der Fertigstellung eines Beratungszentrums ihr Angebot erweitern können. Gefördert wurde der Bau des Zentrums mit 130.000 Euro durch die Synode der Hannoverschen Landeskirche. Sie hat das ELM mit der Begleitung des Projektes seiner südafrikanischen Partnerkirche beauftragt.

Täglich von montags bis freitags finden die Neuankömmlinge hier AnsprechpartnerInnen. Diese beraten die MigrantInnen und Geflüchteten
bei den alltäglichen Problemen in einem von Arbeitslosigkeit, Gewalt, Drogen, Kriminalität und Prostitution betroffenen Umfeld.

Die Berufung von Rosalie Madika als Pastorin der St. Peters-Gemeinde kennzeichnet nun einen weiteren Schritt beim Engagement der Kirche für die Integration von MigrantInnen. Madika stellt mit ihrer fachlichen Qualifikation und ihrer eigenen Fluchtgeschichte nicht nur ein wichtiges Bindeglied zur Zielgruppe dar, sondern auch zu den PastorInnenversammlungen, Kirchenkreisworkshops
und Synoden.

Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Beratung von französischsprachigen Geflüchteten sowie die Unterstützung in der Ankunftszeit. Hierfür wird sie ein Netzwerk von Organisationen aufbauen und nutzen, die helfen können, wie z. B. Beratungsstellen, medizinische Einrichtungen und rechtliche Institutionen.

Die Stelle wird in der Gemeinde angesiedelt, die derzeit aus einem Team von zwei hauptamtlichen Pastoren und Büroangestellten besteht, abgesehen von den vielen freiwilligen Mitarbeitenden. Es sei wichtig für Pastorin Madika, in die Gemeinde integriert zu werden, damit dieses Projekt zu einem Teil der Gemeinde werde und nicht eine lediglich auf dem Grundstück der Gemeinde stattfindende separate Einheit. Sie wird sich also nicht nur auf die französische Arbeit konzentrieren, sondern auch regelmäßig im englischen Gottesdienst predigen.

Dies tat sie auch bei ihrem Einführungsgottesdienst in der St. Peter´s-Gemeinde. Die Anwesenheit von Bischof Horst Müller, Mitgliedern
des Kirchenvorstandes und des Regionalbeauftragten des ELM für das südliche Afrika, Pastor Dr. Joachim Lüdemann, machte den Stellenwert der neu geschaffenen Stelle deutlich. „Es wurde mehrfach betont, dass diese Arbeit an Migranten und Flüchtlingen auch von der gesamten Gemeinde mitgetragen werden soll“, so Lüdemann.

Evangelisch-lutherisches Missionswerk in Niedersachsen
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Prof. Dr. Peter Dabrock ist seit 2016 Vorsitzender des Deutschen Ethikrats. Bild: Peter Roggenthin

Die Gemeinde St. Peters

Die Gemeinde St. Peter’s war 1889 eine Gründung deutscher ImmigrantInnen und liegt heute  im Stadtzentrum der Hauptstadt Pretoria. Sie ist eine der ältesten Gemeinden der Ev.-Luth. Kirche im Südlichen Afrika-Natal/Transvaal (ELCSA-NT). In den 1980er Jahren kamen auch englisch- und afrikaanssprachige Gottesdienste hinzu.

Mit dem sich verändernden politischen Klima in Südafrika öffnete sich St. Peter’s für Gemeindeglieder aus allen ethnischen Gruppen, Kulturen und Sprachen innerhalb Südafrikas und darüber hinaus. Heute steht die Gemeinde für ein Beispiel gelungener Integration von Gemeindegliedern unterschiedlichster Hintergründe und Nationalitäten. Eine französische Gemeinde ist zu Fuß zu erreichen, das zuständige Amt für Flüchtlingsangelegenheiten ist ebenfalls in Pretoria.

Sowohl das Beratungsangebot der Friedenskirche in Hillbrow/Johannesburg als auch die Arbeit der Gemeinde von St. Peter´s stellen sich der aktuell drängenden Herausforderung durch die hohe Zahl der nach Südafrika kommenden MigrantInnen und Geflüchteten. Konstruktiv begegnen sie dem Umstand, dass die wachsende Zahl von Vertriebenen aufgrund von Sprachbeschränkungen ausgenutzt oder ignoriert wird. Es gibt einen großen
Bedarf, auf Fremdenfeindlichkeit zu reagieren.

Die Hoffnung ist, dass diese Projekte die Integration der betroffenen Menschen in die südafrikanische Gesellschaft ermöglichen und Menschen wie Rosalie Madika ihren Beitrag dazu leisten können. Darum fördern die Landeskirche Hannovers und das ELM das Engagement ihrer südafrikanischen Partnerkirche.