Versinkt der Mensch im Datenstrom?
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Mit Experten aus dem ganzen Bundesgebiet widmet sich das Hanns-Lilje-Forum in drei Diskussionsrunden in den kommenden Wochen der Digitalisierung. Zur Frage, wie sich das Menschenbild durch die Digitalisierung im Gesundheitswesen verändert, ist am 9. Mai unter anderem der Mediziner und Kabarettist Eckart von Hirschhausen zu Gast..
Zum Auftakt am 4. April spricht der Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, der Erlanger Theologie-Professor Peter Dabrock, über die sozialethischen Herausforderungen von Datenmassen, die im Zuge der Digitalisierung gesammelt werden.
Dabrock diskutiert im Anschluss mit dem Pressesprecher für Technik und Innovation der Continental AG, Enno Pigge, hieß es. Hirschhausen wird unter anderem mit dem Bayreuther Professor für Medizinmanagement, Eckhard Nagel, sprechen. Um Netzpolitik und Bürgerrechte geht es in der letzten Diskussionsrunde am 6. Juni mit dem Gründer und Chefredakteur von netzpolitik.org, Markus Beckedahl, und der hannoverschen Regionalbischöfin Petra Bahr.
Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock, warnt vor einer Abhängigkeit der Menschen von den Angeboten großer Digitalkonzerne. "Mir geht es darum, eine Sensibilität dafür zu erzeugen, dass die großen Digitalkonzerne um uns herum ein Netz spinnen, aus dem wir uns vielleicht nur schwer wieder befreien können", sagte der Erlanger Theologieprofessor im Interview mit der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". "Es besteht die Gefahr, dass so viel über uns gewusst wird, dass es irgendwann zu spät ist für eine wirkliche Selbstbestimmung."
Dabrock mahnte eine gesellschaftliche Verantwortung an. Rahmenbedingungen müssten so gestaltet werden, dass jeder die Möglichkeit habe, sein Leben jenseits eines von großen Konzernen festgelegten Mainstreams zu gestalten. "Als theologischer Ethiker kann ich sagen, dass wir derzeit eine grundlegende Transformation unserer Kommunikationsweisen erleben", sagte er. Dabei würden sicher geglaubte Kommunikationspfade brüchig. "Und wir erleben nicht nur, dass wir uns selbst neu erfinden, sondern auch, dass wir als Menschen im Datenstrom neu erfunden werden."
Der ethische Diskurs hänge den neuen Entwicklungen allerdings keineswegs hinterher. "Gerade diskutieren wir im Deutschen Ethikrat über Keimbahn-Interventionen mit den neuen Möglichkeiten des Genom-Editing, aber Veränderungen am Genom des Menschen wurden noch nicht vorgenommen", sagte der evangelische Theologe. "Gerade in den ambitionierten Wissenschafts- und Technikbereichen findet ein ethischer Diskurs statt, lange bevor die Techniken implementiert werden."
epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen