Startseite Archiv Tagesthema vom 21. Februar 2018

Motivation und Wir-Gefühl

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Motivation ist das Thema beim Epiphaniaskonvent der Diakoninnen und Diakone im Sprengel Hannover

„Das war total gut – man lernt aus den eigenen Fehlern und aus denen der anderen.“ Nadine Förster, Diakonin im Anerkennungsjahr in der Region Gehrden-Wennigsen, ist begeistert: Gerade hat sie sich auf einem an Seilen schwankenden Brett allein mit Muskelkraft und im Team mit Kerstin Dede auf zwei Meter Höhe emporgearbeitet. „Man muss durchschauen, wie das System funktioniert und genau im Blick haben, was die Partnerin macht“, sagt sie weiter – Herausforderungen, die für die Arbeit mit Gruppen ideal sind.

Ermöglicht wurde die Erfahrung auf schwankendem Brett, die neben Nadine Förster noch mehrere Diakoninnen und Diakone aus dem Sprengel Hannover machen konnten, von Sven-Oliver Salzer, Diakon und Erlebnispädagoge aus dem Kirchenkreis Burgdorf. Kistenweise hatte er Seile, Klettergurte, Helme und Handschuhe in die Ephiphanias-Kirchengemeinde in Hannover gefahren, um dort einen Workshop zur Erlebnispädagogik anzubieten. Anlass war der Epiphanias-Konvent, zu dem Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr alle Diakoninnen und Diakone aus ihrem Sprengel eingeladen hatte. Rund 80 von ihnen folgten der Einladung und setzten sich über mehrere Stunden mit ihrer eigenen Motivation auseinander.

„Der Konvent ist ein super Format“, stellte Franziska Feldmann, Diakonin im Anerkennungsjahr im Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen, in der Mittagspause bei Nudelsalat und Fruchtspießen fest. „Wir können inhaltlich arbeiten und haben Zeit für den Austausch.“ Am Vormittag hatte sie bereits am Workshop „Wie verbrenne ich nicht?“ teilgenommen, den Meike Kohzer, Diplom-Psychologin aus dem Haus Inspiratio im Kloster Barsinghausen, leitete. „Es ist super schwierig, sich auf die eigenen Gefühle einzulassen und sie von den Gedanken zu trennen“, stellte Franziska Feldmann dabei fest. „Das muss geübt werden“, bestätigte Meike Kohzer. In ihrem Workshop zeigte sich einmal mehr, dass der Wunsch nach Selbstwahrnehmung und die Beschäftigung mit den eigenen Grenzen „weibliche“ Themen sind: In der intensiv arbeitenden Gruppe saßen zwölf Frauen, jedoch nur zwei Männer. „Es ist hilfreich, immer mal wieder einen Schritt zurückzutreten und den Blick auf die Strukturen von dem auf die Inhalte zu trennen“, gab Meike Kohzer ihnen allen in den Berufsalltag mit. 

Bild: Andrea Hesse

„Wie ermöglichen wir Berufsanfängerinnen und -anfängern einen guten Weg in ihr Berufsfeld?“ – diese Frage stand für Kerstin Dede, landeskirchliche Beauftragte für Diakoninnen und Diakone, im Fokus des Epiphaniaskonvents. Sie berichtet von einer hohen Arbeitszufriedenheit in der Diakonenschaft, von gut genutzten Gestaltungs- und Entscheidungsspielräumen und von viel Anerkennung für die geleistete Arbeit auf Leitungsebene. Dennoch: „Aufgrund der Doppelqualifikation unserer Diakoninnen und Diakone müssen wir überlegen, wie Kirche als Arbeitgeberin attraktiv bleibt und wie wir junge Menschen an uns binden können.“

An der Hochschule Hannover studieren junge Frauen und Männer gleichwertig Religionspädagogik und Soziale Arbeit und erwerben in beiden Arbeitsfeldern den Abschluss. „Sie werden damit sprachfähig sowohl im kirchlichen wie auch im gesellschaftlichen oder staatlichen Raum und können als Übersetzer wertvollen Dienst leisten“, sagt Kerstin Dede. Gleichzeitig berge die Doppelqualifikation die Gefahr, dass sich gut ausgebildete junge Menschen nicht für die Kirche sondern für andere Träger entscheiden: „Da müssen wir mit attraktiven Stellen gegensteuern“, sagt Kerstin Dede. 

Isabel Becker, Diakonin im Anerkennungsjahr in der religionspädagogischen Arbeit des Stephansstiftes in Hannover, wird sich wohl gegen einen kirchlichen Arbeitgeber entscheiden: Obwohl sie sehr gerne im Stephansstift tätig ist, tendiert sie doch dazu, ihre erste Stelle im Berufsfeld Soziale Arbeit zu suchen. „Dabei werden mir die religionspädagogischen Kompetenzen, die ich im Studium und im Anerkennungsjahr erworben habe, sicher helfen“, sagt sie.

Bild: Andrea Hesse

Mit „Magic Moments“, Momenten mit einem intensiven Wir-Gefühl, identitätsstiftender Kraft und hoher Emotionalität, beschäftigen sich die Diakoninnen und Diakone, die mit Fabian Gartmann, theologischer Referent in der Landessuperintendentur, in einem Workshop arbeiten. „Wir wollen das Funkeln dieser Momente in unserer Kirche erleben“, sagt er – um dann gleich hinterher zu schieben, dass man Magic Moments aber nicht planen könne. Freiräume, Überraschungen, Emotionalität zulassen, das innere Kind rauslassen, für magische Momente wach sein, sie erkennen und für sich nutzen – das sind seine Empfehlungen um den Augenblicken, die tief berühren und lange in Erinnerung bleiben, auf die Spur zu kommen. Und: „Es darf auch mal richtig was in die Hose gehen; auch das können besondere Momente sein“, ist Fabian Gartmann überzeugt.

Mit einem Abschluss-Segen verabschiedet Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr die Diakone und Diakoninnen des Sprengels, dankt für die gute Vorbereitung und wünscht allen Teilnehmenden, dass sie nun gestärkt, zufrieden und motiviert in ihre Arbeit gehen mögen. Schaut man auf die Feedback-Plakate am Ausgang, wo Smileys und Herzen klar den Ton angeben, scheint sich dieser Wunsch erfüllt zu haben.

Andrea Hesse
Abschlusssegen. Bild: Fabian Gartmann

DIAKONENKONVENT IN LEMFÖRDE

 „Wir sind nur dafür da, dass es Ihnen hier wohl ergeht und dass sich der Himmel in diesen Tagen über Ihnen öffnet“. Mit diesen Worten und ausgebreiten Armen begrüßte Sr. Dorlis am 10. Januar die 35 Diakoninnen und Diakone aus dem Sprengel Osnabrück im Diakonissen Mutterhaus Vandsburg in Lemförde. Seit einer Woche hatten die Schwestern für die Gruppe gebetet. Mag sein, dass das ein wenig aus der Zeit gefallen wirkt, aber gerade darum ist die Atmosphäre in diesem Haus so außergewöhnlich. „Wenn man im Sprengel ankommen will, muss man hierher kommen. Und ich bin sehr gerne hier“, befand auch Landessuperintendentin Dr. Birgit Klostermeier bei der Begrüßung.

„Bedeutungs(ver)lust kirchlicher Arbeit“ – darum ging es in den drei Seminartagen, zu denen die Landessuperintendentin die Diakon*innen im Sprengel eingeladen hatte. Das Thema hatte die Runde selbst vorgeschlagen und als Referentin für den Impulsvortrag die Landessuperintendentin gebeten. Entscheidend an dem Titel sei das Durchgestrichene/ Eingeklammerte. Mehr noch: die Tatsache, dass durchgestrichen wird, so Dr. Birgit Klostermeier. „Denn es macht einen Unterschied, ob wir uns von Kränkung und Trauer leiten lassen oder von der Freude an der Gestaltung. Nur: wie kommt man von einem zum anderen?“

Brigitte Neuhaus
Diakonenkonvent in Lemförde

Diakon werden

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