"Freiwilliges Engagement wandelt sich"
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Landespastor für Ehrenamtliche geht in Ruhestand
Das Engagement von Freiwilligen wird sich nach Ansicht des Landespastors für Ehrenamtliche in der hannoverschen Kirche, Albert Wieblitz, weiter verändern. "Die Formen werden bunter", sagte Wieblitz. "Immer mehr suchen sich die Ehrenamtlichen genau die Aufgabe, die zu ihnen passt."
Das müsse auch die Kirche berücksichtigen, sagte Wieblitz, der nach mehr als zehn Jahren in der Leitung der Ehrenamtlichenarbeit der größten evangelischen Landeskirche Ende Februar in den Ruhestand geht. "Die Ehrenamtlichen warten nicht mehr, bis der Pastor ihnen sagt, was zu tun ist."
In der Kirche habe sich mittlerweile eine Ehrenamtkultur herausgebildet, sagte der Leiter der Arbeitsstelle Ehrenamt, die 2006 als erste innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland gegründet wurde. Wichtig sei dabei, den Ehrenamtlichen mit Zutrauen entgegenzukommen. "Wir müssen ihnen große Spielräume überlassen." Dazu gehöre, dass die Freiwilligen auch selbst entscheiden, wie viel Zeit sie einbringen. "Ehrenamtliches Engagement ist nicht selbstverständlich."
Die Arbeitsstelle, die unter anderem Hauptamtliche im Umgang mit den Freiwilligen schult, sei immer wieder auch "Stachel im Fleisch", sagte Wieblitz. "Manchmal erscheint es leichter, im kleinen Kreis etwas zu entscheiden, als viele Ehrenamtliche einzubinden", erläuterte er. Dies sei allerdings ein Trugschluss. "Information und Transparenz ist die Währung der Würdigung."
Weil die Zahl von Pastorinnen und Pastoren zurückgehe, werde die Rolle der Ehrenamtlichen wichtiger. Dies könne auch zu Konflikten führen, etwa wenn Pastoren um ihre Rolle fürchteten, weil zunehmend ehrenamtliche Prädikanten selbstständig Gottesdienste hielten. "In den meisten Fällen ist die Zusammenarbeit aber kollegial", sagte Wieblitz. Auf keinen Fall dürften die Freiwilligen zu Lückenbüßern werden. "Genau das wollen sie nämlich nicht."
Zunehmend brächten sich auch Menschen ein, die gar nicht Mitglied der Kirche sind. Sie sähen in der Kirche weiterhin eine sinnstiftende Organisation. "Da können Menschen dann Spaß daran finden, sich zu engagieren." Die Mitgliedschaft sollte keine Bedingung dafür sein, mitmachen zu können. Das Ehrenamt könne auch Türen wieder öffnen für Menschen, die sich abgewendet haben.
„Mir war es auch wichtig, Ehrenamtliche theologisch sprachfähig zu machen“, so Pastor Wieblitz. „In meinen Seminaren habe ich auch immer einen Überblick darüber vermittelt, was heute zum Glauben zu sagen ist.“ Durch eine kritische Auseinandersetzung mit der Bibel und den theologischen Aussagen der Tradition ermöglichte er den Ehrenamtlichen, dass sie eine eigene Haltung zu Glaubensfragen einnehmen können.
Geboren und aufgewachsen ist Wieblitz in Brome bei Gifhorn. Auch während der 26 Jahre im AfG und HkD blieb er in der Heide wohnen. „Ich bin ein Heidjer!“, sagt der 64-Jährige. „Das Dorfleben hat mich geprägt.“ So wird er sich im Ruhestand weiterhin in einem Verein zur Dorfentwicklung engagieren und im Chor singen. Auch als Coach wird er weiterhin tätig sein. Vor allem freut er sich darauf, Zeit für die Familie zu haben: Seit zehn Monaten hat er zwei Enkelkinder.