#religramme
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Eröffnung der Wanderausstellung in Göttingen mit interreligiösem Poetry-Slam
Eine interaktive Wanderausstellung über die religiöse und kulturelle Vielfalt Niedersachsens wird ab Dienstag in Göttingen gezeigt. 20 Frauen und Männer aus verschiedenen Religionsgemeinschaften - unter anderem Christen, Jesiden, Muslime, Juden, Buddhisten und Hindus - geben darin Auskunft über sich und ihren Glauben, teilte die evangelische Hochschulpastorin Eva Jain mit. Die von der hannoverschen Landeskirche konzipierte Schau unter dem Titel "Religramme - Gesichter der Religionen" ist bis zum 7. Februar in der Aula des Göttinger Max-Planck-Gymnasiums zu sehen.
Die Protagonisten werden mit großformatigen Fotos und persönlichen Texten vorgestellt. Zudem sind wichtige religiöse Gegenstände wie eine Thorarolle, ein Koran oder eine Taufschale zu sehen sowie religiöse Musik und Interviews zu hören. Über das soziale Netzwerk Instagram können die Besucher mit den Porträtierten in Kontakt treten, Bilder posten, Fragen stellen und Kommentare schreiben. Das Begleitprogramm umfasst etwa eine "Lange Nacht der Offenen Gotteshäuser, zwei Podiumsdiskussionen und einen interreligiösen Poetry-Slam.
In einer multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft ging die etablierte Religiosität zurück, sagte Pastorin Jain. Angesichts von daraus entstehenden Herausforderungen und Konflikten sei es wichtig, sich "fundiertes Wissen" über Religionen anzueignen und mit Menschen unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen in einen konstruktiven Austausch zu treten. Veranstalter der Göttinger Ausstellung sind unter anderem das Gymnasium und die Evangelische Studierendengemeinde. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Landesbischof Ralf Meister haben die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen.
Ein interreligiöser Poetry-Slam zur Eröffnung - Was hat Sie besonders beeindruckt?
Eva Jain: Es war ein bunt gemischter, spannender Abend. Neben Menschen, die tagsüber an einem Worshop teilgenommen hatten und z.T. zum ersten mal an einem Slam teilnehmen, traten vier "professionelle" Slammer*innen auf. Die Stimmung an dem Abend war entspannt und fröhlich. Besonders beeindruckt hat mich, wie Felix Römer professionellen und nichtprofessionellen Slammer*innen gleichermaßen wertschätzend ihre Bühen gegeben hat und uns als Publikum begeistern konnte. Besonders beeindruckt hat mich der Mut und die Begabung der "Neulinge".
Warum war die Veranstaltung interreligiös ausgerichtet - und was heißt das eigentlich?
Eva Jain: In der Ausstellung "#Religramme - Gesichter der Religionen" war ein Poetry Slam mit verschiedenen "Gesichtern der Religionen" geplant. Teilgenommen haben Christ*innen (ev. und kath.), eine Muslima, ein Atheist und ein Mensch mit jüdischem Hintergrund. Sie sollten verschiedene kulturelle und religiöse Facetten ihrer Identitäten und unserer Gesellschaft repräsentieren. Obwohl die Slammer*innen nicht die Auflage hatten, über religiöse Themen zu slammen, kamen sie dennoch zumindest indirekt bei den meisten zur Sprache. Das war faszinierend. Faszinierend war gleichzeitig auch, dass deutlich wurde, dass die Vielfältigkeit der religiösen und weltanschaulichen Unterschiede überhaupt keinen ausschließenden Charakter hatte, sondern ein Kriterium neben vielen anderen verbindenden war.
Gab es einen Gewinner und ein Gewinner-Thema?
Eva Jain: Wir waren uns einig, dass alle zwölf Slammer*innen gewonnen haben. Unter den vier professionellen gab es noch einmal eine Abstimmung, aus der Benjamin Polliak mit seinem "Brief an meine Freundin" als Sieger hervorging. Dicht gefolgt von Aylin Celik mit ihren "1000 Männern im Kopf", Bo Wimmer mit seinem Überlegungen dazu, wie es wäre, wenn er Papst wäre und Michael Göhre übers Sterben und vor allem die Schönheit des Lebens mit seinen ganzen ersten malen.
Was war Ihr persönliches Highlight?
Eva Jain: Mir haben die Teilnemehmenden ohne Slamerfahrung sehr gefallen mit ihren Texten, ihrem Mut, mit ihren Begabungen, mit ihrer Sprachfähigkeit und ihrem Witz. Zwei von Ihnen und die professionellen Slammer*innen haben mich sehr zum Lachen gebracht. Am tiefsten beeindruckt und berührt hat mich aber Homam Alfarkh. Ich kenne ihn seit etwa einem Jahr aus dem Integrationsprojekt von ESG und khg "Treff für junge Menschen". Er ist 2015 aus Syrien geflohen. Zu sehen, wie er jetzt in Göttingen in der Uni auf der Bühne steht und erst ein selbstgeschriebenes deutsches wunderschönes Gedicht über die Liebe und anschließend eins auf arabisch vorgeträgt - das war für mich etwas ganz Besonderes.
Die Ausstellung Religramme ist nun in Göttingen eröffnet. Was macht sie so besonders und wie passte der Poetry-Slam da dazu?
Eva Jain: Die Ausstellung an sich macht Besonders, dass die Statements der portraitierten "Gesichter der Religionen" unkommentiert nebeneinander stehen. Dass es keine unterschiedliche Gewichtung oder Wertung der einzelnen Menschen und Religionsgemeinschaften gibt. Zu sehen gibt es Menschen einer Gesellschaft, die manches trennt und viel mehr verbindet. Der Poetry-Slam der Ausdruck eines Lebensgefühls gewesen, das genau dies widerspiegelt. Auch wenn wir unterschiedlichen Religionen angehören und die auch zeigen, unsere Werte, unsere Sehnsüchte, unsere Kultur, unsere gemeinsamen Erfahrungen, Freundschaften und das, worüber wir gemeinsam schimpfen, lachen oder weinen können verbinden uns.