Startseite Archiv Tagesthema vom 28. November 2017

Auf dem Weg zur Kirche des gerechten Friedens

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Auf der IX. Tagung der 25. Landessynode geht es heute unter anderem um das Thema Friedensarbeit

"In der Landeskirche hat sich viel bewegt. Die Landessynode hat vor einem Jahr beschlossen, dass wir auf dem Weg sind, Kirche des gerechten Friedens zu werden" sagt Pastor Lutz Krügener, der als Beauftragter für Friedensarbeit im Haus kirchlicher Dienste in Hannover arbeitet. "Jetzt tagt sie wieder und in dieser Tagung soll das konkret werden!"

Das Arbeitsfeld Friedensarbeit der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers mit seinen Angeboten zu Gewaltprävention, Konfliktbearbeitung, Friedensgottesdiensten und Andachten, Friedensethik und Friedenspolitik möchte zum Frieden beitragen.

Angesichts wachsender Rüstungsexporte, kriegerischer Auslandseinsätze der Bundeswehr, zunehmender Entsolidarisierung in der Gesellschaft ist dies von besonderer Relevanz. Den Frieden noch weiter ins Zentrum der kirchlichen Arbeit zu rücken und den friedensethischen Diskurs gesellschaftlich fruchtbar zu machen, ist bleibender Auftrag der kirchlichen Friedensarbeit.

"Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, diese drei Dinge müssen immer zusammen geschaut werden! Und es liegt auf der Hand, dass es - sowohl in der Vergangenheit als auch ganz aktuell - in allen drei Bereichen brennt!" sagt Lutz Krügener.

In Zeiten der konkreten Bedrohung durch Krieg und Terror, gilt es noch einmal vertieft zu fragen, welchen Beitrag die Kirchen zu einem gewaltfreien Zusammenleben der Menschen beitragen können, welche Alternativen es gibt zu Krieg und Gewalt? Welche Chancen und Herausforderungen stellen sich für das geistlich-spirituelle Leben in Gemeinde und Kirche?

Bild: HkD

Im Antikriegshaus werden Ausstellungen, Bücher, Zeitschriften, Plakate und Videofilme gesammelt und Interessenten zugänglich gemacht.

Ein Schwerpunkt im Archiv und in der Bibliothek besteht in der Dokumentierung von Persönlichkeiten, die konsequent in der Friedensarbeit tätig sind bzw. waren. Im Antikriegshaus finden Vorträge, Literaturlesungen und Theateraufführungen statt, außerdem Ausstellungen zu wechselnden Themen, die z.T. hier erarbeitet werden.

Die Dokumentationsstätte zu Kriegsgeschehen und über Friedensarbeit Sievershausen wurde 1979 gegründet. Die Mitglieder des Vereins haben mit freiwilligen Helfern aus dem In- und Ausland ein altes Fachwerkhaus abgebaut und neben der Kirche von Sievershausen als Antikriegshaus wieder aufgestellt - dort, wo 1553 die blutigste Schlacht auf niedersächsischem Boden stattfand.

Vor dem Antikriegshaus ist auf dem ehemaligen Schlachtfeld ein Geschichtsfeld entstanden. Hier wurde 1989 das DankMal errichtet in Erinnerung an diejenigen, die in der Zeit des Nationalsozialismus Verfolgten geholfen haben. Dazu gehört auch das DankMal-Archiv mit Literatur und Dokumenten aus jener Zeit.

Nach dem Fall der innerdeutschen Grenze kam 1991 das MauerMahnMal aus drei Teilen der Berliner Mauer hinzu, das an die gewaltfreie Überwindung einer unmenschlichen Grenze erinnert. Drittes Element des Geschichtsfeldes ist das Deserteurdenkmal, das seit 1997 all jene Menschen ehrt, die sich dem staatlich verordneten Morden widersetzten und entzogen bzw. dies heutzutage tun.

Bild: Antikriegshaus Sievershausen

Der 45-jährige Diakon Michael Freitag-Parey ist der einzige Friedenspädagoge, der im Auftrag der hannoverschen Landeskirche an einer NS-Gedenkstätte arbeitet.

Zusammen mit Kooperationspartnern organisiert er auf dem Gelände und in der Region des ehemaligen Kriegsgefangenen- und KZ-Auffanglagers Sandbostel Projekte, in denen es um die zentrale Frage geht, wie Gewalt und Krieg überwunden werden können. "Gedenkorte wie das ehemalige Lager geben wichtige Impulse, um dafür Ideen zu entwickeln", ist Freitag-Parey überzeugt.

Grundschüler, Konfirmanden, Schulklassen - Michael Freitag-Parey organisiert sehr unterschiedliche Projekte und Formate zur Friedensarbeit. 

Für Konfirmanden und Jugendliche bietet er neben interaktiven Rundgängen in der Gedenkstätte handlungsorientierte Projekte wie Workcamps und Sommerfahrten an, um Zeitzeugen zu besuchen und ganz nebenbei immer wieder über demokratische Prozesse nachzudenken. "Mir geht es um die Erkenntnis: Geschichte hat das Leben meiner Familie verändert - und beeinflusst auch mein Leben."

Eingebunden ist die Arbeit in das Netzwerk "Frieden und Erinnern", das die hannoversche Landeskirche mit unterschiedlichen Angeboten für Jugendliche an mehreren Orten in Niedersachsen organisiert. Was die Arbeit des Friedenspädagogen in Sandbostel angeht, so sieht Gedenkstättenleiter Andreas Ehresmann darin große Chancen. "Wir können mit ihm gut Jüngere ansprechen." Es komme darauf an, bei Jugendlichen ein kritisches Geschichtsbewusstsein zu wecken, das Zusammenhänge hinterfrage. Die Arbeit daran ist nie beendet, ist Freitag-Parey überzeugt. Deshalb setze er in seinen Projekten "keinen Punkt, sondern einen Doppelpunkt".

Michael Freitag-Parey diskutiert mit Grundschülern anhand von Bildern über Krieg, Frieden, Flucht und Heimat. Bild: Dieter Sell/ epd-Bild

Kirche des gerechten Friedens - die Positionen

Fonds "Frieden stiften"

Der Fonds "Frieden stiften" ist nach dem Beschluss vom 26. November 2010 der 24. Landessynode durch das Landeskirchenamt und das Haus kirchlicher Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers aus einer regelmäßigen landeskirchlichen Kollekte eingerichtet worden, um Kirchengemeinden, Kirchenkreisen und anderen kirchlichen Einrichtungen bei der Durchführung von friedensstiftenden und gewaltpräventiven Projekten zu ermutigen und unterstützen. 

Mit dem Fonds "Frieden stiften" sollen konkrete Projekte zur Überwindung von Gewalt gefördert werden, insbesondere wenn kirchliche Einrichtungen und Initiativen im Einzugsbereich der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers mit ihrem gesellschaftlichen Umfeld kooperieren.

Bild: HkD

Frieden verorten

Viele Kirchen wollen sich auf den Weg begeben, „Kirche des gerechten Friedens“ zu werden. Für diesen Weg braucht es Menschen, die sich dafür engagiert und qualifiziert einsetzen.
Diese Fortbildung will jeden persönlich für diesen Weg stärken und dabei unterstützen, eine eigene Haltung der aktiven Gewaltfreiheit zu entwickeln. Des Weiteren geht es darum, wie dieser konstruktive Umgang mit Konflikten im pädagogischen Prozess in der Arbeit mit jungen Menschen und Erwachsenen vermittelt werden kann.