Human Flow
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Film von Aktionskünstler Ai Wieweit über Flüchtlingsströme/ Persönliche Eindrücke von Landesbischof Ralf Meister
Die zwei Faktoren, die das 21. Jahrhundert prägen und verändern werden, sind der Klimawandel und die Migration. Am Umgang mit beiden Phänomenen wird sich die Zukunft der Menschheit und die Lebensfähigkeit unseres Planeten Erde entscheiden. Zum Thema der Migration hat einer der berühmtesten Künstler der Gegenwart, Ai Weiwei, mit dem Film HUMAN FLOW ein eindrückliches Statement abgegeben.
Wer in 140 Minuten die Reise Ai Weiweis durch Flüchtlingslager in Wüstenlandschaft oder auf Schlammfeldern verfolgt, wer das unwürdige Leben von Greisen, hochschwangeren Frauen und Kindern in Zelten, Containern oder im Flugzeughangar gesehen hat, der hält die in europäischen Ländern heftig diskutierte Frage nach einer „Obergrenze“ für eine marginale Entscheidung, die im Angesicht der Dimension dieser Menschheitsherausforderung wie eine politische Posse erscheint.
Ai Weiwei dreht einen Dokumentationsfilm und setzt sich als Betrachter zeitweilig mit ins Bild. Man sieht ihn mit dem Handy filmen, man sieht ihn in der stillen Betrachtung einer Szene oder an der Route der Flüchtlinge. Diese Ereignisse, so zeigt er, erlauben nicht eine distanzierte Wahrnehmung, sondern sind immer beteiligte Beobachtung. Und die entscheidende Frage ist, ob die Weltgesellschaft bereit ist, sich zu beteiligen.
Auf der Pressekonferenz während der Filmfestspiele in Venedig beschreibt er sich nicht als Erklärer. Er habe keine Antwort, er selbst bleibe nur Zuschauer. Doch zugleich dokumentiert er in Bildern die Dimension dieser Migrationsbewegung als eine Tragödie, die nicht die Menschheit, sondern den einzelnen Menschen trifft. Es ist nicht „die Flüchtlingswelle“ oder der „Strom der Menschen“, sondern das Bild von Abermillionen einzelnen Personen, die aufbrachen, um eine andere, sichere, bessere Welt zu finden.
Die Kritik auf diesen Film, als er in Venedig auf der Filmbiennale gezeigt wurde, war vom Publikum und den Journalisten scharf: „Kennen wir“, „Nichts Neues“, „Zu lang“.
Dieser Film hat kein gutes Ende. Aber er stellt in seiner Totalität, mit der er dieses Drama der Menschheitsgeschichte erzählt, die Frage, ob die Weltgemeinschaft diese Herausforderung des 21. Jahrhunderts annimmt oder scheitern wird.
Landesbischof Ralf Meister