"Was willst du in unserer Kirche zeigen?"
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20 neue Kirchenführerinnen und Kirchenführer zertifiziert
20 Ehrenamtliche haben am Wochenende ihr Kirchenführer-Zertifikat in Hermannsburg bekommen. Allgemeinmediziner Dr. Detlef Neuhaus ist einer von Ihnen. Er erzählt, was ihn dazu gebracht hat, diese Ausbildung zu machen - und was seine Schwiegermutter dazu sagt.
„Kirchenführer? – Was will er denn in eurer Kirche zeigen?“ Meine Schwiegermutter war etwas skeptisch, als sie von meiner Teilnahme an einem Ausbildungskurs für „Ehrenamtliche Kirchenführer(innen)“ hörte. Unter dem Motto „Kirchen lebendig werden lassen“ veranstaltet die Evangelische Landeskirche Hannover schon zum wiederholten Male diesen Lehrgang. Im Laufe von acht Wochenendseminaren an verschiedenen Tagungsstätten in Niedersachsen sollen den Teilnehmern Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt werden, die sie in die Lage versetzen, Kirchenführungen zu gestalten. Neben einer Vermittlung von Faktenwissen über Architektur, Kirchengeschichte, Symbolik und theologische Themen stehen dabei unter anderem auch die Gastgeberrolle, Schulungen in Didaktik und Rhetorik sowie organisatorische Fragestellungen auf dem Programm.
Zugegeben: Ich hatte bei meiner Anmeldung nicht unbedingt das Ziel vor Augen, den Hümmling-Touristen demnächst unsere evangelische Kirche zu präsentieren. Vielmehr reizte mich eher das interessante Curriculum, das meinem allgemeinen Interesse für Kirchen entgegenkam und mich zu einer Teilnahme „just for fun“ veranlasste.
Im Laufe einer näheren Beschäftigung mit der Markuskirche und ihrer kurzen Geschichte wurde aber deutlich, dass auch unser auf den ersten Blick so unscheinbares kleines Gotteshaus Besonderheiten in sich birgt, die für fremde Besucher von Interesse sein können. Die Planung und Entstehung nur wenige Jahre nach dem Krieg, die aus der Not geborene einfache, sparsame Bauweise und die besondere Rolle, die das Gebäude seitdem bei der Integration von evangelischen Christen gespielt hat, die als Fremde in diese Gegend kamen, sind einige dieser Merkmale.
Auch bietet das Innere der Kirche mit ihrer schlichten Ausstattung, ihrem wandlungsfähigen Altar Möglichkeiten, mit Besuchern über das Leben in diesem Kirchenraum zu reflektieren. Und: Welche Kirche kann sich schon mit dem Prädikat schmücken, zum Werk eines Architekten wie Prof. Bartning zu gehören, für das die Anerkennung als Weltkulturerbe angestrebt wird?
Bei dem Treffen einer Arbeitsgruppe des Kurses am 20. September hatte ich erstmalig die Gelegenheit, durch unsere Markuskirche zu führen. Diese Arbeit in kleinen „Regionalgruppen“, die sich am Wohnort der Teilnehmer treffen, ist ein weiterer Bestandteil des Ausbildungslehrgangs.
Dort stellt jeder den anderen seine „Heimatkirche“ vor. Nach einem kurzen Abstecher in die Berßener Herz-Jesu-Kirche (sehenswert wegen ihrer reichen Ausstattung aus der Zeit um 1900) traf sich unsere kleine Gruppe, bestehend aus Pastorin Amelie zu Dohna, Referentin der Sparte „Kirche im Tourismus“ in der Landeskirche, Grete Schaer aus Nienburg und Kerstin Diers aus Harpstedt an der Markuskirche. Pastor Voß begrüßte uns vor seiner Arbeitsstätte, begleitete uns während der Führung und gab (wann bekommt man das schon mal zu hören?) sogar ein kurzes Orgelspiel zum Besten. Für die beiden anderen Kursteilnehmerinnen, die demnächst durch ihre altehrwürdigen Stadtkirchen führen werden, war unsere kleine „Diasporakapelle“ jedenfalls eine neue Erfahrung. Einig waren wir uns schließlich darin, dass auch unsere Kirche durchaus Anreize bietet, besichtigt zu werden.
Kirchenführung in der Sögeler Markuskirche ? Vielleicht sollte das ein festes Angebot der Kirchengemeinde werden.
Dr. Detlef Neuhaus