Startseite Archiv Tagesthema vom 30. Juni 2017

Machst du noch Urlaub oder „fairreist“ du schon?

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Karikatur von "Brot für die Welt" zu den Sommerferien

Laut der internationalen Welttourismusorganisation (UNWTO) reisen jährlich 1,2 Mrd. Menschen um die Welt. Und es werden kontinuierlich mehr: Schätzungen zufolge werden im Jahr 2030 1,8 Milliar- den Touristen international verreisen. Das ist problematisch, denn schon jetzt ist die Situation an vielen paradiesischen Orten der Welt nicht mehr ganz so paradiesisch. Die Massen an Touristen verbrauchen viele Ressourcen, wie Wasser und Energie.

Besonders der Flugverkehr trägt zu hohen CO2- Emissionen bei, die den Klimawandel beschleunigen. Darüber hinaus produziert die Tourismusbranche viel Müll, vor allem Plastik in Form von Flaschen, Tüten, Trinkbechern und Verpackungen. Es ist der Tourismus selbst, der zu einer Entwertung der Traumreiseziele führt: Denn wer möchte schon im Meer schwimmen, wenn dort Plastikmüll schwimmt? Die Natur, das Klima und die Bevölkerung in den Reiseländern zahlen als erste den Preis für den Massentourismus.

Bild: Brot für die Welt
Bild: Brot für die Welt

Zwar ist die Tourismusbranche für viele Länder ein wichtiger Beitrag für die Wirtschaft eines Landes, aber es ist wichtig darauf zu achten, wie der Tourismus zur Wirtschaft eines Landes beiträgt. Wenn zum Beispiel eine Bauernfamilie von ihrem Land vertrieben wird, weil dort ein großes Hotel gebaut wird, dann ist das für das Bruttosozialprodukt zwar „gut“, aber nur auf dem Papier. Denn wenn die Mitglieder der vertriebenen Bauernfamilie, dann in genau diesem Hotel als schlecht bezahlte Arbeitskräfte mit zu langen Arbeitszeiten arbeiten müssen, ist das keine gute Entwicklung für die lokale Bevölkerung. 

In erster Linie sind es nicht die bereisten Länder, die am Tourismus in ihrem Land verdienen, sondern die Reiseveranstalter, Hotelketten, Fluggesellschaften und Kreuzfahrtreedereien. Mehr als die Hälfte des Geldes, dass im Tourismus umgesetzt wird, fließt zurück in die Herkunftsländer der Touristen. Dies geschieht zum Beispiel über Nahrungsmittelimporte, denn viele Menschen möchten auch in Urlaub in Übersee nicht auf traditionelle deutsche Küche und deutsches Bier verzichten. Dies und viele andere Dinge tragen dazu bei, dass Tourismus an vielen Stellen schadet, anstatt zu nutzen. Natur, Klima und die Menschen vor Ort leiden unter den Massen an Touristen.

Was also tun? Gar nicht mehr verreisen? Nein! Vielmehr geht es um die Frage, wie der Tourismus gestaltet werden kann, damit er nicht schadet, sondern nutzt. „Fairreisen“ ist die Antwort. Fairer Tourismus bedeutet, dass wir als Touristen auf die ökologische Verträglichkeit unserer Urlaubsreisen achten und auch darauf, der lokalen Bevölkerung im Zielland aufgeschlossen, respektvoll zu begegnen. Ein fairer Tourismus dient den Reisenden und den Menschen im bereisten Land gleichermaßen. Dazu kann jede und jeder von uns im Urlaub etwas beitragen. Zum Beispiel indem man Hotels wählt, deren Wasserverbrauch an die Klimabedingungen vor Ort angepasst ist. Hotelkomplexe mit großen Rasenflächen, die permanent bewässert werden müssen erhöhen den Wasserverbrauch enorm. Auch das mehrmalige Verwenden von Handtüchern und Bettwäsche sowie der Verzicht auf die Klimaanlage im Hotelzimmer helfen Wasser und Energie zu sparen. 

Brot für die Welt
Tipp von Brot für die Welt: Miteinander reden! Bild: Brot für die Welt

2017: Jahr des nachhaltigen Tourismus

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat im November 2015 das Jahr 2017 zum „International Year of Sustainable Tourism for Development“ erklärt.

In der Entscheidung nehmen die Vereinten Nationen Bezug auf den Rio+20-Gipfel. Im Abschlussdokument „Die Zukunft, die wir wollen“, konstatieren die Vereinten Nationen, dass „ein gut konzipierter und gesteuerter Tourismus einen erheblichen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten kann."

Begründet wird die Ausweisung des Jahres unter anderem mit der Bedeutung des Tourismus für die Völkerverständigung und die Wertschätzung anderer Kulturen. Außerdem gelte nachhaltiger Tourismus als Instrument zur Abschaffung der Armut, zum Schutz der Umwelt, zur Verbesserung der Lebensqualität und zur wirtschaftlichen Stärkung von Frauen und Jugendlichen.

Fürs Handgepäck

Durch direkte Begegnungen mit Menschen soll der Urlaub in schöner Erinnerung bleiben und noch lange nachwirken. "Brot für die Welt" hat eine Broschüre zum Thema entwickelt. Titel: "Fair Reisen mit Herz und Verstand". Klein, handlich und mit vielen Tipps für verantwortungsvolles Reisen.

"Genießen Sie Ihre wohl verdienten Urlaubstage und kehren Sie gesund von Ihrer Reise zurück, die Sie vielleicht auch zu einer bewussteren Sichtweise und vertieftem Verständnis für andere Lebensformen und Traditionen anregen konnte. Wenn Sie in ein fremdes Land reisen, werden Sie viel Neues sehen, erfahren und erleben. Als Reisende lösen Sie bei der Bevölkerung Ihres Urlaubslandes Empfindungen aus und hinterlassen Eindrücke" heißt es in der Einleitung.

Die Broschüre will zu einer Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des Tourismus anregen, gespickt mit praktischen Service-Tipps, humorvoll und ohne erhobenen Zeigefinger.

Bild: Brot für die Welt