Neue Klosterbibliothek für 120.000 Bücher
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Umbau des Loccumer Predigerseminars ist größtes landeskirchliches Projekt seit Jahrzehnten
Baudirektor Werner Lemke zieht Akten hervor - Zeitpläne, Zuständigkeiten, Abläufe. Für voraussichtlich rund 24,5 Millionen Euro will die hannoversche Landeskirche ihr Predigerseminar im evangelischen Kloster Loccum bei Nienburg neu gestalten. "Das ist das größte Projekt, das wir bisher gestemmt haben", sagt der Leiter der Bauabteilung der Landeskirche. Mit dem Neubau einer Bibliothek haben jetzt die Arbeiten an einem Herzstück der Anlage begonnen, die eine moderne Ausbildungsstätte mit dem 1163 von Zisterzienser-Mönchen gegründeten Kloster in Einklang bringen soll.
Schon seit 1820 beherbergt das Kloster eine Ausbildungsstätte für Pastoren. Der Baudirektor hofft, dass bis zum 200. Jubiläum im Jahr 2020 die Arbeiten abgeschlossen sind. In dem mittlerweile einzigen Predigerseminar in Niedersachsen fehlte nicht nur für die Vikarinnen und Vikare der Platz, sondern auch für die Bücher. Bauarbeiter haben jetzt mit dem Abriss eines Kloster-Anbaus aus den 1990er Jahren begonnen, um Platz für den Neubau zu schaffen. Im August soll Lemke zufolge der Grundstein für die Bibliothek gelegt werden. Etwa 4,25 Millionen Euro sind für Bibliothek und Archive kalkuliert.
Insgesamt 120.000 Bücher sollen dort Platz finden. Sie stammen aus der derzeit ausgelagerten Loccumer Bibliothek und einer weiteren, die zum früheren Predigerseminar in Celle gehörte. Darunter sind 21 wertvolle Handschriften aus dem Mittelalter wie das "Loccumer Evangeliar" aus dem 11. bis 12. Jahrhundert. Die Rarität allein hat nach Angaben der landeskirchlichen Archivdirektorin Mareike Rake einen Schätzwert von rund einer halben Million Euro. Für die historischen Schriften wird in der Bibliothek mit einem sogenannten Pretiosum ein besonders klimatisierter Raum geschaffen.
Die von den Kasseler Architekten "Pape +Pape" entworfene Bibliothek greift mit Ton-Dachziegeln und einer Natursteinverkleidung den Charakter des historischen Baus auf. "Er fügt sich harmonisch in die Anlage der mittelalterlichen Klosteranlage ein", sagt Lemke. Die Wand an der Längsseite des Lesesaals ist dagegen aus Glas. Lamellen aus Sichtbeton schützen gegen zu viel Sonne. Sie sollen nach den Vorstellungen der Architekten an aufgeblätterte Buchseiten erinnern.
Zum Klosterumbau gehört außerdem ein neues "Schlafhaus" mit 28 Zimmern für die Vikarinnen und Vikare, das bereits fertig ist. Das historische Kloster wird umfassend saniert und die Außenanlagen sollen neu gestaltet werden.
Karen Miether (epd)