"Befreit durch Gottes Gnade"
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Delegierte aus der Hannoverschen Landeskirche reisen zur Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes nach Namibia
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat die Aufarbeitung der Kolonialverbrechen deutscher Truppen in Namibia vor mehr als 100 Jahren begrüßt. Es gebe eine Mitverantwortung für diejenigen evangelischen Kirchen, die damals Missionare nach Namibia entsandt hätten, sagte Meister. Diese Missionare hätten sich oft gleichgültig verhalten und sich nicht gegen die Verfolgung der Volksgruppen der Herero und der Nama gewandt. Meister ist mit einer sechsköpfigen Delegation der hannoverschen Landeskirche zur 12. Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in die namibische Hauptstadt Windhuk gereist.
Der Besuch in dem afrikanischen Land und die Begegnung mit den Nachfahren der Opfer sei "für uns eine besondere Geste", unterstrich Meister. In den Gesprächen mit Kirchenvertretern solle überlegt werden, wie damit umzugehen sei, dass damals ein "großes Unrecht" geschehen sei. Ausdrücklich stellte sich Meister hinter eine Erklärung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Anfang der Woche die Nachkommen der Opfer des Völkermords in Namibia um Vergebung gebeten hatte.
Er hoffe, dass der Besuch einen Druck auslöse, geplante Projekte zur Versöhnung auch wirklich umzusetzen, sagte Meister. Dazu gehöre der Aufbau von Gedenkorten in Namibia und Deutschland, die Gründung eines namibisch-deutschen Instituts für Versöhnung und Entwicklung und eine angemessene Rückgabe sterblicher Überreste von Opfern des Genozids, die sich noch in Deutschland befinden.
Deutsche Kolonialtruppen hatten in Reaktion auf Aufstände zwischen 1904 und 1908 einen Vernichtungskrieg im Südwesten Afrikas geführt, der heute als Völkermord gewertet wird. Schätzungen zufolge wurden bis zu 100.000 Herero und Nama getötet oder in den sicheren Tod in der Wüste getrieben. Ein Großteil der Überlebenden wurde ihres Landes enteignet. Deutschland hatte 1884 die Kolonie Deutsch-Südwestafrika im heutigen Namibia errichtet. 1915 kapitulierten die deutschen Truppen. Südafrikanische Truppen besetzten das Land. Nachfahren der Herero und Nama fordern heute von Deutschland Entschädigungszahlungen für das erlittene Unrecht.
Zur 12. Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes unter dem Motto "Befreit durch Gottes Gnade" werden vom 10. bis zum 16. Mai insgesamt rund 400 Delegierte aus 145 Mitgliedskirchen in 98 Ländern in Windhuk erwartet, unter ihnen 41 aus Deutschland. Geplant ist auch eine große Gedenkfeier zum 500. Reformationsjubiläum. Der Weltbund repräsentiert nach eigenen Angaben rund 74 Millionen Christen. Die Vollversammlung findet alle sieben Jahre statt.
epd"Learn from the other side of the world" – ein Aufruf für ein Treffen von rund 120 jungen Menschen aus lutherischen Kirchen auf der gesamten Welt. Zwei davon kommen aus der Landesjugendkammer der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers: Die Ostfriesin Kea Irmer als Steward und Rebecca Lühmann aus Hermannsburg als Jugenddelegierte sind für die vorbereitende Jugendkonferenz des Lutherischen Weltbundes (LWB) nach Namibia gereist. Ihre persönlichen Erfahrungen und Eindrücke teilen sie auf Instagram auf dem Account der Evangelischen Jugend @lajucamp.
Vom 3. bis 9. Mai kamen Jugenddelegierte, Stewards und Jugendleitende aus insgesamt 44 Ländern in Ondangwa/Namibia zur vorbereitenden Jugendkonferenz des Lutherischen Weltbundes zusammen. Die Jugenddelegierten nehmen anschließend an der 12. Vollversammlung des LWB in Windhoek teil. Die Jugendkonferenz dient der Vorbereitung auf die Vollversammlung und dem internationalen Austausch. In Workshops und Gesprächen beschäftigten sich die Jugendlichen mit Fragen nach lutherischer Identität, Friedensarbeit, interreligiösen Themen und nachhaltiger Entwicklung.
Im Vorfeld der Namibiareise haben sich die deutschen Jugenddelegierten mit verschiedenen Themen auseinandergesetzt. „Wir haben zum Beispiel genauer hingeschaut, wie sich die evangelisch-lutherischen Kirchen in Deutschland zu Rechtspopulismus verhalten“, erzählt Rebecca Lühmann. Sie wollen mit Jugendlichen diskutieren, um andere Sichtweisen kennenzulernen und daraus neue Ansätze für die Arbeit in der Heimatkirche abzuleiten. Bei der Konferenz organisiert Lühmann mit einem internationalen Team einen Workshop zum interkulturellen Dialog.
Gut ein Fünftel der Teilnehmenden der Versammlung sind Jugendliche. „Seit der Siebten Vollversammlung 1984 gilt im LWB grundsätzlich die Vorgabe einer 20-Prozent-Quote für Jugendliche in allen Entscheidungsgremien des LWB. Wir halten diesen Grundsatz aufrecht, legen aber Wert auf eine Beteiligung, die nicht nur durch Zahlen bestimmt wird, sondern auch durch Qualität. Auf diese Weise erhalten die jungen Menschen die Fähigkeiten und das Rüstzeug, führende Funktionen in der Kirche und der Gesellschaft zu übernehmen und als Stimme ihrer Generation zu wirken", erklärt Caroline Bader, LWB-Jugendsekretärin.
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