Glocken für den Kirchentag
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Neue Glocken für Eime und Göttingen gegossen/ Göttinger Glocken haben Premiere zum Kirchentag
Noch vor Sonnenaufgang trafen sich die Kirchenvorsteher, Pastor Armin Schneider und viele Mitglieder der Kirchengemeinde Eime im Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld, um mit einem Reisebus bis kurz vor die holländischen Grenze zu fahren. Das Ziel: die Glockengießerei Petit & Gebrüder Edelbrock. Hier sollten die neuen Glocken für die Gemeinden gegossen werden.
Die Glockengießerei Petit und Gebrüder Edelbrock hat Tradition: Bis ins Jahr 1690 führt ihre Geschichte zurück. Während im Mittelalter die Glockengießer noch von einem Ort zum nächsten zogen und die Glocken immer in unmittelbarer Nähe zum Aufhängeturm gegossen wurden, machten es die besseren Möglichkeiten seit der frühen Neuzeit möglich, Glocken auch über eine längere Distanzen zu transportieren, trotz des oft tonnenschweren Gewichts.
Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurden viele Glocken aus Bronze konfisziert, die Metalle für den Guss von Kanonen und Geschossen genutzt. Dieses Schicksal ereilte auch die Eimer Glocken. In den 50er Jahren ersetzten dann vielerorts Glocken aus Eisenhartguss die historischen Vorgänger; sie waren einfach günstiger. Der Klang ist nicht vergleichbar; weniger nachhallend und matter. Und die Korrosion tat ihr übriges. Alles Gründe, die für den Kirchenvorstand Anlass waren, vor rund vier Jahren das Projekt neuer Kirchenglocken anzustoßen.
Mit Hilfe vieler einzelner Spender und auch durch die Unterstützung mit einigen größeren Summen sei es möglich geworden, 104.000 Euro für den Neuguss zu sammeln, so Brigitte Schrader. Sie leitet das Eimer Glockenprojekt ehrenamtlich. Die neuen Glocken werden die Namen der alten tragen: die große Christusglocke, die mittlere Lutherglocke und kleine Jakobusglocke. „Wir finden, dass das passt. Christus als die große Hauptsache, Martin Luther im Jahr des Reformationsjubiläums als die mittlere und Jakobus als der Namensgeber unserer Eimer Kirche für die kleinere der Glocken“, erklärt Brigitte Schrader.
Auch die Göttinger St. Albani-Gemeinde war an diesem Tag in Genscher - allerdings um den eigenen Glocken bei der Entstehung zuzuschauen. Eine Herausforderung für die Gießerei: „Unser Schmelzofen fasst zwar 13 Tonnen, aber das reicht nicht“, so Ellen Hüesker, gemeinsam mit ihrem Mann verantwortlich für den Guss. „Deshalb werden wir heute zum ersten Mal seit 10 Jahren zwei Ofenfüllungen an einem Tag haben“, erklärt sie. Dass ein komplettes Geläut in Auftrag gegeben werde und dann auch noch in Größe und Gewicht wie das der Göttinger Kirche, sei heutzutage etwas Einmaliges. Auch in Göttingen war das Glockenprojekt nur umsetzbar durch die Unterstützung vieler, angefangen vom unermüdlichen Einsatz beim Verkauf selbstgemachter Marmelade, deren Erlös den Glocken zu Gute kam, wie Marianne Mühlenberg als Vorsitzende des Kirchenvortandes hervorhob bis zur Beratung und Unterstützung durch Christoph Sartorius für die Pastor Martin Hauschildt dem Göttinger Unternehmer ganz herzlich dankte.
Sind die Glocken fertig, prüft der Glockensachverständigen der hannoverschen Landeskirche Klang und Ausführung. Erst dann wird ausgeliefert.
Für die vier Göttinger Glocken geht es aber erstmal nach Lutherstadt Wittenberg. Sie sollen dort in einem eigens nur für diesen Anlass gebauten Glockenstapel den Abschlussgottesdienst des Kirchentags einläuten. Nach einer Einlagerung in der Gießerei gehts dann im Herbst für die Glocken nach Göttingen. Von Klang und Aussehen ihrer Glocken kann sich die Kirchengemeinde St. Albani schon an den Fernsehgeräten überzeugen bei der Übertragung des Abschlussgottesdiensts am 28. Mai oder direkt vor Ort in der Stadt Martin Luthers.
Helge Meyn-Hellberg, Beauftragter für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Hildesheim-Göttingen der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers