Startseite Archiv Tagesthema vom 31. Dezember 2016

Ein Lied gegen das Aufgeben

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Silvester

Die Losung des Tages, sie klingt so kitschig wie der Eintrag ins Poesiealbum eines Kindes. Für manch einen mag das schöne Bild von den einträchtigen Geschwistern wie ein Hohn auf dieses Jahr anmuten.

Bruderkriege verwüsten einen ganzen Kulturraum. Vergleiche mit dem dreißigjährigen Krieg kommen angesichts der Bilder aus Aleppo nicht nur von Nahostexperten. Dieses sinnlose Töten und Morden. Voller Hass richtet sich die Mordlust von Terroristen gegen die westliche Welt und entfaltet seine Wut in der Weihnachtszeit, im Schatten der Gedächtniskirche, die wie keine andere in Deutschland für Frieden und Freiheit nach dem Ende der Barbarei steht.

Menschen, die Tür an Tür wohnen, beschimpfen sich in den sozialen Medien und zeigen Ihre Mordlust mit Worten. Eintracht, das ist ein Sehnsuchtswort, sein Gegenteil, die Zwietracht, scheint Oberhand zu gewinnen.

Bild: Wiebke Ostermeier

Gerade deshalb sollen wir heute diesen Psalm singen, schräg und laut wie im Fußballstadion oder mehrstimmig mit Streicherbegleitung und Kammerchor.

Dieses Lied der Bibel ist keine Religionspopdudelei, es ist das Kampflied derer, die sich mit dem, was ist, nicht zufrieden geben, ein trotziges Aufbegehren gegen das Achselzucken und das Wegducken und das "es kann nur schlimmer kommen." Psalmen waren immer schon Lieder für schwere Zeiten.

Wer das Gesangbuch der Bibel zur Hand nimmt, hört die Stimmen von Generationen vor uns, die diese Worte gesungen und gebetet haben, mit zitternder Stimme und Zweifeln im Herzen, allein und in großer Gemeinschaft. Wo Eintracht herrscht, verheißt Gott seinen Segen. Eintracht passiert nicht einfach. Sie muss geübt und geübt und geübt werden.

Singend und betend geht das leichter. Rücken gerade, dem Nachbarn ins Gesicht geguckt, auch wenn der anders tickt oder nervt oder die falschen Dinge sagt. In seinem verbitterten Gesicht ein Zeichen des Segens Gottes ausmachen und dann ein Liedchen pfeifen, ein Kampflied gegen das Aufgebenwollen, das ist der erste Schritt.

Wenn viele diesen ersten Schritt gehen, wird aus einem winzigkleinen ein riesengroßer Segen am Ende dieses unheilvollen Jahres.

Dr. Petra Bahr
Bild: Wiebke Ostermeier

Der Bibeltext

Siehe, wie fein und lieblich ist´s, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen. Denn dort verheißt der Herr den Segen und Leben bis in Ewigkeit

Psalm 133, 1.3.

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Bild: Wiebke Ostermeier/lichtemomente.net

Die Autorin

Dr. Petra Bahr nimmt zum 1. Januar ihren Dienst als neue Regionalbischöfin Hannovers auf.