Startseite Archiv Tagesthema vom 09. Dezember 2016

Macht der Worte: Was trägt, was verletzt?

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Rund 2.100 Jugendliche bei evangelischem Schülerforum in Hannover

Rund 2.100 Jugendliche aus Niedersachsen haben am Donnerstag in Hannover beim 6. Schülerforum der hannoverschen Landeskirche über die Macht der Worte diskutiert. Das Treffen im Kongresszentrum stand unter dem Motto "Reden.Handeln.Echt sein".

"Wir möchten mit den Schülern ins Gespräch kommen und ihnen zeigen, dass wir sie wertschätzen", sagte die Bildungsexpertin der evangelischen Landeskirche, Oberlandeskirchenrätin Kerstin Gäfgen-Track, dem epd.

Das Schülerforum, das seit 2006 alle zwei Jahre stattfindet, sei eine "Hilfe für junge Menschen, in der immer komplexer werdenden Welt einen eigenen Standpunkt zu gewinnen und eine begründete Haltung einzunehmen".

Als Vorbild dafür nannte Gäfgen-Track den Reformator Martin Luther (1483-1546), an den die evangelischen Kirchen in Deutschland und Europa anlässlich des 500. Reformationsjubiläums 2017 zurzeit mit zahlreichen Veranstaltungen erinnern. "Der Glaube an Gott ist aller Anstrengung des Nachdenkens wert", unterstrich die Theologin.

Bei der Veranstaltung konnten die Jugendlichen an "Dialoginseln" mit vielen Gästen ins Gespräch kommen. Dazu gehörten CDU-Fraktionschef Björn Thümler, der schulpolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Heiner Scholing, und Peter Sommerhalter vom "Bündnis gegen Cybermobbing".

Insgesamt gab es fünf Bühnen zu verschiedenen Themen, einen Poetry-Slam und Workshops etwa über Kalligraphie oder Sumo-Ringen. Auch ein "Smoothie Maker mit dem Fahrradquirl" lockte die Besucher an.

Das Forum wolle die Jugendlichen motivieren, sich für andere einzusetzen, sagte Gäfgen-Track. Das Vorbild Martin Luther mache Mut, ein neues Denken zu wagen und ungewöhnlich zu handeln, um etwas zum Besseren zu verändern. Es gehe darum, "im Reden und Handeln echt zu sein".

epd

Der Evangelische Kirchenfunk Niedersachsen (ekn) hat in der Actionhalle des Schülerforums die Teilnehmer/innen zu ihren Wünschen und Hoffnungen für die Zukunft befragt.

Intensiver Dialog

Wie mächtig sind Worte? Worte, die aufbauen und Mitmachen. Oder Worte, die verletzen und niedermachen? Darum ging es am Vormittag rund um die Bühne 2 im CongressCentrum. Zwölf Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Berufsgruppen standen dafür als Gesprächspartner bereit. 

Zunächst waren die Teilnehmer selbst gefordert: Wo habe ich Worte erlebt, die mir wehtun? Was haben diese in mir ausgelöst?  Und umgekehrt, welche Worte tragen mich in meinem Leben? Das galt es im Dialog mit einem Memory-Kartenteilnehmer herauszufinden.

Nach dieser Aufwärmrunde konnten die Teilnehmenden die Experten jeweils an Einzelständen direkt befragen. Vom Militärpfarrer aus Münster, über Journalisten, Politiker, Künstlerinnen, Theologen bis zum Bündnis für Cybermobbing standen Gesprächspartner bereit, für deren Beruf der richtige Umgang mit Worten ein entscheidendes Kriterium bildet. So berichtete etwa Björn Tümmler, Fraktionsvorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, dass es Wörter gibt, die Politiker nicht erwähnen dürfen, weil sie sonst einen Ordnungsruf kassieren. So dürfe man etwa nicht sagen, was jemand spricht sei „Quatsch“ oder „dies sei eine Lüge“, stattdessen dürfe höchstens das Wort „Unwahrheit“ verwendet werden. Wer sich wundert, dass Politiker mitunter so sprechen, wie sie sprechen, erhielt hierauf vielleicht eine Teilantwort.