Liebe zum weiten Horizont
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Hannover trauert um Hans Werner Dannowski - Ehemaliger Stadtsuperintendent starb im Alter von 83 Jahren
Nach langer Krankheit ist der ehemalige hannoversche Stadtsuperintendent Hans Werner Dannowski in der Nacht zu Montag gestorben. Sein Nach-Nachfolger im Amt, Hans-Martin Heinemann, würdigte ihn als "einen umfassend gebildeten Menschen, der sich mit Freude und intellektueller Lust an Fragen der Kunst und Kultur beteiligte". Dannowski hatte sich auch europaweit einen Namen gemacht: als jahrelanger Filmbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sowie als Präsident und seit 2003 als Ehrenpräsident der internationalen ökumenischen Film-Organisation "Interfilm".
Sein Erfolgsrezept hat er selbst mit "Menschen zu vertrauen" beschrieben. Nach diesem Leitsatz wirkte der evangelische Theologe mehr als 40 Jahre in Hannover. Auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand 1998 engagierte er sich für Kunst, Kultur und Kirche. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) nannte ihn einmal einen "Aktivbürger vor dem Herrn".
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sagte, er trauere um einen persönlichen Freund und Berater: "Er war für mich ein Vorbild an Gott- und Weltoffenheit. Gerne erinnere ich mich an unseren Austausch über das christlich-jüdische Gespräch, über Kunst, Filme und die Entwicklung der Stadtgesellschaft." Mit seinem Einsatz habe Dannowski neue Handlungsräume für die Kirchen erschlossen.
Autor Hans Werner Dannowski im Gespräch mit dem Laudator, Landesbischof Ralf Meister. Bild: Jens Schulze
Die einstige hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann sagte dem epd, sie habe wie viele andere Menschen auch bewundert, "wie er das Evangelium durch seine Predigten, Vorträge und Texte lebendig werden ließ". Sein Zugang zur Kunst sei stets anregend gewesen: "Ein Gang mit ihm etwa durchs Sprengel-Museum hat auf viele Kunstwerke einen ganz neuen Blick entwickelt."
Im damaligen ostpreußischen Königsberg aufgewachsen, erlebte Dannowski als Elfjähriger im Februar 1945 unter Artillerie-Beschuss die Flucht über die vereiste Ostsee. An diesen "Marsch durch die Hölle", wie er ihn später nennt, hat er keinerlei Erinnerung: "Dieser Tag ist für mich wie ausgelöscht."
In der neuen Heimat in der Lüneburger Heide galt der junge Dannowski bald als "Stürmer-Star auf dem Fußballplatz". Nach dem Abitur und einem kurzen Gastspiel als Postinspektor-Anwärter entschied er sich für die Theologie. 1974 kam er als Superintendent nach Hannover-Linden. Von 1980 an leitete er den Stadtkirchenverband mit damals rund 280.000 Christen.
Dannowski war Mitbegründer der Konferenz der evangelischen Stadtsuperintendenten und Stadtdekane aus deutschen Großstädten und 16 Jahre lang ihr Vorsitzender. Diese Konferenz ist aus dem Konzept der "Offenen City-Kirchen" hervorgegangen. Mit dem Anspruch, dass Kirchen nicht nur sonntags geöffnet sind, hatte der Theologe sein Amt übernommen: "Ich wollte eine offene, gastfreundliche Kirche mitten in der Stadt schaffen."
Hans Werner Dannowski liest aus seinem neuen Buch. Bild: Jens Schulze
Mit dem ökumenischen Projekt "Kunst in Kirchen Raum geben", das sechs Innenstadtkirchen dreier Konfessionen einbezog, machte Dannowski bundesweit von sich reden. Einige Kunstausstellungen führten zu heftigen Kontroversen darüber, was in der Kirche erlaubt ist: "Diese Auseinandersetzungen müssen sein, sonst kommen wir nicht weiter", betonte der Kunstliebhaber.
Beim wöchentlichen "Treffpunkt Marktkirche" führte Dannowski mehr als 1.000 Gespräche mit Prominenten und Nicht-Prominenten. Mit dem damaligen Landesrabbiner Henry G. Brandt war er zehn Jahre lang im öffentlichen Austausch. "Diese Dialoge haben das Klima in der Stadt verändert", erinnerte er sich. "Die Resonanz war ungeheuer."
Nach Brandanschlägen auf türkische Familien Anfang der 90er Jahre organisierte der Theologe Lichterketten und Sternmärsche gegen Ausländerfeindlichkeit. Genauso viel lag ihm daran, Partnerschaften zu pflegen: mit Städten in Großbritannien, Polen und Russland sowie mit Leipzig.
"Die Liebe zum weiten Horizont verbunden mit einer profilierten Haltung zu allen Fragen der Gegenwart sind das bleibende Vermächtnis, das dieser Pastor und Weltbürger seiner Stadt Hannover hinterlässt", sagte der heutige Stadtsuperintendent Heinemann.