Startseite Archiv Tagesthema vom 25. November 2016

Mehr Engagement für Frieden

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Landessynode: „Auf dem Weg zu einer ‚Kirche des gerechten Friedens‘“

Die hannoversche Landeskirche hat die Politik und die eigenen Mitglieder aufgefordert, sich mehr als bisher für Frieden, die Achtung der Menschenrechte und weltweite Abrüstung einzusetzen. Rüstungsexporte, an denen Deutschland einen hohen Anteil habe, seien "eine zentrale Voraussetzung und ein starker Antrieb für kriegerische Auseinandersetzungen", heißt es in dem Wort der Landessynode "Kirche des gerechten Friedens", das die Synodalen am Donnerstag in Osnabrück einstimmig verabschiedeten: "Die Erhöhung der weltweiten Ausgaben für Rüstung und Militär ist ein Irrweg, der verlassen werden muss."

Militär könne im besten Falle für eine Eindämmung akuter Gewalt sorgen. "Für einen gerechten Frieden muss der Einsatz von militärischer Gewalt schrittweise durch zivile Ansätze zur Konfliktlösung ersetzt werden." Das drei Seiten lange Papier war im vergangenen halben Jahr unter synodaler Beteiligung von einer Expertenkommission erarbeitet worden. In Workshops hatten sich dann am Vormittag alle Mitglieder des Kirchenparlaments damit beschäftigt.

Das Kirchenparlament, das eigentlich in Hannover tagt, war am Donnerstag zu Beratungen über das Friedensthema in Osnabrück zusammengekommen. Anlass war der erste Halt des Europäischen Stationenweges zum 500. Reformationsjubiläum in Deutschland. Der gut 16 Meter lange Lkw, der in zahlreichen europäischen Städten Reformationsgeschichten sammelt, war am Mittwochabend in Osnabrück eingetroffen und fährt von da am Freitag weiter nach Minden in Westfalen.

Bild: Jens Schulze

Selbstkritisch setzten sich die Autoren des Papiers auch mit der Rolle der Kirche auseinander. Sie sei ihrem Auftrag, sich für Frieden auf Erden einzusetzen, oft nicht nachgekommen. Der christliche Glaube sei zu oft unwidersprochen zur Legitimation von Gewalt herangezogen worden. Auch die Kirche habe die Abwesenheit von Krieg und Gewalt zu oft als Frieden angesehen. "Bis heute fragen wir zu wenig, inwiefern unser Lebensstil, insbesondere unser Konsumverhalten, zu Verschärfung von Konflikten und gewalttätigen Auseinandersetzungen beiträgt", hieß es in der Resolution.

Die Kirche sei täglich herausgefordert, sich der wachsenden Entsolidarisierung der Gesellschaft entgegenzustellen. Das friedliche Zusammenleben und die Solidarität würden auch durch eine Sprache untergraben, die Hass und Gewalt hervorrufe, hieß es weiter. Die Kirche müsse sich deshalb bewusst für ein Miteinander von Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen einsetzen.

Die vielfältigen Schritte zu Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung in den Kirchengemeinden, Kreisen, Sprengeln und Einrichtungen der Landeskirche sollten "verstärkt und ins Zentrum des kirchlichen Bewusstseins und Handelns gerückt werden", hieß es. Es sollten besondere Orte als Zentren für die Themen des gerechten Friedens ausgebaut und neue Möglichkeiten der Friedensarbeit entwickelt werden.

Der Vorsitzende des Synoden-Ausschusses für Mission und Ökumene, Ottomar Fricke, warnte davor, das Thema Frieden mit der Zustimmung zu dem Papier als abgeschlossen anzusehen. Es müssten weitere Schritte folgen. Bis zur Frühjahrssynode wollen die Delegierten in den Ausschüssen Vorschläge und Kostenschätzungen erarbeiten, wie die konkrete Umsetzung der Friedensarbeit aussehen könne.

epd
Bild: Jens Schulze
Bild: Jens Schulze

Erster Halt in Deutschland

Der Europäische Stationenweg zum 500. Reformationsjubiläum hat seinen ersten Halt in Deutschland erreicht. Der gut 16 Meter lange Lkw, der in zahlreichen europäischen Städten Reformationsgeschichten sammelt, traf am Mittwochabend auf dem Platz neben dem Schloss in Osnabrück ein. Die evangelische Regionalbischöfin Birgit Klostermeier unterstrich in ihrer Begrüßung die europäische Dimension des Projektes. Gerade in Zeiten zunehmender Nationalismen und der Infragestellung der europäischen Idee sei es wichtig, Zusammenhalt und Gemeinsamkeiten zu demonstrieren.

Noch am Abend nutzten die ersten Osnabrücker die Gelegenheit, sich das Geschichtenmobil genauer anzusehen. Klostermeier und der katholische Bischof Franz-Josef Bode berichteten in einem ökumenischen Erzählcafé von ihren persönlichen Erlebnissen mit der jeweils anderen Konfession.

Der Innenraum des Trucks ist ausgestattet mit Bildschirmen und Multimedia-Angeboten. Teammanager Johannes Göring und 16 Freiwillige begleiten ihn und stehen für Fragen zur Verfügung. Besucher können sich über Geschichten informieren, die auf den bisherigen Stationen gesammelt wurden, und eigene Geschichten mit auf die Reise geben.

Die Resonanz sei bislang sehr positiv, berichtete Göring. Der riesige auffällige Truck ziehe die Passanten in Massen an. Darunter seien auch Menschen, die mit Kirche gar nichts zu tun hätten. Viele Besucher erzählten aber auch, "was sie mit Reformation, aber auch ganz allgemein mit Kirche und Glauben verbinden".

In vielen Städten haben Kirchenkreise, Theologinnen, Ehrenamtliche, Schulklassen oder Gruppen bereits Kurzfilme mit Reformationsgeschichten vorbereitet. Osnabrück präsentiert sich in einem kurzen Spot als weltoffene, tolerante und multireligiöse Stadt. Dort leben etwa gleich viele Katholiken, Protestanten und Andersgläubige.