Kapelle in Westerode steht zum Verkauf
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Das Problem wird die Kirche wohl in Zukunft noch häufiger beschäftigen – nicht mehr genutzte Sakralgebäude, deren Instandhaltung zu kostenintensiv ist. Was also tun? Am Ende bleibt als Option oft nur der Verkauf. Doch der ist schmerzlich, nicht nur für Einzelne, sondern für eine ganze Gemeinde, die vielerlei Erlebnisse mit den Bauwerken verbindet.
Für die Kapelle in Westerode könnte dieser Fall nun eintreten. Bereits seit mehr als 20 Jahren wird das neugotische Gebäude aus dem Jahr 1901 nicht mehr für Gottesdienste genutzt, so dass der Kirchenkreis Harzer Land beschloss, sie aus der Zuweisung für Baumittel herauszunehmen. Hintergrund ist vor allem der demografische Wandel in der Region, der auch Veränderungen in den Kirchengemeinden mit sich bringt, da die Zahl der Gemeindeglieder sich merklich verringert. Das führt allgemein mittelfristig zu einigen neuen Strukturen und in Westerode eben dazu, dass der Kirchenvorstand sich schweren Herzens zum Verkauf durchgerungen hat.
Allerdings muss nun erst einmal ein geeigneter Käufer gefunden werden, was gar nicht so einfach ist. „Es muss eine angemessene Nachnutzung sein, also ein Rotlichtetablissement käme nicht infrage“, sagt Pastorin Christina Abel mit einem Lächeln, dem eine spürbare Portion Wehmut beigemischt ist. Was angemessen ist, darüber befindet die Landeskirche. So gab es beispielsweise Pläne, in Kooperation mit einem privaten Betreiber ein Kolumbarium, also eine Urnenbegräbnisstätte, einzurichten, was jedoch aus rechtlichen Gründen abgelehnt wurde.
Somit muss sich nun zum einen ein wahrer Liebhaber als Käufer finden, der noch dazu eine gute Idee hat. Er müsse sich an die Auflagen des Denkmalschutzes halten und in das Dach investieren, so Abel, bekomme dafür aber ein ortsbildprägendes Gebäude mit guter Bausubstanz und einer Grundstücksgröße von immerhin 200 Quadratmetern.
Pastorin Abel sagt das zum einen in der Hoffnung auf eine den Ort bereichernde Innovation, zum andern aber mit schwerem Herzen. Schließlich steht die kleine Kapelle für eine Zeit des Wohlstands, in der die Zahl der evangelischen Gemeindeglieder in den Dörfern um Duderstadt anstieg und in der unter den Westerödern der Wunsch nach einem eigenen Kirchengebäude immer wieder geäußert wurde. Im Juli 1900 wurde der Grundstein gelegt, im August 1901 wurde die Kapelle feierlich eingeweiht und seitdem wurde hier jeden zweiten Sonntag in Westerode der Gottesdienst gefeiert, für den zuvor eine Gastwirtschaft zur Verfügung gestanden hatte.
Inzwischen haben sich die Zeiten geändert und auch bei den Kirchen werden Finanzmittel knapper. Auch in anderen Kirchenkreisen und Landeskirchen ist der Verkauf von Sakralgebäuden zur notwendigen Praxis geworden, durch die allerdings nicht selten spannende Konzepte umgesetzt werden und außergewöhnliche Restaurants, einzigartige Freizeiteinrichtungen oder spektakuläre Wohnungen entstehen.
Christian Dolle / Kirchenkreis Harzer Land