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Telefonseelsorge in Zeiten von Angst vor Terror und Amok nötiger denn je
Krisennetzwerke wie die Telefonseelsorge sind aus Sicht des Osnabrücker katholischen Bischofs Franz-Josef Bode heute in Zeiten von Terror und Gewalt nötiger denn je. "Ängste und Unsicherheiten wachsen, die Welt scheint aus den Fugen geraten", sagte Bode am Wochenende in einem ökumenischen Festgottesdienst zum 60-jährigen Bestehen der bundesweiten Telefonseelsorge im Aachener Dom.
Er bezog sich dabei auf die Anschläge und Gewalttaten der vergangenen Tage und Wochen in Orlando, Nizza, Würzburg und München. In seiner Predigt sprach er den Opfern der Anschläge und ihren Angehörigen seine Anteilnahme aus. In der jetzigen Situation sei es umso wichtiger, ein Ohr zu haben für die Nöte und Ängste der Menschen, wie es die Telefonseelsorge seit 60 Jahren anbiete.
Aus dem Keim einer "Lebensmüdenberatung" sei in wenigen Jahren eine Frucht mit psychosozialer Innovationskraft herangewachsen, sagte der Bischof. Diese habe "neben evangelisch und katholisch, Ost und West" noch so manche weitere Grenze überwunden. Die Telefonseelsorge habe sich zu einem internationalen Netzwerk entwickelt, das heute unzählige Menschen in Krisensituationen auffange und ihnen Halt gebe. Dieses Netz sei "stärker ist als die Netzwerke von Terror, Hass und Gewalt, die uns heute erschüttern".
Auch Diakoniepräsident Ulrich Lilie würdigte die Arbeit der Telefonseelsorge. Das gemeinsame Angebot der beiden großen Kirchen wurde 1956 in Berlin ins Leben gerufen. Heute verfügt die Telefonseelsorge nach eigenen Angaben über ein bundesweites Netz mit 105 örtlichen Stellen. Pro Jahr führen rund 7.500 Ehrenamtliche etwa 1,8 Millionen Seelsorge- und Beratungsgespräche über die bundesweit einheitlichen Rufnummern.
epdAm Telefon zuhören. Bild: epd-Bild
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) hat sich vehement gegen Überlegungen ausgesprochen, etwa bei Amokläufen wie in München die Bundeswehr einzusetzen. "Solche Diskussionen ärgern mich geradezu", sagte Pistorius der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Montagsausgabe).
Wenn Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) nach der Tat in München und der in Würzburg einen solchen Einsatz fordere, dann frage er sich: "Was soll das?" Die Polizei sei sehr wohl in der Lage gewesen, die Situation zu meistern. "Aber will Bayern künftig Kampftruppen einsetzen?", fragte Pistorius. "Und gegen wen?" Weder der Würzburger Amoklauf noch der in München - so fürchterlich sie waren - hätten dadurch besser unter Kontrolle gebracht werden können.
"Man sollte angesichts unserer Geschichte nicht so leichtfertig Grundsätze des Grundgesetzes über Bord werfen", sagte Pistorius. "Der Einsatz der Bundeswehr im Inneren in solchen Situationen ist nicht vorgesehen. Und so sollte es auch bleiben."
epd