„Diese Verbindung leben“
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Die hannoversche Landeskirche will den Dialog mit dem Judentum in ihren Gemeinden weiter voranbringen. Dazu hat die größte evangelische Landeskirche in Deutschland Mappen mit Arbeitshilfen etwa für die Konfirmandenarbeit oder den Gottesdienst an ihre knapp 1.300 Gemeinden verschickt. Landesbischof Ralf Meister erinnerte daran, dass die Landeskirche 2013 die besondere Verbindung zum Judentum in ihrer Verfassung verankert hat. „Diese Verbindung soll in den Kirchengemeinden auch gelebt werden“, sagte er in Hannover.
Der hannoversche Rabbiner Gabor Lengyel betonte, in dem seit Jahrzehnten geführten jüdisch-christlichen Dialog sei viel erreicht worden. Dazu hätten auch die Beauftragte für Kirche und Judentum der Landeskirche, Ursula Rudnick, und engagierte Ehrenamtliche in den christlichen Gemeinden beigetragen. Er hoffe, dass mit der Arbeitshilfe auch jüngere Menschen erreicht werden. Die beiden jüdischen Landesverbände in Niedersachsen haben nach Angaben des Rabbiners vom kleineren liberalen Verband zusammen rund 8.000 Mitglieder. Die hannoversche Landeskirche zählt rund 2,8 Millionen Christen.
Rabbiner Gabor Lengyel. Bild: Stefan Heinze
Als Ergänzung in ihre Verfassung hatte die Landeskirche aufgenommen, dass Zeugnis, Mission und Dienst der Kirche „im Zeichen der Treue Gottes zum jüdischen Volk“ erfolgten. Die Kirche achte seine „bleibende Erwählung zum Volk und Zeugen Gottes“. Der Text nimmt auch Bezug auf den Antisemitismus der NS-Zeit: „Im Wissen um die Schuld unserer Kirche gegenüber Juden und Judentum sucht die Landeskirche nach Versöhnung.“
Meister betonte, für die Begegnung mit anderen Religionen sei es wichtig, den eigenen und den fremden Glauben zu kennen. Er kritisierte in diesem Zusammenhang Äußerungen der letzten Zeit zum Islam: „Derzeit haben wir Millionen selbst ernannte Pseudotheologen, die meinen zu wissen, was der Islam ist.“ Das Verhältnis zwischen Judentum und Christentum sei einzigartig, sagte der Bischof. Doch auch für den Dialog mit dem Islam lasse sich daraus lernen. Nötig seien theologischer Sachverstand und eine kritische Selbsteinschätzung auf beiden Seiten.
In einer Gesellschaft, in der sich zunehmend Menschen vom Glauben abwendeten, werde der Schulterschluss der Religionen wichtiger, sagte Meister. Er könne sich künftig auch gemeinsame Erklärungen der Religionen zu gesellschaftlichen Fragen wie etwa der Fürsorge für Arme vorstellen.
Zehn Gebote: Eine Plastik aus der Johannes -der-Täufer-Kirche in Uetze, Region Hannover. Bild: Stefan Heinze
Bild: Landeskirche Hannovers