Startseite Archiv Tagesthema vom 12. April 2016

Größte Mumienausstellung

Die Darstellung der Archivmeldungen wird kontinuierlich verbessert. Sollten Sie Fehler bemerken, kontaktieren Sie uns gerne über support@systeme-e.de

In einer Sonderausstellung im Hildesheimer Roemer- und Pelizaeus-Museum sind seit Februar diesen Jahres 26 vollständig erhaltene menschliche Mumien sowie zahlreiche Tiermumien zu sehen. Wichtig sei ein respektvoller Umgang mit den Gestorbenen gewesen, sagte Direktorin Regine Schulz. „Wir wollten kein gruseliges Szenario aufbauen, sondern wir wollen das Schicksal dieser Menschen erzählen.“ Die Schau „Mumien der Welt“ sei mit insgesamt 200 Exponaten die bisher deutschlandweit größte Mumienausstellung. Sie ist bis zum 28. August zu sehen.

Kurator Oliver Gauert sagte, das Museum präsentiere zudem erstmals neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Alle ausgestellten Mumien seien zuvor computertomografisch untersucht worden. „Mumien sind vielschichtige Zeugen der Geschichte.“ Die Untersuchungen hätten Rückschlüsse auf das individuelle und gesellschaftliche Leben zugelassen. Fiktive Autobiografien zu jeder Mumie sollen dem Besucher ermöglichen, die Person hinter dem Gestorbenen zu sehen. Die Erzählungen basieren auf den Forschungsergebnissen und Erkenntnissen über die Kultur.

Zu den Höhepunkten der Ausstellung zähle die deutschlandweit einzige sogenannte Guanchen-Mumie von den Kanarischen Insel, sagte Gauert. Weltweit gebe es nur 40 weitere Mumien dieser Art. Die Guanchen lebten vom dritten Jahrhundert v. Chr. bis zum 15. Jahrhundert n. Chr. auf den Kanaren. Die Angehörigen dieses Volkes wurden aufgrund ihrer Ernährung im Durchschnitt nur 30 bis 40 Jahre alt. Auch die weltweit älteste balsamierte Mumie, die mehr als 4.000 Jahre alt sei, zähle zu den Exponaten.

Wie aktuell die Mumienforschung sei, zeige das Beispiel von Mumien aus Ungarn, sagte Gauert. Die Menschen seien vor etwa 250 Jahren an Tuberkulose verstorben. Der damalige Krankheits-Erreger könne nun mit heutigen verglichen werden, um die Resistenzen nachzuverfolgen. „Diese Ergebnisse fließen direkt in die Medikamenten-Forschung ein.“ Das Museum hatte die neuen Forschungsergebnisse aktuell bei einer internationalen Fachtagung vom 7. bis zum 9. April in Hildesheim zum Thema gemacht.

epd
Bild13

Bild: Universität Göttingen/ K. Freise

Mit ergänzenden Wandtexten will die Ausstellung einen Einblick in die weltweite Praxis der Konservierung Verstorbener geben.

Die Themen reichen vom Totenkult der alten Ägypter über Moorleichen und südamerikanische Mumienbündel bis hin zum asiatischen Phänomen der Selbstmumifizierung. Demnach leiteten buddhistische Mönche der Shingon-Sekte im 9. Jahrhundert die Konservierung des menschlichen Körpers schon zu Lebzeiten ein.

Ein separater Ausstellungsbereich „Mumien-Manie“ widmet sich außerdem der neueren Entwicklung. Besucher können dort neben Mumien-Spielzeug auch originale Requisiten aus dem Film „The Mummy“ von 1999 sehen.

Bild19

Bild: Universität Göttingen/ K. Freise