Ferien mit Szenenwechsel
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„Eigentlich sind die meisten hier immer fröhlich“, erzählt Hanna Schaper, 15, von ihren ersten Eindrücken im Seniorenheim. Dieter Opitz ist das beste Beispiel. Gleich beginnt die Singstunde im Raum der Ergotherapie, und Dieter Opitz gibt vorher schon einmal ein kleines Privatkonzert für die Anwesenden. Ein altes Volkslied, das der 79-Jährige mit viel Gefühl und sauberer Intonation vorträgt.
Hanna Schaper ist eine von sechs Jugendlichen aus Alfeld, Elze, Duingen, Lauenstein und Coppenbrügge, die beim Projekt Szenenwechsel des evangelischen Kirchenkreisjugenddienstes Hildesheimer Land-Alfeld mitmachen. Eine Woche lang arbeiten sie in verschiedenen sozialen Einrichtungen, statt wie ihre MitschülerInnen in den Osterferien die Beine baumeln zu lassen. Jeden Morgen muss Hanna Schaper um 8 Uhr in der Parkresidenz Salzhemmendorf am Start sein. „Mich stört das nicht, weil ich sowieso nicht so lange schlafe“, sagt die Schülerin.
Dass die BewohnerInnen ihr so freundlich und gut gelaunt begegnen, hat einen guten Grund, meint Irene Vogel. „Sie ist ein Sonnenschein!“, hat die Ergotherpeutin beobachtet. Sie fügt, zu Hanna Schaper gewandt, gleich an: „Wenn es so weit kommt, dass Dir irgendetwas nicht passt, sag sofort bescheid!“
Doch da besteht wohl keine Gefahr. Hanna Schaper begleitet die BewohnerInnen gerne auf den Wegen durchs Haus, unterhält sich mit ihnen, liest vor oder macht beim Gedächtnistraining mit. „Im Kindergarten war ich schon während des Konfirmandenunterrichts, jetzt wollte ich mal ein Altenheim kennen lernen“, berichtet die Lauensteinerin, die die KGS in Salzhemmendorf besucht. Dort hat sie bei einer Info-Veranstaltung durch Diakonin Andrea Gärtner von der Aktion erfahren. Der „Szenenwechsel“ sei eine gute Möglichkeit, neue Erfahrungen zu machen, erklärt Hanna Schaper. Denn so viel steht für sie schon heute fest: „Ich will auch nach der Schule mit Menschen arbeiten.“
Das kann sich auch Zarah Katharina Bruns gut vorstellen. Sie hilft gerade in der Kindertagesstätte Marienhagen mit, gleich nach den Osterferien wird sich ein Schulpraktikum im Gronauer Krankenhaus anschließen. Mit ihrer Entscheidung für eine Kita – unter anderem hätten auch die Bahnhofsmission in Hildesheim oder Häuser für Menschen mit Behinderung zur Auswahl gestanden – ist sie glücklich, „weil ich Kinder so toll finde“.
Als kleines Kind hat sie selbst für kurze Zeit die Kita Marienhagen besucht, aber daran kann sie sich nicht mehr erinnern – ebenso wenig wie an Rosie Siedersleben, die damals schon dort Erzieherin war. Die Leiterin des Kindergartens ist froh über die Unterstützung ihrer 14-jährigen Praktikantin. Zarah Katharina Bruns habe ein ruhiges, ausgeglichenes Wesen und das sei bei der Arbeit mit Kindern ein Vorteil. „Sie hat gestern die Aufgaben übernommen, mit denen ich überfordert gewesen wäre“, sagt Rosie Siedersleben. Auch eine Erzieherin kann schließlich nicht an zwei Stellen gleichzeitig sein. Jedenfalls nicht immer.
Andrea Gärtner, die Leiterin des Kirchenkreisjugenddienstes, ist mit den Ergebnissen ihrer ersten Besuche in den Praktikumsstellen rundum zufrieden. Schade sei bloß, dass sich in diesem Jahr nur sechs Jugendliche gemeldet hätten. Doch die positiven Erfahrungen der SchülerInnen werden sich herumsprechen, ist die Diakonin sicher. Und dann können es im nächsten Jahr wieder deutlich mehr sein.