Sorgen im Internet
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Kein anderes Kommunikationsmittel hat die Menschheit so schnell so radikal verändert wie das Internet. Ob Freizeit, Job oder Familie - alles kommt darin vor. Sogar über Gott steht viel digitales. Ein Mausklick.
„Also, wenn Jesus ein Teil von Gott ist, hat Gott dann im Garten Gethsemane ein Selbstgespräch geführt?“ – So fragte jemand im Chat der evangelischen Kirche (www.chatseelsorge.de). Der Chat ist eine Gemeinschaftsproduktion der hannoverschen und der rheinischen Landeskirche. Immer montags und mittwochs von 20 bis 22 Uhr ist der Chat geöffnet.
Aus dieser Frage hat sich dann im offenen Chat ein interessantes Gespräch ergeben über die Erfahrungen und Vorstellungen, die unsere Besucher von Gott haben. „Gott, das sind doch nur unsere Projektionen und Wünsche, eine Krücke zum Leben für die, die dies brauchen“, war eine Reaktion, andere berichteten von ihren durchaus unterschiedlichen Erfahrungen mit Gott, wie er Ihnen manchmal ganz nah ist und dann wieder gar nicht da zu sein scheint.
Aber nicht nur interessante religiöse Gespräche werden im Chat geführt, sondern auch ganz andere wie etwa: „Ich hab’ Stress mit meinem Freund, ich weiß nicht wie das noch weitergehen soll?“ oder „kennt sich einer mit Ritzen aus? “– Das ist eine Form von Selbstverletzung. Viele unserer Besucher haben ähnliche Erfahrungen und die werden im offenen Chat geteilt und wie sie mit solchen Situationen fertig geworden sind.
Bild: fotolia.com/ Robert Kneschke
Andere Fragen werden im Privatchat gestellt: „Wieso muss es immer mich treffen, zuerst stirbt meine Großmutter, dann im selben Jahr mein Vater und jetzt erfahre ich, dass mein Bruder Leukämie hat – wie kann das sein, ich halte das nicht mehr aus!“ – „Als ich gestern erfahren habe, dass mein Bruder und seine Frau bei einem Unfall ums Leben gekommen sind, habe ich Gott erst einmal angeschrien, ganz lange!“
So fängt eine junge Frau das Gespräch im Einzelchat an, den Menschen aufsuchen können, die ihre Fragen und Probleme im offenen Chat nicht besprechen wollen. Neben dem Moderator sind immer mindestens eine Seelsorgerin oder ein Seelsorger mit von der Partie, um sich ganz persönlich und intensiv um die Menschen zu kümmern, die unseren Chat aufsuchen.
Im Durchschnitt kommen 40 Besucher an jedem Abend in unseren Chat. Oft können wir hören: „Gut, dass es euch gibt!“
Die Chatseelsorge versteht sich als ein niederschwelliges Seelsorge- und Beratungsangebot für Glaubens- und Lebensfragen. Sie versteht sich nicht als therapeutisches Angebot, sondern es geht um Begleitung, um Problem- und Konfliktlösung im akuten Fall, Ermutigung zum Aufsuchen realer Beratungs- oder Seelsorgesettings und natürlich um Gespräche, Informationen und Begleitung in theologischen und Glaubensfragen.
Sie will Menschen seelsorgerlich unterstützen, die im Netz mit ihren Fragen oder Problemen Begleitung suchen. Wir wollen partnerschaftlich mit den Ratsuchenden ihre Fragen und Probleme im Horizont von Gottes Liebe zum ganzen Menschen betrachten. Dabei wollen wir als kirchliches Angebot Menschen auch den Weg in die Gemeinschaft der Kirchen, ihrer Gemeinden und sonstigen Beratungsangeboten (Diakonie) zeigen.
Stephan Lorenz, Referent für die Chatseelsorge