Startseite Archiv Tagesthema vom 08. März 2016

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Die Bundesregierung sieht in der Suche nach Pflegekräften eine der größten gesundheitspolitischen Herausforderungen für die nahe Zukunft. „Wir werden viele Jahrzehnte haben, in denen wir jedes Jahr zwei bis drei Prozent mehr pflegebedürftige Menschen bekommen“, sagte der Bevollmächtigte der Bundesregierung für Patienten und Pflege, Staatssekretär Karl Josef Laumann (CDU), bei der Eröffnung der Fachmesse „Altenpflege 2016“ in Hannover. „Wenn die häusliche Pflege stabil bleibt, brauchen wir trotzdem jedes Jahr 20.000 zusätzliche professionelle Pflegekräfte.“

Bei der dreitägigen Messe zeigen 579 Aussteller aus 14 Nationen neue Konzepte zur Betreuung alter Menschen. Sie gilt als europäische Leitmesse in der Branche. Laumann betonte, die Ausbildung für den Pflegeberuf gut zu organisieren sei eine vordringliche politische Aufgabe. Es gebe immer noch fünf Bundesländer, wo Auszubildende in der Altenpflege Schulgeld bezahlen müssten, kritisierte der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium.

In zehn Bundesländern müssten Pflegebedürftige in Heimen, die stark ausbildeten, mehr Geld bezahlen als in Heimen, die nicht ausbildeten. „Wir müssen Schulgeldfreiheit in ganz Deutschland durchsetzen“, forderte der Bevollmächtigte. Zudem sei bundesweit eine Ausbildungsumlage für Pflegeheime nötig. Wo es sie bereits gebe, sei die Zahl der Ausbildungsplätze um eine Drittel gestiegen. Auch müsse Menschen in höherem Lebensalter der Einstieg in den Beruf ermöglicht werden. „Allein mit Schulabgängern werden wir das nicht abdecken können.“

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Bild: ALTENPFLEGE Messe

Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) sagte, moderne Technik könne Senioren bereits in vielen Fällen unterstützen. So gebe es bereits Sensoren in Teppichböden, die Stürze meldeten. Andere Geräte zeigten an, ob in den Wohnungen alter Menschen weiterhin Wasser oder Strom verbraucht werde. „Die Technik wird aber niemals die Menschen ersetzen, die in diesem Bereich arbeiten“, mahnte die Ministerin.

Bei der Messe wurde der gelernte Koch Frank Dornsiepen aus dem hessischen Bad Wildungen mit einem Innovationspreis für Altenpflege ausgezeichnet. Er hat mit einer Tischlerei einen mobilen Küchenwagen entwickelt, der ganz auf die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnitten ist. Der zweite Preis ging an die dänische Firma „Life-Partners“ die eine digitale Kommunikationsplattform für Pflegebedürftige, Angehörige und Pflegepersonal auf den Markt gebracht hat.

Andere Aussteller zeigen etwa hochmoderne Pflegebetten mit ausgefeilten Federkonfigurationen für gesunden Schlaf. Das Land Niedersachsen präsentiert einen barrierefreien Strandkorb, der auch für Rollstuhlfahrer geeignet ist. Die Messe findet bis Donnerstag, den 10. März 2016, statt und es rund 30.000 Besucher erwartet.
 

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Thema Küche und Hauswirtschaft. Bild: ALTENPFLEGE Messe

Bordsteine per App absenken

Langsam schiebt die alte Dame ihren Rollator über die Straße. Als sie mitten auf der Fahrbahn ist, springt die Fußgängerampel auf Rot. Situationen wie diese, in denen Menschen unnötig verunsichert werden, ärgern Helmut Wallrafen immer wieder. Denn es gebe bereits technische Lösungen, die Städte für alte und behinderte Menschen sicherer machten, sagte der Geschäftsführer der Sozial-Holding der Stadt Mönchengladbach: „In Singapur sind Fußgängerampeln so ausgerüstet, dass Ältere oder Behinderte die Grünphase bei Bedarf verlängern können.“ Nur zwölf Euro koste ein Ampel-Modul, das etwa durch ein Smartphone gesteuert werden könne.

Lösungen dieser Art sind es, die das Bundesforschungsministerium mit einem Projekt voranbringen will. Mit dem Wettbewerb „Innovationen für Kommunen und Regionen im demografischen Wandel“ (InnovaKomm) werden seit Ende vergangenen Jahres bundesweit fünf Städte oder Gemeinden unterstützt beim Umgang mit der wachsenden Zahl an Bewohnern, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind.

Ziel ist es nach Angaben des Ministeriums, technische Angebote zu entwickeln, die Senioren helfen, möglichst lange selbstbestimmt in ihrer gewohnten Umgebung zu leben. Jedes der Projekte wird in den kommenden fünf Jahren mit jeweils fünf Millionen Euro gefördert.

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Langsam schiebt eine alte Dame ihren Rollator über die Straße. Bild: epd-Bild/ Stefan Arend