Atempause
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Sonntag Laetare – ich bin zu Gast in einer fremden Gemeinde, und staune als am Ausgang der Kirche zwei strahlende Konfirmandinnen stehen und jedem Gottesdienstbesucher eine Rose schenken. Sie soll ein kleines Zeichen der Freude sein, mitten in der Passionszeit, und auch daran erinnern, dass dieser Sonntag früher einmal „Rosensonntag“ hieß. So steht es auf dem Herzen aus Fotokarton, das an der Rose hängt.
Manche Gemeinden haben sogar noch rosa Antependien am Altar und der Kanzel hängen. Laetare, also „Freut euch“, ist wie eine Atempause auf dem Weg Jesu nach Jerusalem, den wir in der Passionszeit in Gedanken nachgehen. Uns beschäftigt die Frage des Apostels Paulus: Wer oder was kann trösten in „Bedrängnis und Herzensnot“ (2. Kor 2,4)? Der Fallen sind viele!
„Da schenkt die mir doch dieses furchtbares Buch!“ sagt eine Frau im Trauergespräch. „Das ist doch eine Zumutung, was denkt sie sich bloß?!“ Was war passiert? Ihre Freundin hatte gesagt: „Ich weiß wie es ist, jemanden zu verlieren. Lies das mal, das hilft.“ Die landläufige Überzeugung, dass eigentlich nur jemand wirklich trösten könne, der eine Situation schon selbst erlebt hat, ist also nicht ganz ungefährlich. Die Gefahr ist groß, dass man zu sehr in der eigenen Geschichte steckenbleibt und dem anderen etwas überstülpt, was für ihn oder sie in diesem Moment völlig verkehrt ist. Man muss also auch von sich selbst absehen können, um trösten zu können.
Bild: Landeskirche Hannovers
Die nächste Frage ist: Von welchen Bedrängnissen spricht Paulus denn? Es sind keineswegs alle möglichen Notlagen und Schwierigkeiten gemeint, die Menschen erleben können. Er erzählt vielmehr von den Leiden, in die er selbst geraten ist, weil er an Christus glaubt und ihn verkündigt. Er hat mit Gegnern zu tun, die ihm weder seinen Glauben noch seine Verkündigung glauben und ihn damit in tiefe seelische Abgründe stürzen.
In dieser Situation erlebt er, dass er selbst getröstet wird durch den „Gott allen Trostes“. Paulus gebraucht das selbe Wort übrigens, wenn er vom Heiligen Geist spricht, dem Tröster. Er lässt die Kraft, die ihm dadurch zukommt, gewissermaßen überfließen auf die, die sie brauchen, in Korinth oder anderswo. Es geht also um einen bestimmten Trost.
Gut, dass Paulus offen lässt, auf welche Weise er getröstet wurde. Dass etwas „in Fluss gerät“ ist eigentlich ein schönes Bild für den Trost. So wie das Wasser eines römischen Brunnens überfließt von einer Schale in die andere, kann Trost überfließen – in Worten, Gesten oder Schweigen.
Elisabeth TobabenElisabeth Tobaben Bild: privat