Museum restauriert "Goldene Tafel"
Eines der bedeutendsten Werke der Gotik um 1400 soll wieder im alten Glanz erstrahlen. Sechs Restauratoren werden in den nächsten Jahren den Altaraufsatz "Goldene Tafel" bearbeiten.
Die Darstellung der Archivmeldungen wird kontinuierlich verbessert. Sollten Sie Fehler bemerken, kontaktieren Sie uns gerne über support@systeme-e.de
Eines der bedeutendsten Werke der Gotik aus der Zeit um 1400 soll in den nächsten Jahren im Niedersächsischen Landesmuseum in Hannover aufwendig restauriert werden. Die derzeit umfangreichsten Restaurierungsarbeiten in der deutschen Museumslandschaft sollen der "Goldenen Tafel", einem Altaraufsatz aus der Lüneburger Michaeliskirche, ihren ursprünglichen Glanz zurückgeben, sagte Museumsdirektorin Katja Lembke am Freitag. Das Landesmuseum verwahrt mit den Altarflügeln wesentliche Teile dieses Hauptwerkes der europäischen Kunst.
Außenseiten der Innenfluegel angebrachter Bilderzyklus in 36 Szenen das Leben Christi und Mariens. Bild: Jens Schulze
Insgesamt rund 600.000 Euro veranschlagt das Museum für das Projekt, das sechs Restauratoren im Jahr 2018 abschließen wollen. Zur "Goldenen Tafel" gehören 36 Bildtafeln, die das Leben Jesu und seiner Mutter Maria darstellen. Die Flügel sind mit geschnitzten und reich vergoldeten Heiligenfiguren geschmückt, zudem sind Reliquien erhalten. Das namensgebende, in Goldblech geschlagene Relief eines Reliquienschreins, das ursprünglich zur "Goldenen Tafel" gehörte, existiert heute nicht mehr. Der Altar mit zwei Flügelpaaren erreicht aufgeklappt eine Spannweite von mehr als sieben Metern.
Die Restaurierung soll unter anderem die originale Farbgebung der Figuren und Bildtafeln wieder herstellen. Schmutz und nicht einheitliche Bearbeitungen der Vergangenheit verdeckten die nuancenreichen Farbgebungen der Gesichter, Blattgold und Blattsilber, erläuterte Restauratorin Eliza Reichel.
Das niedersächsische Wissenschaftsministerium, die Ernst von Siemens Kunststiftung und die Klosterkammer Hannover fördern die Arbeiten, den Angaben zufolge mit je 100.000 Euro. Die Michaeliskirche gehört zum von der Klosterkammer verwalteten Stiftungsbesitz. Weitere 50.000 Euro kommen von der Kulturstiftung der Länder. Für 1.000 Euro können private Spender eine Patenschaft für eine Figur und für 500 Euro für ein Bildfeld übernehmen. In einer "offenen Werkstatt" sollen Besucher Einblick in die Restaurierung erhalten.
Bereits seit 2012 haben Historiker, Kunsthistoriker und Kunsttechnologen das Werk durch Material-Analysen, mit Röntgentechnik und einer Infrarot-Kamera intensiv erforscht. Die Untersuchung der Jahresringe des Holzes hätten ergeben, dass die "Goldene Tafel" nicht wie angenommen zwischen 1390 und 1420, sondern erst kurz nach 1420 entstanden sei, sagte Projektleiterin Antje-Fee Köllermann. Dass die geschnitzten Figuren aus dem Hanse-Raum stammten und die Handwerker wohl vor Ort in Lüneburg gearbeitet hätten, sei eine weitere neue Erkenntnis.
Restauratorin Gabriele Schwartz reinigt die Figuren (hier den Paulus) des Altars. Bild: Jens Schulze
Weitere Teile des Reliquienschatzes der "Goldenen Tafel" befinden sich heute im Kestner-Museum in Hannover. Die Reliquien hatten bereits mit der Reformation ihre Funktion verloren, die ihrer Verehrung ablehnend gegenüberstand. 1644 machten sich Diebe an dem Kunstwerk in der Michaeliskirche zu schaffen. 1698 raubte der seinerzeit berüchtigte Kirchendieb Nickel List Schätze der "Goldenen Tafel" und schädigte das Altarwerk, als er Teile herausbrach.
epd Landesdienst Niedersachsen/BremenBild: Landesmuseum Hannover