Nach Hause kommen
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Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. Amen.
Nach Hause kommen, liebe Gemeinde. Wer wollte in diesen Stunden nicht „nach Hause“ kommen? Niemals trifft uns dieser Heimat-Wunsch so direkt wie in dieser Nacht. „Driving home for Christmas“ singt Chris Rea Jahr um Jahr und gibt dieser Melodie ihre Farbe: Ja, wir wollen in diesen Stunden zu Hause sein! Wir sehnen uns nach vertrauten Räumen. Selten treibt diese Sehnsucht solche Blüten wie in den Stunden der Heiligen Nacht. Da kommen unsere Kindheitsbilder und sagen: „Wie unglaublich schön war es doch damals“. Auch wenn wir wissen, dass das nicht immer stimmt, es stört uns nicht. Wenn wir die alte Geschichte hören, die bekannten Lieder singen oder die vertrauten Figuren auf der Fensterbank oder den Christbaumschmuck betrachten, gibt es für ein paar Augenblicke das tiefe Eingeständnis: Ja, es ist gut!
Und wie sehnen sich erst all diejenigen, deren Heimat weit entfernt ist. Als Hamburger Jung gehörte für mich am Heiligen Abend die Radiosendung „Gruß an Bord“ dazu. Die Stimmen von mir wildfremden Menschen, die irgendwo auf den Weltmeeren herumfuhren, das war für mich ein Teil des Heiligen Abends beim festlichen Essen. Grüße und persönliche Worte von Angehörigen gingen über die weite See. Und ich weinte vor Rührung ein paar Tränen mit all jenen, die sich zehntausende Kilometer entfernt an ihre Heimat erinnerten.
Wir sind Wanderer in dieser Welt. Und so suchen wir, die wir unbehaust sind, einen Raum, in dem wir zu Hause sind. Diese Suche, die sich durch unser ganzes Leben zieht, verbindet uns heute Nacht mit zwei Menschen, die auch Wandernde waren.
In der Heiligen Nacht wird die berühmteste Heimreise unserer Kultur erzählt. Da sind zwei unterwegs. Maria und Joseph. Zwei ohne Obdach und niemand öffnet ihnen die Tür. In den Krippenspielen sind es unwirsche Wirtsleute, die Maria und Joseph abweisen. Wir haben es gerade aus dem Original wieder gehört: In der biblischen Weihnachtsgeschichte kommen diese Leute, die keinen Raum für Menschen in Not haben, gar nicht vor.
In unserem kollektiven Gedächtnis aber sind sie tief verankert. Gott sei Dank. Denn diese abwehrende Geste muss uns bis heute eine Mahnung sein. Wie viele Menschen warten auf Einlass? In unserer Stadt, unserem Land, weltweit? Die Zahl der Flüchtlinge wächst. Sie hatten keinen Ort, der ihnen Leben versprach. Da machten sie sich auf - teilweise unter Lebensgefahr - eine neue Heimat zu suchen. Es bleibt eine große Herausforderung für uns, die wir Heimat haben, anderen zu helfen, gesicherte Lebensorte zu finden. Für viele heimische Landsleute gilt: Wir würden Weihnachten heute nicht feiern, wenn vor 70 Jahren, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs unsere Eltern oder Großeltern nicht Heimat in diesem Land gefunden hätten. Wenn sie nicht hier als junge Menschen Lebenspartner gefunden und Familien gegründet hätten. In Deutschland leben viele von uns aus dieser Herbergserfahrung.
Aus der Predigt von Landesbischof Ralf Meister, am 24. Dezember 2015, Stiftskirche FischbeckBild: fotolia.com/Jag_cz
Die alte Weihnachtsgeschichte bleibt aktuell. Wie Maria und Josef auf der Suche nach einer Herberge waren, so sind heute Millionen von Menschen auf der Suche nach einer sicheren Zuflucht. Wenn Ihr diese Weihnachtsbotschaft unterstützt, teilt das Video mit Euren Freunden und Eurer Familie. Danke und frohe Weihnachten!
(EKIR Internet)