Startseite Archiv Tagesthema vom 21. Dezember 2015

Lebendiger Advent

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Die Auferstehungsgemeinde in Hannover-Döhren organisiert den Lebendigen Adventskalender. An jedem Abend im Advent lädt ein anderes Gemeindemitglied zu sich nach Hause ein und bereitet ein kleines Programm vor. Fröhlich, besinnlich, nachdenklich, lecker... Alles ist möglich. Und in der Nachbarschaft kommt das richtig gut an.

Familien holen die Weihnachtskrippen vom Dachboden und stauben Maria, Josef und das Christkind sorgsam ab. Durch die Musikanlagen der Kaufhäuser schallt „White Christmas“. Manches Paar diskutiert, ob es zum Fest Kartoffelsalat mit Würstchen oder doch Gans wie bei der Schwiegermutter geben soll. Und selbst, wer sonst nicht singt, stimmt am Heiligen Abend bei „Stille “ mit ein. Die Weihnachtszeit ist voller Rituale. Experten sagen: Für viele Menschen ist das hilfreich.

„Rituale haben immer die Funktion, die Welt wieder ein bisschen in Ordnung zu “, sagt Professor Gerhard Wegner, der das Sozialwissenschaftliche Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) leitet. „Weihnachten macht deutlich, dass das Leid und das Böse nicht das letzte Wort haben.“

Zum Christfest haben die Kirchen Zulauf wie sonst nie. Bei 46 Prozent aller Deutschen ist an Weihnachten laut einer Emnid-Umfrage von 2013 ein Gottesdienstbesuch fest eingeplant. „Zwei Drittel der evangelischen Kirchenmitglieder sagen, das gehört für sie dazu, das haben schon die Eltern so “, sagt der Sozialwissenschaftler und ergänzt: „Das sind mehr, als tatsächlich kommen.“

In der Kirche erhofften sich die Menschen vor allem eine besondere Atmosphäre, festlichen Schmuck und die vielen noch vertrauten Advents- und Weihnachtslieder. "Sie suchen Glanz, Harmonie und ein bisschen Frieden", beschreibt es Wegner, der auch Pastor ist. Die Predigt führe dann oft wieder in die Realität und sorge dafür, dass das Leid in der Welt nicht vergessen werde.

In kaum einem anderen Land werde Weihnachten so romantisiert wie in Deutschland. "Für einige Menschen ist diese Harmonie-Erwartung allerdings eine unheimliche Überforderung", sagt Wegner.

Was also tun, wenn das „Alle Jahre wieder“ so gar nicht mehr zu den Lebensumständen passt und nicht mehr alles so wie früher möglich ist? „Dann kann man sich neue Rituale ausdenken“, sagt die Entwicklungspsychologin Maria von Salisch: „Vielleicht einen gemeinsamen Konzertbesuch, oder das Mau-Mau-Spielen mit der dementen Oma.“

Rituale könnten dazu beitragen, dass Erwartungen nicht enttäuscht werden und damit Streit vermieden wird, ist die Entwicklungspsychologin Maria von Salisch überzeugt. „Ist unter Paaren einmal ausgehandelt, welches Festmahl es gibt, muss das nicht jedes Jahr neu diskutiert werden.“ Für Kinder seien feste Gewohnheiten besonders wichtig, weil sie Verlässlichkeit schafften, erläutert die Professorin der Leuphana Universität Lüneburg.

epd
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Das Gebet an Weihnachten bringt besondere Stille. Bild: epd-Bild

Grüne Weihnacht

Peer Höcker schaltet die Lichterkette auf seinem Balkon ein. Dass die 35 Lämpchen brennen, ist kaum zu erkennen, obwohl es draußen sehr duster ist. „Sie hat gestern von der Dämmerung bis abends geleuchtet, jetzt muss sie sich erst wieder aufladen“, erläutert der 55-Jährige aus Hannover. Er zeigt auf ein handgroßes Solarpanel auf der Balkon-Brüstung. Das Panel gewinnt aus Tageslicht den Strom, den die Lichterkette benötigt. Das ist nur einer der Tricks, mit denen Höcker in der Weihnachtszeit Energie spart.

Rund zehn Stunden kann die Lichterkette den Balkon in gemütliches Licht tauchen, sagt er. Dass es etwa zwei Tage dauert, bis sie wieder voll aufgeladen ist, stört den gelernten Architekten und freiberuflichen Energieberater nicht. "Es kostet nichts und ist klimafreundlich."

Lothar Nolte hat weniger aufwendige Tipps dafür parat, wie der Tannenbaum energiesparend zum Leuchten gebracht werden kann. Der Geschäftsführer der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen empfiehlt Lichterketten mit LED-Lampen. Sie brauchten bis zu 80 Prozent weniger Strom als der Weihnachtsschmuck mit Glühbirnen. „Und sie machen mittlerweile sehr angenehmes Licht.“

Allerdings sollte niemand intakte alte Lichterketten einfach wegwerfen, betont Nolte. Energie und Materialien, die zur Herstellung gebraucht wurden, würden sonst unnötig verschwendet. Auch sollte eine energieeffizientere Beleuchtung nicht dazu führen, dass immer mehr Lichterketten zum Einsatz kommen. Aus Studien sei bekannt, dass viele Menschen sowohl die alten Glühlampen als auch ihre neu gekauften Lichter anknipsten. Das kehre den eigentlich gewünschten Effekt um und steigere den Energieverbrauch.
 

epd