Startseite Archiv Tagesthema vom 06. Dezember 2015

Wärme für Obdachlose

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Donnerstagnachmittag in der Hildesheimer Innenstadt. Einkaufende rauschen vorbei, die Schaufenster sind weihnachtlich geschmückt, vor dem Eingang der Arneken Galerie hängt ein großes Banner: „Gewinne 1.000 €“. Gegenüber, an der Kopfseite der Jakobikirche, ein kleiner Stand in blau und weiß. Ganz präsent und doch unscheinbar, stehen hier Mitarbeiterinnen der Herberge zur Heimat Himmelsthür und der Ambulanten Wohnungslosenhilfe der Zentralen Beratungsstelle Hannover und machen mit bei der „Aktionswoche der Wohnungslosenhilfe im Nordwesten“. Die Herberge zur Heimat macht in Hildesheim Angebote zur Unterstützung wohnungsloser Menschen. Dazu gehören zwei Wohnheime in der Gartenstraße und der Drispenstedter Straße, in denen 29 Männer leben, und ein Tagestreff in der Hannoverschen Straße, in dem täglich 50 bis 60 Menschen begleitet werden. Nur etwa 20 Prozent davon sind Frauen. Im  Tagestreff können Wohnungslose sich aufwärmen, Wäsche waschen oder duschen. Viele haben hier auch eine Postadresse, um  Arbeitslosengeld II beziehen zu können. Die Zentrale Beratungsstelle bietet Beratung und Unterstützung für wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen.

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Im symbolischen Bett auf der Straße: Sven Haase, Daniela Knoop, Verena Scheel, Pia Geiger und Janice von Arnim. Bild: Möller

Insgesamt hätte der Tagestreff 14.000 Kontakte im Jahr, sagt Janice von Arnim, und trinkt einen Schluck vom alkoholfreien Punsch, der süßlich-weihnachtlich schmeckt und eigens für die Aktion gekocht wurde. „Wir sind eine wichtige Anlaufstelle und sozialer Mittepunkt für viele unserer Klienten“, sagt die Sozialarbeiterin, die für die Zentrale Beratungsstelle (ZBS) des Diakonischen Werks Hannover arbeitet. Gemeinsam mit der Diakonie Himmelsthür betreibt das Diakonische Werk die Beratungsstelle in der Hannoverschen Straße. „Wohnen ist ein Menschenrecht“ steht auf den Flyern der Aktionswoche, die jährlich von der ZBS Niedersachsen ausgerufen wird. Hier geht es auch um Politik und darum, auf Missstände aufmerksam zu machen.

Die vorbeilaufenden Menschen reagieren verhalten. Punsch, Schnittchen und auch das Bett, das symbolisch mit Kreide auf die Pflastersteine gemalt wurde, animieren nur wenige zur Auseinandersetzung mit sozialen Problemen. Eine Frau, die von Arnim angesprochen hatte, geht weiter mit den Worten, sie brauche keine Hilfe, denn sie habe schließlich eine Wohnung. Die Vorstellung, diese Wohnung verlieren zu können, ist vielen Menschen fremd. Und doch kann es schneller gehen als man denkt. „Es kann jeder schnell in die Wohnungslosigkeit rutschen“, sagt Daniela Knoop, Leiterin der Herberge und des Tagestreffs, „es gibt zu wenig kleine und bezahlbare Wohnungen.“ Der Verlust des Jobs, Streit in der Familie, Krankheiten – viele Ursachen können zu Wohnungslosigkeit führen. Meistens kommen die Probleme nicht allein. Und je weniger bezahlbaren Wohnraum es gibt, desto größer ist die Möglichkeit, auf der Straße zu landen.

„Im Landkreis Hildesheim ist die Situation verhältnismäßig entspannt“, sagt Janice von Arnim. Und doch sei günstiger Wohnraum Mangelware. Vor allen Dingen Studierende würden sich für die gleichen Wohnungen interessieren, die auch für die Klienten der Herberge und der ZBS in Frage kämen. Und auch die Flüchtlinge müssten untergebracht werden. Daher ist die Herberge zur Heimat angewiesen auf mitdenkende Vermieterinnen und Vermieter, die Wohnraum auch an sozial Benachteiligte vermieten würden. Am Ende kommen die Mitarbeiterinnen der Einrichtung doch noch ins Gespräch. Ein Mann fragt, wie er helfen könne und einige Interessierte diskutieren über die Frage nach mehr bezahlbaren Wohnraum.

Christoph Möller
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Das Motto der Aktionswoche macht auf die politische Dimension der Problematik aufmerksam. Bild: Möller

Hilfe Interaktiv

Die Adventszeit hat angefangen und damit auch der Countdown bis zum Heiligabend. Den feiern viele am liebsten mit der Familie oder mit Freuden.

Marlen Zobler aus Hannover feiert seit zwei Jahren Weihnachten mit Menschen, die sie nicht kennt, von denen sie nur weiß, dass sie am 24. Dezember nicht allein sein wollen.

Was sie dazu bewegt hat, das das erzählt sie bei ffn - die Kirche „Hilfe Interaktiv“.