Der Nachwuchs bestimmt mit
Die hannoversche Landeskirche öffnet sich stärker den Interessen von Jugendlichen. Bei der ersten Jugendsynode in ihrer Geschichte trafen am Donnerstag gewählte Jugendvertreter aus ganz Niedersachsen mit den Landessynodalen zusammen.
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Dicht beschriebene, blaue, gelbe und andersfarbige Zettelchen kleben an den Tafeln des Seminarraums im Stephansstift in Hannover, die Tische sind mit Papier bespannt und voller Notizen. Bei der ersten Jugendsynode der hannoverschen Landeskirche wird auf Kreativität gesetzt. 76 gewählte Jugendvertreter aus ganz Niedersachsen diskutieren am Donnerstag auf Augenhöhe mit den 75 Vertretern der evangelischen Landessynode.
„Welche Töpfe der Landeskirche stehen den Ehrenamtlichen eigentlich zur Verfügung, um an Gelder für Fortbildungen zu kommen?“, fragt einer. „Wir brauchen mehr Transparenz!“, fordert ein anderer. „Welche Fortbildungsmöglichkeiten gibt es überhaupt für Ehrenamtliche?“ Den ganzen Morgen haben acht Gruppen diskutiert, wie Kirchengemeinden ihre Freiwilligen besser unterstützen können.
Bild: Jens Schulze
Das Thema sei von den Jugendlichen selbst vorgeschlagen worden, sagte der Jugendsynodale Jan Hendrik Saxe: „Besonders ehrenamtlich in der Kirche engagierte Jugendliche befinden sich in einem Spannungsfeld mit einer Reihe von anderen Anforderungen wie Schule, Studium oder Beruf.“ Saxe ist auch Vorsitzender der evangelischen Landesjugendkammer. Drei Ergebnisse hat seine Gruppe erarbeitet. Saxe ist zufrieden.
Nun muss aus der Idee ein Antrag werden. Aber wie formuliert man den? Ratlose Blicke bei den jungen Leuten. Zum Glück ist der Synodale Burghard Kindler da: „Die Jugendsynode beauftragt die Landessynode zu prüfen, ob...“, diktiert der 62-jährige Pastor die typische Formulierung des Kirchenparlaments. Er sei auf die Anträge der anderen Gruppen gespannt, sagt Saxe: „Und darauf, wie das Plenum unsere Anträge aufnimmt und wie es dann weitergeht.“
Bild: Jens Schulze
Der Präsident der Landessynode, Matthias Kannengießer, erläutert, dass aus den besprochenen Themen auf sehr kurzem Weg Grundlagen für Beschlüsse und später dann sogar verbindliche Kirchengesetze werden könnten. „Wir sind die erste evangelische Landeskirche in Deutschland, die den Jugendlichen in dieser Form Gehör verschafft.“ Er könne sich sehr gut vorstellen, dass eine Jugendsynode künftig regelmäßig stattfinde. Konkrete Pläne dazu gebe es allerdings noch nicht.
In einem großen Plenum am Nachmittag stimmen alle Teilnehmer gemeinsam darüber ab, welche Anträge an die Synode weitergeleitet werden sollen. Die Teilnehmer sind zufrieden. In den Diskussionen habe es keine Unterschiede zwischen Synodalen und Jugendvertretern gegeben, berichten Saxe und Kannengießer. Die Gespräche seien sehr effektiv gewesen, betont die Synodale Friederike Dauer (54). Viola Leyrer (22) lobt den Austausch zwischen den Generationen: „Wir haben gute Kompromisse gefunden.“
Auch der stellvertretende Vorsitzende des Jugendausschusses, Bernd Rossi, will sich für eine regelmäßige Fortsetzung der Jugendsynode einsetzen. Die Premiere am Donnerstag könne nur der Startschuss gewesen sein. Es sei entscheidend, dass die Jugendlichen weiter mitbestimmen dürften: „Schließlich muss die Jugend in den nächsten Jahren mit den Rahmenbedingungen leben, die heute festgelegt werden. Und so ein Generationenvertrag kann nicht einseitig sein.“
Bild: Jens Schulze
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