Luther und die Juden
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Zum 500. Reformationsjubiläum 2017 will die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) weitere Lehren aus der Haltung Martin Luthers (1483-1546) zu den Juden ziehen.
In einer im Rahmen der EKD-Synode einstimmig beschlossenen Kundgebung distanzierte sich die Kirche von den judenfeindlichen Aussagen Luthers und anderer Reformatoren. Luthers Empfehlungen zum Umgang mit Juden seien widersprüchlich und hätten Schmähungen und Forderungen nach vollständiger Entrechtung und Vertreibung der Juden eingeschlossen.
Das weitreichende Versagen der evangelischen Kirche gegenüber dem jüdischen Volk erfülle mit Trauer und Scham, heißt es. Aus dem Erschrecken über theologische Irrwege und dem Wissen um Schuld am Leid der Juden erwachse eine besondere Verantwortung, jeder Form von Judenfeindschaft entgegenzutreten. Das Reformationsjubiläum biete Anlass zur Umkehr und Erneuerung. „Luthers Sicht des Judentums und seine Schmähungen gegen Juden stehen nach unserem heutigen Verständnis im Widerspruch zum Glauben an den einen Gott, der sich in dem Juden Jesus offenbart hat“, bekennt die Stellungnahme.
Bis 2017 werde die evangelische Kirche ihre Haltung zur umstrittenen Judenmission klären, kündigte Synodenpräses Irmgard Schwaetzer zum Abschluss der Jahrestagung des Kirchenparlaments an. Zum Auftakt der kürzlich stattgefundenen Synode hatte der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, von der evangelischen Kirche eine deutliche Distanzierung von der Judenmission gefordert.
Luthers Judenfeindschaft gilt als große Belastung für die Geschichte der evangelischen Kirche und wird den Schattenseiten im Wirken des Reformators zugerechnet. In Briefen und Schriften hatte sich Luther wiederholt mit den Juden befasst. In einem Brief vom August 1514 stellte sich der Reformator noch hinter den Humanisten Johannes Reuchlin, der sich gegen die Verbrennung jüdischer Schriften wandte. 1523 veröffentlicht Luther die Schrift „Dass Jesus Christus ein geborener Jude sei.“ 1538 folgt das Pamphlet „Wider die Sabbather“, 1543 die berüchtigte Schrift „Von den Juden und ihren Lügen.“
epdAls Abgrenzung und Protest zu Luthers Antisemitismus hat Friedrich Kramer (Direktor der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt in Wittenberg), dem Standbild von Martin Luther am 9. November 2015 in Wittenberg eine gelbe Augenbinde angelegt. Bild: epd-bild/ Alexander Baumbach