Startseite Archiv Tagesthema vom 05. November 2015

„Grenzerfahrungen“

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Mit dem Motto „Grenzerfahrung“ nimmt die FriedensDekade vom 8. bis 18. November das zentrale Problem unserer Zeit auf: Die großen Flucht- und Migrationsbewegungen. Über 60 Millionen Menschen sind auf der Flucht vor Krieg, Bürgerkrieg und entwürdigenden Lebensumständen. Nur ein kleiner Teil, aber doch hunderttausende, erreicht Europa und damit auch Deutschland.

Viele sterben bei dem Versuch, die Grenzen zu überwinden oder kommen an ihre Grenzen, wenn sie sich ganz neu orientieren müssen. Auch die aufnehmenden Gesellschaften meinen an ihre Grenzen zu geraten. Die Begegnung mit dem „Fremden“ fordert uns heraus. Wir erleben viele hoffnungsvolle Initiativen und menschliche Wärme in unseren Gemeinden, aber auch die Schattenseiten unserer Gesellschaft werden in dieser Situation sichtbar.

Das Zusammenleben in Verschiedenheit wird zur vielleicht elementarsten friedensethischen Aufgabe. Außerdem stellt sich immer drängender die Frage, wie wir den Ursachen von Flucht tatsächlich an der Wurzel begegnen können. Wir erleben, dass die einfachen Lösungen nicht weiterhelfen: Gewalt ist nicht mit Gewalt zu bekämpfen, sondern entfacht neue Kriege; die Grenzen verstärken und Schiffe versenken, führt nicht weiter. In diesen Grenzerfahrungen geht es darum, mutig neue Wege zu suchen und alte Grenzen zu überwinden. An unseren Anteilen durch Waffenexporte, ungerechte Wirtschaftsstrukturen, Klimaschäden können wir nicht vorbei gehen, wenn wir eine wirkliche Lösung für alle Menschen suchen.

Bittgottesdienste im Rahmen der FriedensDekade möchten dazu ermutigen, diesen Prozess der „Grenzerfahrungen“ als einen geistlichen Weg zu verstehen. Wir erfahren in vielen Gemeinden, wie belebend es ist, sich auf die neuen Mitbürger einzulassen, wie wir mit Ihnen die Quellen unseres Glaubens neu entdecken. Die biblischen Referenztexte weisen die Richtung, die die FriedensDekade in diesem Jahr eröffnen will: Jesus fragte: „Wer ist der Nächste gewesen?“ Der Gefragte antwortete: „Der die Barmherzigkeit an ihm tat!“ Darauf Jesus: „So geh hin und tu desgleichen!“ (Lukasevangelium 10,37).

Pastor Lutz Krügener, Beauftragter für Friedensarbeit im Haus kirchlicher Dienste
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Plakat: EKD

Die zentrale Eröffnung der FriedensDekade ist am 8. November in der evangelischen Stadtkirche von Schwabach bei Nürnberg geplant. In Bremen wird sie in der evangelischen Andreas-Gemeinde eröffnet. Die Dekade wird seit 1980 jeweils vom drittletzten Sonntag des Kirchenjahres an bis zum Buß- und Bettag ausgerichtet.

Kurz vor dem Start der bundesweiten kirchlichen Friedensdekade hat der evangelische Friedensbeauftragte Renke Brahms die Pflicht zur Aufnahme von Flüchtlingen betont. Menschen in Not aufzunehmen und ihnen Hilfe zukommen zu lassen, sei ein Gebot der Humanität und der christlichen Verantwortung, sagte der Beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). „Wer vor Gewalt, Krieg und Verfolgung über das Mittelmeer flüchtet, braucht einen Zufluchtsort“, sagte der leitende Bremer Theologe.

Die ökumenische Friedensdekade der christlichen Kirchen in Deutschland beschäftigt sich vom 8. bis zum 18. November unter dem Titel „Grenzerfahrungen“ vor allem mit dem Schicksal von Flüchtlingen. Dabei sei es gut, nicht nur die Folgen der Flüchtlingsbewegung in Europa in den Blick zu nehmen, sondern auch die Ursachen, die zu dieser Flucht geführt hätten, sagte Brahms. Dazu gehörten die globalen Handelsbeziehungen, Waffenlieferungen, der Zusammenbruch staatlicher Gewalt, extreme Armut und Klimaveränderungen.

Es sei Zeit für eine Umkehr von diesen ungerechten Verhältnissen, deren Folgen die westliche Gesellschaft nun spüre, ergänzte der Friedensbeauftragte.

epd
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