Ein Segenswunsch an Halloween
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Der aus den USA stammende Grusel-Brauch „Halloween“ steht inzwischen auch bei deutschen Kindern und Jugendlichen hoch im Kurs - und wird in der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November begangen. Damit liegt das Fest genau zwischen dem evangelischen Reformationstag und dem katholischen Hochfest Allerheiligen. Der evangelische Landesbischof Ralf Meister lässt sich von der Horror-Begeisterung jedoch nicht beirren, sondern plädiert dafür, Martin Luther öffentlichkeitswirksam in Szene zu setzen.
epd: Herr Landesbischof, was sagen Sie zu dem als Gruselmonster verkleideten Zehnjährigen, der am Reformationstag bei Ihnen klingelt und „Süßes oder Saures“verlangt?
Ralf Meister: Eine theologische Diskussion wird schwierig werden, aber ich werde ihn fragen, was für ein besonderer Tag heute ist, damit neben Halloween der Reformationstag wenigstens einmal genannt ist. Und auf jeden Fall werde ich ihm einen Segenswunsch mit auf den Weg geben.
epd: Die Kritik von Theologen an dem Grusel-Brauch reicht von „kommerziellem Humbug“ bis zu Ängsten, Halloween könnte den Reformationstag aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängen. Wie schätzen Sie das ein?
Meister: In der Tat ist es traurig, dass sich immer wieder zeigt: Erfolg hat nur, was sich gut verkaufen lässt. Trotzdem liegt es an uns und unseren Ideen, den Reformationstag in die Öffentlichkeit zu bringen. Mit den Themen der Reformationsdekade ist uns das ja auch immer wieder gelungen. Wenn der 31. Oktober zum 500. Jahrestag der Reformation 2017 Feiertag sein wird, wird er Halloween sicher in den Schatten stellen.
epd: Vor elf Jahren hat der evangelisch-lutherische Kirchenkreis Hameln die Aktion „Hallo Luther“ statt „Halloween“ ins Leben gerufen und damit zeitweise bundesweit und sogar international Nachahmer gefunden. Wie ließe sich der Tag - gerade auch im Blick auf das Reformationsjubiläum - für Kinder und Jugendliche attraktiv evangelisch umrahmen?
Meister: Die Aktion „Hallo Luther“ hat eine umfangreiche Ideensammlung für die Gestaltung dieses Tages herausgegeben. Es gibt darin Entwürfe für thematische Gottesdienste, Konfirmanden- und Religionsunterrichtsstunden, die dazu einladen, den Weg Martin Luthers zur Freiheit des Glaubens für sich zu entdecken. Dazu gibt es Spiele und Aktionen wie eine Anleitung für das Ausschneiden eines Lutherkürbisses, Rezepte für „Kochen wie bei Käthe“, einen Tintenfass-Zielwurf, Thesen-Wettangeln oder eine Luther-Rallye.
epdAustellung „ReFORMation“. Bild: Cordula Paul
Protestanten aus dem Raum Hameln feiern rund um den Reformationstag wieder ihre Veranstaltungsreihe „Hallo Luther“. Im Mittelpunkt stehen dabei ein herbstlich-buntes „Lutherfest“ am Süntelturm mit „Lutherbrötchen“ und „Lutherbier“ sowie ein zentraler Gottesdienst mit Theaterszenen am Abend im Hamelner Münster, wie der evangelische Kirchenkreis Hameln-Pyrmont mitteilte. Das Motto für dieses Jahr lautet „Luther fällt aus dem Rahmen“ und ist angelehnt an das Jahresthema der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) „Reformation - Bibel und Bild“.
Der Reformator Martin Luther (1483-1546) sei ein Mensch gewesen, der in vielerlei Hinsicht aus dem Rahmen gefallen sei, sagte der Hamelner Superintendent Philipp Meyer. „Man kann sagen, dass er ein Entdecker der Freiheit des Gewissens war.“ Das habe viele Menschen inspiriert und ermutigt.
Dazu veranstaltet der Kirchenkreis zahlreiche Gottesdienste, Vorträge oder Angebote für Kinder. Geplant sind auch eine Familienfreizeit und ein Kabarettabend. Auch der katholische Allerheiligentag (1. November) steht im Zeichen der Reformation. Am 6. November sind Konfirmanden in der Hamelner Innenstadt unterwegs, um Aufgaben rund um Luther zu lösen.
Der Kirchenkreis hatte vor mehr als zehn Jahren die Reihe „Hallo Luther“ begründet, um dem zeitgleich gefeierten „Halloween“ etwas entgegenzusetzen. Die Hamelner fanden damit bundesweit Nachahmer.
epdBild: ELM
Ausstellung „ReFORMation“. Bild: Cordula Paul