Blind vor dem Altar
In wenigen Tagen beginnen neue, junge Theologen in Niedersachsen ihr Vikariat - den kirchlichen Vorbereitungsdienst für das Pastorenamt. Und eine besondere junge Frau schließt ihr zweijähriges Vikariat mit großem Erfolg ab. Trotz ihrer mit vier Jahren verlorenen Sehkraft. Ein Videobeitrag über die außergewöhnliche Vikarin aus Celle.
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Wenn sich Vikarin Dr. Christina Ernst auf einen Gottesdienst vorbereitet, liegen nicht nur Talar und Bibel bereit - sondern auch ihr Blindenstock. Die blinde Theologin will ihren Traum wahr machen und Pastorin werden.
Zwei Jahre lang war die junge Theologin Vikarin in der Celler Stadtkirche. Obwohl sie die Kirche selbst nie sehen kann, hat sie seit Herbst 2013 Taufen, Hochzeiten, Trauerfeiern und jegliche andere Gottesdienstformen souverän geleitet. Zudem war sie mit ganzem Herzen dabei, was sie bei den Gemeindemitgliedern stets sehr beliebt gemacht hat.
Wer Pastor oder Pastorin wird, beginnt nach dem Studium der Theologie den kirchlichen Vorbereitungsdienst, das sogenannte Vikariat.
In dieser zweiten Ausbildungsphase erwerben die Vikarinnen und Vikare theologisch-pastorale Handlungskompetenz. Das Vikariat findet an zwei Orten statt:
- in einer Kirchengemeinde, in der unter Anleitung eines Pastors/einer Pastorin (Vikariatsleiter/in) die pastoralen Tätigkeiten erprobt und angeeignet werden und
- im Predigerseminar, wo in Studienwochen die Praxis reflektiert und mit den Kolleginnen und Kollegen diskutiert wird, weitere Kenntnisse erworben und auf die Praxis bezogen werden.
Der kirchliche Vorbereitungsdienst schließt nach 2 1/4 Jahren mit dem Zweiten Theologischen Examen ab.
Jeweils im Frühjahr und im Herbst beginnt ein neuer Vikariatskurs. Bis zu 25 Vikarinnen und Vikare werden in ihrer Vikariatsgemeinde und gemeinsam im Predigerseminar ausgebildet.
Bild: Stefan Wollnik