Älter werden mal ganz anders
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„Wir sollten nicht nur über die Älteren reden, sondern mit ihnen“ meinte die 69-jährige Edith Jenzer-Jounais aus Hannover-Döhren bei einem Workshop beim großen Kongress „SechzigplusKirche“, der am Freitag, 11. September im Congress Centrum von der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers veranstaltet wurde. Und genau das wurde dann auch in 18 Foren und Vorträgen und Arbeitsgruppen gemacht und in der Umsetzung in 17 Praxisworkshops gezeigt.
418 Teilnehmende aus der Landeskirche und viele Gäste aus dem ganzen Bundesgebiet diskutierten einen Perspektivwechsel in der kirchlichen Arbeit mit Älteren. Neben den traditionellen Betreuen wünschen vor allem die „jungen Alten“ sich zu beteiligen und in den Kirchengemeinden Freiräume zu bekommen, in denen sie selbständig und selbstbewusst Projekte anpacken und durchführen können. Referenten berichteten unter anderem von Männertreffen und Erlebnispädagogik, Quartierentwicklung und gemeinsamen Wohnprojekten, Klimaschutzinitiativen und Seniorenkantoreien, geistlicher Biografiearbeit und Bildungsarbeit, jeweils für und mit Älteren.
Zum Auftakt des Kongresses hatte die niedersächsische Sozialministerin Cornelia Rundt festgestellt, dass der Bevölkerungsrückgang nicht einmal durch die Zuwanderung ausgeglichen werden könne. Sie forderte eine flexiblere Gestaltung des Eintritts in das Rentenalter.
Bild: Jens Schulze
Der Evangelische Kirchenfunk Niedersachsen (ekn) hat die Veranstaltung mit der Kamera betreut, die Referenten interviewt und hat zum Abschluss eine aussagekräftige Umfragen zusammengestellt.
Landesbischof Ralf Meister begann den Hauptvortrag des Kongresses mit einem humorvollen Blick auf die Zeitschriftenlandschaft in einem Bahnhofskiosk. „Jugend und Gesundheit sind die ästhetischen Leitbilder unserer Gesellschaft“, stellte der 53-Jährige bei Durchsicht der verschiedenen Journale fest.
Wenn allerdings dennoch ältere Menschen auf den Titelblättern erschienen, so seien es bekannte Persönlichkeiten, deren Biografien sich durch Brüche und Umwege kennzeichnen. „Gerade wegen dieser Umwege sind sie Vorbilder für viele ältere Menschen“, so Meister.
Die Bibel zeichne ein vielschichtiges Bild des Alters. Hohes Alter gelte in der Bibel auch als Zeichen für ein Leben in der Nähe und aus dem Geist Gottes, so der leitende Geistliche weiter. „Eine wichtige Haltung der Bibel ist Achtung vor alten Menschen aufgrund ihrer Weisheit und Lebenserfahrung!“, betonte der Landesbischof. „Auch in der Arbeitswelt reift in den letzten Jahren wieder die Erkenntnis, dass die Erfahrung der Älteren genauso wichtig ist wie die Qualitäten junger Menschen.“
Bisher war der Blick von Kirche auf das Alter geprägt durch Fürsorge für ältere und gebrechliche Menschen. Dies entspricht nicht mehr dem Lebensgefühl der Menschen über 60. Im Gegenteil „die Generation 60plus ist eine starke und positiv orientierte Generation“, so Meister. „Die Leute wollen etwas Neues erleben und sie wünschen sich von Kirche eine ermutigende Spiritualität, die sie befähigt neue Wege zu gehen.“
Susanne Ruge/Gunnar Schulz-AchelisSozialministerin Cornelia Rundt forderte einen sanfteren Übergang ins Rentenalter beim Kongress „SechzigplusKirche“. Landesbischof Ralf Meister erinnerte an den Respekt gegenüber Älteren in der Bibel. Bild: Jens Schulze
Viele Workshops luden ein zum Umdenken im Alltag. Bild: Jens Schulze
Bild: Jens Schulze