„Zusammen besser leben“ - Teil 1
Mit einem zentralen Eröffnungsgottesdienst in Veldhausen in der Grafschaft Bentheim hat die Diakonie in Niedersachsen am 6. September ihre diesjährige landesweite „Woche der Diakonie“ eröffnet. „Zusammen besser leben“ lautet das Motto des Aktionsprogramms, wie die in diesem Jahr gastgebende Evangelisch-reformierte Kirche am Freitag in Leer mitteilte. Im Zentrum der Aktionen steht das Thema Flüchtlinge.
Der Umgang mit Flüchtlingen sei derzeit eines der wichtigsten Themen in Kirche und Gesellschaft, sagte der reformierte Diakonie- und Ökumenepastor Thomas Fender. Die Kirche müsse auch angesichts von Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte und rechtsradikaler Ausschreitungen eine klare Position beziehen. An der Aktionswoche wollten sich viele der 3.000 diakonischen Einrichtungen in Niedersachsen sowie Kirchengemeinden beteiligen.
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Nach langem Leidensweg teils auch zu Fuß über Ungarn und Österreich nach Deutschland haben am Sonntag knapp 900 Flüchtlinge Niedersachsen erreicht. Sie sind am Sonntag Früh (6. September) am Braunschweiger Hauptbahnhof angekommen, sagte Matthias Eichler, Sprecher des Innenministeriums. Allein 500 seien mit Bussen zu Notunterkünften nach Lüchow weitergereist. Weitere seien in Braunschweig, Hannover und Hameln untergekommen. „Wir haben alle untergebracht“, betonte Eichler.
In Lüchow beziehen die Flüchtlinge nach nur 18-stündiger Vorbereitung auch durch ehrenamtliche Helfer in einem Gebäude der Polizei Quartier, das früher für die Unterbringung von Polizisten bei Castor-Transporten genutzt wurde. Die Johanniter-Unfall-Hilfe hat die Versorgung übernommen. „Zahlreiche Helferinnen und Helfer kümmern sich darum, dass die ankommenden Flüchtlinge ausreichend verpflegt und medizinisch versorgt werden“, sagte der Sprecher der Zentralen Polizeidirektion Hannover, Karsten Wolff.
„Für uns ist das innerhalb weniger Tage ein enormer organisatorischer und vor allem personeller Kraftakt“, sagte der Leiter des Koordinierungsstabes zur Flüchtlingsaufnahme, Friedhelm Meier. In Zusammenarbeit mit den Kommunen und Hilfsorganisationen sei es gelungen, die unerwartet angekommenen Flüchtlinge aufzunehmen. Innerhalb der vergangenen Woche hat das Land Niedersachsen eigenen Angaben zufolge zur Entlastung seiner Erstaufnahmeeinrichtungen bis heute rund 2000 zusätzliche Plätze für Flüchtlinge geschaffen.
Auch das Land Bremen beteiligt sich an der Aufnahme der Flüchtlinge, die am Wochenende über Ungarn zunächst in München eintrafen. 70 bis 100 Menschen sollten Schätzungen zufolge möglicherweise noch im Laufe des Sonntags am Bremer Hauptbahnhof ankommen. Sie sollen dann zunächst in einer Halle auf dem Gelände des Polizeipräsidiums in der Bremer Vahr untergebracht werden, sagte ein Sprecher der Sozialbehörde dem epd. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) kümmert sich vor Ort um die Versorgung.
Sie sei stolz auf die Solidarität vieler Institutionen, mit der innerhalb weniger Stunden dieses Hilfenetz aufgespannt worden sei, sagte Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne). „Es ist ein Akt der Solidarität unter den Ländern und damit eine Selbstverständlichkeit, dass wir Bayern in dieser Situation nach unseren Möglichkeiten unterstützen.“ Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte zur Unterbringung und Integration von Flüchtlingen in einem Video-Podcast gesagt, es müsse „jede Ebene - Länder, Kommunen und auch der Bund - ihren fairen Anteil tragen“. Es gehe um eine nationale Aufgabe.
epdAnkommen und Orientierung suchen. Bild: epd-Bild
Niedersachsen geht nach Medienberichten davon aus, dass in der zweiten Jahreshälfte bis Ende Januar 2016 noch etwa 45.000 Flüchtlinge auf die Kommunen im Land verteilt werden müssen. Die zuletzt festgelegten Verteilquoten und Verteilungskontingente seien inzwischen nahezu ausgeschöpft, zitiert die „Neue Osnabrücker Zeitung“ ein Schreiben des Innenministeriums an die Landkreise und kreisfreien Städte. Zugleich habe das Ministerium in dem Schreiben vom Donnerstag mitgeteilt, an einer Überarbeitung der Anrechnungspraxis zu arbeiten.
Derzeit müssten Landkreise mit Erstaufnahmeeinrichtungen wie beispielsweise Osnabrück mit Bramsche-Hesepe oder Göttingen mit Friedland weniger Flüchtlinge aufnehmen, hieß es. Möglicherweise müssen die betroffenen Kommunen künftig mehr Asylsuchende außerhalb der Landeseinrichtungen versorgen als bislang. Die Überlegungen dazu steckten jedoch noch im Anfangsstadium.
Diese Zahlen seien eine Konsequenz aus der Anhebung der Schätzung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, hieß es. Mitte August hatte die Behörde mitgeteilt, Deutschland müsse in diesem Jahr mit bis zu 800.000 Flüchtlingen oder Asylbewerbern rechnen. Auf Niedersachsen entfallen davon nach einem bundesweiten Verteilschlüssel rund 75.000 Menschen.
epdHiba von „Crescent Noah e.V“ aus Hannover mit Flüchlingskindern. Bild: Cresent Noah e.V.
„Erste Hilfe“ mit Getränken, Essen, Kleidung, Decken, Spielsachen. Bild: epd-Bild
Zahlreiche freiwillige Helfer nehmen Flüchtlinge an Deutschlands Bahnhöfen in Empfang. Bild: epd-Bild