Der junge Noah von der Elbe
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Max kennt seine Pappenheimer. „Vorsicht, da liegt Hühnerkacke von Elfriede“, warnt der Junge und stößt die Holzpforte zu seiner Farm auf. Rote Haare, Sommersprossen, Zahnlücke: Der Junge aus Neuhaus im nordöstlichsten Zipfel von Niedersachsen wirkt wie aus einem Bilderbuch. Und ein bisschen wirkt auch seine kleine Farm so. Max hält nicht einfach ein paar Hasen im Stall, sondern bestandsbedrohte Meißner Widder. Er lässt nicht irgendein ein Schaf seine Wiese mähen, sondern gefährdete Bentheimer. „Das sind Schafe mit besonders flauschigem Fell, allerdings wenig Fleisch“, erklärt der Junge.
Es ist später Nachmittag, Max und sein Vater sind zum Füttern in ihren Garten am Ortsrand gefahren. Mit sicherem Griff schnappt sich der Junge einen Eimer Hafer, raschelt mit dem Korn und lockt seine Schafe an. „Kommeli, komm“, ruft er ein paar Mal - und ein Dutzend bewollte Vierbeiner kommt auf ihn zugaloppiert. Drei Jahre alt war Max, als er sein erstes Schaf geschenkt bekam. Woher seine Tierliebe kommt? Vater Jens zuckt mit den Schultern und lacht: „Der ist schon mit dem Storch hier angekommen.“
Gemeinsam mit seinem Vater will der Junge eine „Kinderarche"“bauen. Bild: epd-Bild/ Andreas Tamme
Max nimmt sein Hobby sehr genau, er ist das jüngste Mitglied der ersten Arche-Region Deutschlands. Dort, wo die Wiesen weit und die Störche zahlreich sind, verbindet die Gemeinschaft an der Elbe mehr als 100 Halter von gefährdeten Haus- und Nutztierrassen. Für seinen Sohn ist Vater Jens schon Tausende Kilometer durch ganz Deutschland gefahren - immer auf der Suche nach interessanten Tieren.
„Gerade haben wir einen schönen Bock für die Bentheimer ersteigert“, erzählt der Junge stolz. „Zu einem super Preis.“ Cröllwitzer Puten hat er schon lange, neu sind die blauen Pommernenten. Der 13-Jährige finanziert die Ankäufe und das Futter durch den Verkauf von Nachwuchs, den seine Tiere produzieren, und Geldgeschenken zu Geburtstagen. Damit möglichst viele Kinder die alten Rassen kennenlernen können, will er in seinem Heimatort jetzt eine „Kinderarche“ bauen.
Bild: epd-Bild/Andreas Tamme
Den Stall gibt es schon, Strom und Wasser laufen ebenfalls. Nur am Dach hapern die Bauarbeiten derzeit. „Nach einem Sturmschaden im Frühjahr regnet es überall hinein“, sagt Jens Jasker und atmet hörbar aus. „Wir leisten viel selbst, trotzdem fehlt uns Geld für die Instandsetzung.“ Über Spenden freut sich die Familie daher immer - denn wirklich etwas verdienen lässt sich mit der Zucht gefährdeter Tiere nicht. Den Eröffnungstermin ihres Freiluftklassenzimmers haben Vater und Sohn schon im Visier, auch wenn er wegen zu klärender Grundstücksrechte noch in weiter Ferne liegt.
Carolin George (epd)Maximilian Jasker (13) lebt in der Elbtalaue bei Lüneburg und besitzt an die 100 Haustiere. Bild: epd-bild/ Andreas Tamme
Bild: epd-Bild/ Carolin George