Startseite Archiv Tagesthema vom 04. August 2015

70 Jahre danach

Die Darstellung der Archivmeldungen wird kontinuierlich verbessert. Sollten Sie Fehler bemerken, kontaktieren Sie uns gerne über support@systeme-e.de

70 Jahre nach den amerikanischen Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki hat der Reformierte Bund die Bundesregierung aufgefordert, sich für den vollständigen Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland starkzumachen.

Der Vorstand des kirchlichen Dachverbandes, der sogenannte Moderamen, wandte sich in seiner Stellungnahme vom Freitag in Hannover entschieden gegen jeden Einsatz und die Bereitstellung von Massenvernichtungsmitteln.

Die Atombombenabwürfe auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki vom 6. und 9. August 1945 waren der erste und bislang einzige Einsatz von Atomwaffen in einem Krieg. Sie hätten bis heute währendes Leid über Hunderttausende Menschen gebracht, heißt es in der Erklärung. „Die Schreckenserfahrungen haben die Menschheit nicht zur Einsicht gebracht.“ In Deutschland lagerten auch heute mehr als 100 Atomwaffen mit deutlich größeren Vernichtungspotential.

Die Bundesregierung sollte sich nach Auffassung des Reformierten Bundes Initiativen anschließen, die auf die vollständige Abrüstung aller Atomwaffen weltweit zielen. Der Konflikt in der Ukraine zeige aktuell, wie fragil der Friede auch in Europa sei, mahnte der Kirchenbund: „Das Drohen mit dem Einsatz von Massenvernichtungsmitteln scheint wieder möglich zu sein.“

Der Reformierte Bund versteht sich als konfessioneller Dachverband. Ihm gehören als Hauptträger die Evangelisch-reformierte Kirche sowie die Lippische Landeskirche an. Zudem sind auch unierte Kirchen sowie reformierte Gemeinden, Zusammenschlüsse und Einzelpersonen Mitglieder. Als seine Aufgabe betrachtet es der Bund, die Gemeinschaft der reformierten Christen und das theologische Erbe in der Tradition Calvins und Zwinglis zu pflegen.

epd
CLbJ7l7UkAAntE3.jpg_large

Nationale Friedensgedenkhalle für die Opfer des Atomanschlags in Nagasaki. Bild: Evangelische Friedensarbeit

„Die Schreckenserfahrungen haben die Menschheit nicht zur Einsicht gebracht. Das Drohen mit dem Einsatz von Massenvernichtungsmitteln scheint wieder möglich zu sein“
Erklärung des reformierten Bundes

 

Weltweit befinden sich nach aktuellen Angaben des Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI immer noch mehr als 15.000 Atomwaffen im Besitz von neun Staaten: USA, Russland, China, Großbritannien, Frankreich, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea. Das sind zwar 500 Sprengköpfe weniger als noch in 2014, doch steht der Reduzierung der Waffen eine Modernisierung des vorhandenen Arsenals gegenüber. Das betrifft auch die US-Atombomben, die in Deutschland bei Büchel in der Eifel stationiert sind.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) macht sich für die vollständige nukleare Abrüstung stark. „Keine Atomwaffen sind das Ziel“, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Ebenso äußerte sich der Friedensbeauftragte Renke Brahms: „Das unendliche Leid, das die Menschen in Japan vor 70 Jahren erfahren haben, muss uns Mahnung sein, alles zu tun, dass diese schrecklichen Waffen nicht mehr eingesetzt werden.“

Atomwaffen dürften nicht weiterhin fester Bestandteil der Militärstrategie von Staaten oder Militärbündnissen sein, sagte Brahms, der auch der Leitende Theologe der Bremischen Evangelischen Kirche ist.

epd
CLbIv7ZVAAAIMwx.jpg_large

Büchel. Bild: Evangelische Friedensarbeit

Hannover erinnert sich

70 Jahre nach den Atombombenabwürfen auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki erinnern Kommunalpolitiker, Kirche und Initiativen in Hiroshimas Partnerstadt Hannover an die Opfer der nuklearen Explosionen. Am Jahrestag des Bombenabwurfs auf Hiroshima (6. August) sind zahlreiche Aktionen geplant, wie die Stadtverwaltung mitteilte.

Bereits am Vorabend lädt das Hiroshima-Bündnis zum Nachdenken und zu Gesprächen über die Atombombenangriffe in den Hiroshima-Gedenkhain auf der Alten Bult ein. Nach dem Anschlagen der Friedensglocke und einer Kranzniederlegung beginnt am 6. August morgens zum Zeitpunkt des Beginns der Abwürfe die Gedenkfeier im Mahnmal Aegidienkirche in der Innenstadt. Eine sich anschließende Trauer-Tee-Zeremonie wird von der Kulturbotschafterin der Stadt Hiroshima, Hiroyo Nakamoto, geleitet.

Nach einer Gedichte-Lesung zum Thema Krieg und Frieden auf Japanisch und Deutsch beginnt eine multireligiöse Friedensandacht. Am Abend werden im Mosaiksaal des Neuen Rathauses zwei Filme zum Atombombenabwurf und deren Folgen gezeigt. Der Gedenktag endet im Park der Partnerstädte, wo um 22 Uhr auf dem Maschteich vor dem Rathaus Papierlaternen ausgesetzt werden.

epd
IMG_1665c_2

Die Friedensglocke erklingt im Turm der Aegidienkirche. Bild: Cordula Paul

„Mayors for Peace“

Das Netzwerk fordere mit dem Flaggentag den Beginn von Verhandlungen über einen endgültigen Verzicht auf Atomwaffen, sagte Göttingens Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler (SPD). Bundesweit gehören mehr als 400 Verwaltungschefs dem Bündnis an.

Twittern über Bombenabwurf

Anlässlich des Gedenktages veröffentlicht die Evangelische Friedensarbeit bis zum 9. August Fotos aus Nagasaki auf Twitter.