Lieder, die alle kennen
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Seine Songs haben eine ganze Generation von Kirchentagsbesuchern geprägt. Die Melodien von Fritz Baltruweit sind in Gottesdiensten und Messen inzwischen moderne Klassiker, geadelt durch die Aufnahme ins offizielle Gesangbuch.
„Das ist schon ein tolles Gefühl, wenn ich ein Lied anstimme, und alle kennen das“, sagt der evangelische Pastor aus Hannover. Heute feiert er seinen 60. Geburtstag.
Rund 1.000 Lieder hat er bisher geschrieben und etwa die Hälfte davon auch selbst getextet. Längst haben sie die Konfessionsgrenzen überschritten. Sein bekanntestes Lied „Gott gab uns Atem, damit wir leben“ wurde sogar ins katholische „Gotteslob“ aufgenommen.
Für einen anderen seiner Hits griff er auf einen Text des jüdischen Religionsphilosophen Shalom Ben-Chorin (1913-1999) zurück: „Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt“. Ben-Chorin staunte einst darüber, dass ihm bei Vorträgen und Kirchentagen in Deutschland aus tausend Kehlen sein eigenes Gedicht entgegenschallte, das zum „Volkslied“ geworden sei. Das Lied erklang auch bei der Trauerfeier für den Schriftsteller in Jerusalem.
DDR-Kirchentag 1983. Bild: Studiogruppe Baltruweit
Baltruweit sieht sich als Liedermacher in der Tradition von Hannes Wader oder Reinhard Mey. Das Singen lernte der Sohn eines Diakons und frühere Pfadfinder im Knabenchor Hannover. Schon als Jugendlicher schrieb er in den 1970er Jahren die ersten Songs zur Gitarre, die damals noch gar nicht kirchlich waren. Irgendwann lud ihn eine Musikgruppe namens „Kirchenwecker“ zum Mitmachen ein. Dass Pastoren sich im Talar eine Gitarre um den Hals hängten, war damals revolutionär.
Klassisch ausgebildete Kirchenmusiker blickten anfangs etwas abschätzig auf den komponierenden Pastor aus Hannover. Doch das hat sich gelegt. „Dadurch, dass ich im Gesangbuch vertreten bin, gibt es eine gewisse Ehrfurcht.“ Inzwischen spielen die Kirchenmusiker Baltruweits eingängige Songs auf der Orgel nach.
Abendsegen beim Kirchentag in Dresden. Bild: Fritz Baltruweit
Mit einem Gefühl von Gänsehaut denkt Baltruweit noch immer an den Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin zurück, als 200.000 Menschen seine Lieder mitsummten: „Beim Kirchentag kann man Klangerfahrungen machen, die man sonst nicht hat.“ Genauso bewegend findet er es, unerkannt im Gottesdienst in einer Kirchenbank zu sitzen, während die Menschen um ihn herum ein Lied aus seiner Feder anstimmen.
Mehr als 50 Platten und CDs sowie vier Liederbücher sind das Ergebnis seines musikalischen Schaffens. Kommerziellen Erfolg hat Baltruweit damit nie gehabt und auch nie angestrebt. Als Pastor wirtschaftlich abgesichert verzichtet er bei seinen Konzerten auf Gagen. „Ich mache das, damit die Leute mitsingen.“
Nur die drei Begleitmusiker seiner „Studiogruppe Baltruweit“, allesamt Profis, erhalten ein Honorar. „Ich möchte durch das, was ich mache, die Menschen zu den wesentlichen Wurzeln ihres Lebens bringen“, betont er. „Auf ganz andere Weise, als eine Wortpredigt es kann.“
Michael Grau (epd)Fritz Baltruweit. Bild: privat
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