Beistand im Behördendschungel
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Anträge in Juristendeutsch sind für jeden Laien eine Qual. Das gilt für Flüchtlinge, die erst seit kurzem Deutsch lernen, umso mehr. Aus diesem Grund wollen hannoversche Jurastudierende eine kostenlose Rechtsberatung für Flüchtlinge aufbauen, eine sogenannte Refugee Law Clinic. „Wir übersetzen Dokumente oder begleiten die Flüchtlinge zu Behörden“, berichtet der 24-jährige Lukas Schrader.
Das Prinzip der „Law Clinics“ stammt ursprünglich aus den USA: Studierende bieten allen, die sich keinen Anwalt leisten können, eine kostenlose Rechtsberatung an. Refugee Law Clinics gibt es in Deutschland unter anderem in Gießen, Köln und München. Und bald auch in Hannover.
Schrader und seine Kommilitonen haben bereits Vorerfahrungen im Flüchtlingscamp am Rande der Innenstadt gesammelt. Seit mehr als einem Jahr protestieren dort hinter dem Hauptbahnhof Flüchtlinge aus dem Sudan mit einem Zeltlager für bessere Lebensbedingungen. Schrader wurde Pate für Ahmed M., der selbst für das Camp aktiv ist.
Er unterstützt ihn ehrenamtlich bei seinem Asylantrag. Dafür sammelte der Student ein halbes Jahr lang Nachweise wie Fotos und Zeitungsartikel, die das exilpolitische Engagement des Sudanesen belegen konnten. „Der Zeitaufwand lag insgesamt locker bei 80 Stunden“, erzählt Schrader. „Das kann ein Anwalt nicht leisten. Der muss das in drei Stunden schaffen.“
Dabei sind diese Vorarbeiten aber oft entscheidend. „Genau das, was im sudanesischen Flüchtlingscamp abgeht, die individuelle Fallbetreuung, wollen wir auch mit der Clinic schaffen“, sagt Schrader. Im März gründete er deshalb mit 26 weiteren Mitgliedern den Verein „Refugee Law Clinic Hannover“. Noch befindet sich die studentische Initiative im Aufbau, im Frühjahr 2016 soll die offizielle Arbeit beginnen.
Für den Aufbau des Vereins sind verschiedene Arbeitsgruppen zuständig. Eine kümmert sich etwa um Fundraising, eine andere hat Kontakt zu Trägern wie dem Roten Kreuz und der Diakonie aufgenommen. „Wir wollen uns ganz breit aufstellen“, erzählt Schrader. Der Verein kann sich Kooperationen mit Flüchtlingsheimen, Medizinern und Sprachwissenschaftlern vorstellen. „Ob wir dann rausgehen und Flüchtlingsheime besuchen oder ob die Flüchtlinge zu uns kommen, wissen wir noch nicht.“ Seit Juli stellt die Universität dem Verein Räume zur Verfügung stellen.
epdEinige Mitglieder des RLC-Hannover Teams. Bild: RLC
Vorsitzender des Beirats: Prof. Dr. iur. Nils Hoppe. Bild: RLC