Weggefährten
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Anbetung und Zweifel sind offensichtlich Geschwister des Glaubens. Dies ist geblieben bis zu uns, die wir Jesus Christus nicht von Angesicht zu Angesicht sehen. Auch wenn wir inzwischen viel mehr wissen durch Forschung und Wissenschaft, bleibt das Wagnis des Gottvertrauens bestehen. Wir können im Zweifel verharren und abwarten, was geschieht. Wir können uns aber auch, wie damals die Jüngerinnen und Jünger, auf den Weg machen.
Das „Gehet hin...“ ist etwas völlig Anderes als die sogen. Christianisierung und Kolonisierung vergangener Jahrhunderte. Dies Hingehen beginnt mit andachtsvollem Staunen und Wundern. Gott hält uns für würdig, seine Botschaft in die Welt -oder auch nur in die Nachbarschaft- zu tragen. Inzwischen kommt die „Welt“ nämlich zu uns und wartet nicht mehr. Flüchtlinge und Vertriebene nähern sich dem viel beschworenen christlichen Abendland und hoffen auf Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Beistand.
„Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. … ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Das ist die Orientierung, die Christus uns gibt. Die Fürsorge hier und in der Welt ist ein Erkennungszeichen der Christen. Das Kreuz eignet sich nicht nur als „Logo“, sondern ist Sinnbild göttlicher Gegenwart. In dem gekreuzigten und auferstandenen Christus reicht uns Gott immer wieder neu die Hand. Viel mehr noch: Dieser Christus schickt Menschen auf den Weg, die damals wie heute keine besondere Auszeichnung vorzuweisen haben.
„Geht hin und macht zu Jüngern...!“ Also nicht zu Sklaven oder zu Abhängigen. Das griechische Wort bezeichnet sowohl den Lehrling als auch den Anhänger. Beides sind wir, wenn wir Christus nachfolgen und andere ebenfalls dazu einladen.
Was kennzeichnet dann die Jüngerinnen und Jünger? Wir können es auch nachlesen, bei den Evangelisten, bei den Aposteln. Das Leitbild vermittelt uns Jesus Christus. In seiner Nachfolge werden Menschen glücklich gemacht, gestärkt, getröstet, aufgerichtet, begleitet, gesättigt. Christus schickt Menschen zueinander, sodass sie in dieser Begegnung neue Schritte unternehmen, sich gegenseitig aufmerksam machen und ihren Horizont erweitern.
Bei den Flüchtlingen heute reicht oft schon, dass wir den ersten Schritt machen, sie als Nachbarn ansprechen. Auch wenn es mit der sprachlichen Verständigung am Anfang oft mühsam ist. Es wird zunächst bei Gesten, bei einer Einladung zum Tee oder Kaffee bleiben. Bei gutem Willen ist jemand zu finden, der zum Dolmetschen bereit ist. Die nächsten Schritte folgen – auch der Austausch über den Glauben, über das, worauf wir vertrauen. Wir können die neuen Nachbarn auch zu einer Gemeindeveranstaltung oder gar zum Gottesdienst einladen. Die Taufe steht da nicht auf der obersten Rangstufe, ist aber möglich.
Wir dürfen Gesandte sein, weil uns der Bevollmächtigte, nämlich Christus, dazu ausersehen hat. Auch mit unseren Zweifeln, aber vor allem mit der Gewissheit, dass er uns Kraft, Phantasie und Geduld dabei schenkt – solange wir leben. Und danach wird er neue Weggefährten berufen.
Bild: Jens Schulze
Udo Wolten. Bild: privat