Startseite Archiv Tagesthema vom 23. Juni 2015

„Wir wollen Begegnung leben“

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Am 25. und 26. Juni 2015 findet in Hannovers Innenstadt zum dritten Mal die „Lange Nacht der Begegnung“ statt. Muslime laden Christen, Juden und Interessierte zu einem Abend mit gemeinsamem Essen, Vorträgen, Gebet und Gesprächen ein. Mine Subasi-Hintze und Abuzar Ahmadi sind die Organisatoren im Helfer-Team.

Redaktion: Wie ist es zu der Idee gekommen, mitten in der Stadt zu einem gemeinsamen Fastenbrechen einzuladen und warum nennt ihr es „Lange Nacht der Begegnung“?

Mine Subasi-Hintze: Also bei der Idee, müssen wir zugeben, dass die gar nicht von uns ist. Aus Marburg erreichte die Dr. Buhmann-Stiftung eine Anfrage, die eine solche Veranstaltung beinhaltete. Die Idee fanden die Verantwortlichen dann so toll, dass man überlegt hat, so etwas auch in Hannover selbst zu machen. Und bei der Überlegung ist es - wie man sehen kann - nicht geblieben; in diesem Jahr findet die „3. Lange Nacht der Begegnung“ statt.

„Lange Nacht der Begegnung“ deshalb, weil die Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang fasten, so dass das Fastenbrechen stattfindet, wenn es Nacht wird. Und wir wollen natürlich nicht nur gemeinsam Fastenbrechen, sondern, dass unsere Gäste ins Gespräch kommen, sich begegnen. Hier feiern Christen, Juden und Muslime und zwar, dass sie viel mehr verbindet als sie trennt. Thora, Bibel und Koran, alle Buchrreligionen kennen und nennen es „Fasten“.

Redaktion: Bereits zum dritten Mal werden Zelte und eine Bühne zwei Abende auf dem Georgsplatz in Hannover aufgebaut. Was haben Sie aus den letzten Jahren an Erlebnissen mitgenommen?

Abuzar Ahmadi: Im ersten Jahr waren wir nervös, ob alles so gelingt, wie wir es uns erhoffen. Kommen genug Besucher? Wird das Essen gut und rechtzeitig und warm verteilt? Werden die Zuschauer mit dem Programm zufrieden gestellt...?

Im zweiten Jahr waren wir viel entspannter was den Ablauf anging, aber dann kamen neue Herausforderungen, wie zum Beispiel ein plötzlicher knackiger Regenschauer oder der Bundespräsident a.D.. Aber diese haben wir auch gut gemeistert.

Dann dieses Gefühl des Zusammenarbeitens zwischen den verschiedenen Ethnien, egal ob weiß oder schwarz, alle haben Hand in Hand mitgemacht. Sonst gibt es immer nur eine Gruppe die zusammen etwas organisiert, aber hier war die Heterogenität auf höchstem Niveau!

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Gruppenbild des Helfer-Teams mit dem Geschäftsführer der Dr. Buhmannstifting, Friedrich-Wilhelm Busse, und Bundespräsident a.D., Christian Wulff (beide hinten). Vorne, hockend: Mine Subasi-Hintze und Abuzar Ahmadi (rechts). Bild: Mine Subasi-Hintze

Ziele der „Langen Nacht der Begegnung“, sowie Eindrücke und Interviews über die Veranstaltung im Ramadan 2014

Redaktion: Wer waren Ihre bekanntesten Gäste und welcher Beitrag hat Sie besonders bewegt?

Subasi-Hintze: Da denke ich natürlich zunächst mal an Dr. Christian Wulff im vergangenen Jahr, das hat einfach gepasst. Natürlich auch sein Satz zu den Muslimen in Deutschland. Bei den Beiträgen habe ich mehrere Favoriten. Toll fand ich zum Beispiel ein gemeinsames Schulprojekt, was präsentiert wurde, auch weil es eben deutlich gemacht hat, dass wir die Begegnung leben müssen; an ganz viel mehr Tagen und Nächten als nur zur „Langen Nacht der Begegnung“, damit es ein echtes Miteinander wird.

Redaktion: Muslime laden andere Muslime und Nichtmuslime zum sogenannten „Iftar“ ein. Sie fasten selbst den ganzen Tag. Wie organisieren Sie das?

Ahmadi: Man ist das Fasten ja gewohnt. Ob man Student ist oder arbeitet, jeder hat die Pflicht zu fasten. Es stärkt viel mehr die Seele (heutzutage auch als „Innerer Schweinehund“ bezeichnet) als nur den Körper. Daher ist man noch motivierter zu helfen oder Gäste zu bedienen.

Redaktion: Was erwartet die Gäste in diesem Jahr? Was steht auf dem Programm?

Subasi-Hintze: Natürlich wieder interessante Gäste, wie in diesem Jahr die Integrationsbeauftragte Frau Doris Schröder-Köpf, höhrenswerte Vorträge, um einander besser zu verstehen und natürlich das bunte Bild der interreligiösen Gemeinschaft Hannovers mitten in der Stadt.

Redaktion: Auf welche Begegnungen an den beiden Abenden freuen Sie sich?

Ahmadi: Ich freue mich wieder die anwesenden Geschwister im Glauben zu sehen, neue Gesichter kennenzulernen und interessierte Fragen zu beantworten und aufzuklären. Denn aufgrund der einseitigen Medien kommt die sehr große Mehrheit der friedlich lebenden Muslime kaum zum Vorschein. Diese Veranstaltung ist daher auch ein sehr guter Ort um Vorurteile zu überwinden.

Interview: Redaktion EMSZ

Interesse und Wertschätzung

Der Ramadan ist nach Ansicht der islamischen Religionspädagogin Annett Abdelrahman in der deutschen Mehrheitsgesellschaft angekommen. Viele Bürger wüssten mittlerweile, dass es sich um den muslimischen Fastenmonat handele, sagte die Religionslehrerin und Dozentin. Immer mehr Menschen zeigten Interesse und Wertschätzung.

Die niedersächsische Integrationsbeauftragte Doris Schröder-Köpf betonte, vor allem das Fastenbrechen der Muslime nach Sonnenuntergang gemeinsam mit Gästen aus der Nachbarschaft und anderen Religionsgemeinschaften sei „eine gute Tradition geworden“.

Sie erinnere sich noch gerne an die guten Gespräche der vergangenen Jahre, schrieb Schröder-Köpf in einer Grußbotschaft zu Beginn des Ramadan. Die Moschee-Gemeinden setzten ein wichtiges Zeichen für das friedliche Zusammenleben der Menschen. Bei den Gesprächen lernten die Menschen voneinander und bauten Vorurteile ab. „Allen Muslimas und Muslimen, die fasten, wünsche ich eine gesegnete Fastenzeit.“

Abdelrahman sagte, dass Muslime inzwischen auch am Arbeitsplatz oder in den Schulen auf das Fasten angesprochen würden. Das niedersächsische Kultusministerium weise die Schulleiter und Lehrer per Mail eigens darauf hin. Die in Hannover lebende Mutter dreier Kinder unterrichtet an der Osnabrücker Drei-Religionen-Schule und am dortigen Institut für Islamische Theologie.

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Mitorganisatorin Mine Subasi-Hintze, Christian Wulff und Mitorganisator Hamza Dehne. Bild: Dr. Buhmann Stiftung

Mit dabei sein

Offizieller Gast aus der hannoverschen Landeskirche wird Stadtsuperintendent Hans-Martin Heinemann sein.

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Bild: Dr. Buhmann Stiftung

Das Tun des Guten

„Judentum, Christentum und Islam ist es gemeinsam, dass sie sich zu einem einzigen Gott bekennen. Auch dass sie dieses Bekenntnis als Antwort auf eine Offenbarung verstehen, die sich kritisch gegen alle menschliche Gottesvorstellungen und -bilder abgrenzt, gehört zu diesem Monotheismus. Es gibt demnach nur einen Gott, der der Schöpfer aller Menschen ist und ihnen dieselbe Würde verleiht. Sein Wille verpflichtet sie auf das Tun des Guten und seine erfahrbare Gegenwart erlöst und befreit sie zu einem Leben im Frieden. In diesem Glauben an den einen und einzigen Gott zeigt sich eine Zusammengehörigkeit dieser drei Religionsfamilien.“
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)