Mut
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Wache hat er gehalten. In der Nacht vom 8. zum 9. Oktober 1943 als tausende Bomben auf Hannover hagelten – Bomben aus Kampfflugzeugen der Alliierten. Der Kirchenvorsteher Bark bewies Mut in dieser Schreckensnacht. Während der Luftangriffe in dieser Nacht saß Bark auf dem Dachboden des Kirchenschiffes. Immer, wenn eine Brandbombe durch das Kirchenfenster einschlug, löschte Bark die Brandherde. Sieben Stück waren es! Seinem Mut ist es zu verdanken, dass die Dreifaltigkeitskirche im Herzen Hannovers nicht niederbrannte.
Als vor 70 Jahren am 8. Mai der Zweite Weltkrieg und damit auch der Nationalsozialismus endete, stand die Dreifaltigkeitskirche noch – sie war nahezu die einzige intakte Kirche nach dem Krieg. Landesbischof Hanns Lilje hielt hier öfter Gottesdienste, viele nannten sie die „heimliche Bischofskirche“. Auch die Studentengemeinde fand in der Dreifaltigkeitskirche vorübergehend eine Heimat. Der damalige Studentenpfarrer Grawit sagte: „Hannover war eine Trümmerstadt. Das Bestehen nur der Dreifaltigkeitskirche war für mich ein Symbol des Überdauerns.“
Aus Angst und Schrecken ist Mut und Hoffnung entstanden.
Angst – ein Zustand, der die Menschen ständig beschleicht: Der Predigttext für diesen Sonntag – der unter dem lateinischen Titel „Rogate“, zu deutsch: „Bittet“ steht - ist auch ein solcher Bericht, in dem es um Angst geht. Jesus nimmt Abschied. Abschied von seinen Freunden, seinen Schülern: den Jüngern. Den Jüngern war klar: „Wir bleiben zurück in einer Welt, die Angst macht.“ Wie ein guter Seelsorger lenkt Jesus den Blick der Jünger auf die Zukunft: „Eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden.“ Die Jünger bleiben allein zurück, doch Jesus hinterlässt ihnen beim Abschied ein Trostwort, wie ein Testament, ja wie ein Vermächtnis an die ganze Menschheit wirkt: „Bittet, so werdet ihr nehmen, damit eure Freude sich erfülle.“
Auch in der Dreifaltigkeitskirche war die Freude nach Ende des Krieges groß: Denn Kirchenvorsteher Bark bewahrte das Gotteshaus vor den Bomben. Aber auch die Küsterin Martha Hoffmann bewies Courage. Bis Kriegsende versteckte sie das Altarkreuz und mehrere Leuchter hinter einem Schrank im Turm – so fielen sie nicht der Waffenproduktion zum Opfer. Kurz nach dem 8. Mai 1945 stellte sie Leuchter und Kreuz auf den Altar. Und es konnte wieder Gottesdienst gefeiert werden – in Frieden. Ohne Angst.
Der NDR Radiogottesdienst wird am kommenden Sonntag, 10. Mai, ab 10.00 live aus der Sigwardskirche in Idensen (Wunstorf) übertragen.
Bild: Jens Schulze